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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 14.1938

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Revellio, Paul: Römische Bäder in Baden
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https://doi.org/10.11588/diglit.42535#0041
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Römische Bäder in Baden

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abgeben. Man hielt sich deshalb bei diesen Räumen an die alte Tradition, wie sie
uns nur noch in den älteren Pompesaner Thermen überliefert ist. Daher die ver-
blüffende Ähnlichkeit, die unser Bad mit diesen verbindet. Die für die Bäder not-
wendige Hitze wurde seit dem 1. Jahrhundert v. Cchr. erzeugt durch die sogenannte
Hypokaustenheizung, die es eigentlich erst ermöglichte, das römische Bade-
wesen auszugestalten. Cs war eine Warmluftheizung, bei der die Heißluft den hohl
gelegten Boden durchzog und in den Wänden in den einzelnen Kanälen in die
Höhe stieg und infolgedessen eine viel gleichmäßigere Wärme in den Räumen zu
verbreiten vermochte, als sie die Zimmerofenheizung erreichte. C. Sergius Orata
hatte in den Zeiten Sullas für die Fischzucht Steinwannen unterheizt und diese
Heizweise zum erstenmal für die Anterheizung von Badewannen, ja ganzer Räume
verwendet (Tas. VI, 2). Zu diesem Zwecke wurden aus kreisrunden oder quadratischen
Tonplatten kleine Pfeiler von durchschnittlich 80 cm Höhe aufgeführt, die dann
den zweiten zu erhitzenden Boden zu tragen hatten; er bestand meistens ebenfalls
aus Tonplatten mit darüber gegossenem Ziegelmörtel. Aus dem Hohlboden wurde
die warme Luft in besonders geschaffenen Hohlräumen der Wände in die Höhe
und durch das Dach abgeleitet. Meistens waren es viereckige Tonröhren (Tubuli,
Heizkacheln), die durch seitliche Öffnungen untereinander in Verbindung standen.
Geheizt wurde mit rauchloser Holzkohle von einem Feuerungsraum (Praefurnium)
aus, von dem aus die warme Luft durch einen Feuerungskanal in den Hohlraum
unter den Boden einströmte. Ost wurde die Mauerössnung durch zwei Parallel-
mauern künstlich nach innen verlängert, wodurch die Flamme in eine bestimmte
Richtung geleitet wurde und eine längliche Form bekam. Waren die von einem
Herd aus zu unterheizenden Räume zu ausgedehnt, so war es schwierig, die kalte
Lust in den Hohlräumen in Bewegung zu bringen. Zu diesem Zweck wurde dann
oft an einer gegenüberliegenden Seite ein zweiter Herd angebaut, dessen Feuer
dann durch seine saugende Wirkung Zugluft entfachte (Lockfeuer). Manchmal wurde
auch der Hohlboden nur von einzelnen Kanälen durchzogen. Solche Heizungen
baute man mit Vorliebe in späterer Zeit, z. B. in Raum 8 des Villenbades von
Fischbach (Abb. 18; Taf. VII). Es brauchte natürlich geraume Zeit, bis der oft 30 cra
dicke schwebende Boden und die Wände durchheizt waren. Dann aber hielt die Wärme
längere Zeit an. Gelegentlich bediente man sich auch einer einfacheren und rascher
zum Ziele führenden Art. Man ließ die warme Luft durch Öffnungen in Boden
und Wänden unmittelbar in den zu heizenden Raum einströmen, wie wir das noch
in den Bädern von Neckarburken und Äberauchen kennen lernen werden. Mit be-
sonderer Vorficht muhte angeheizt werden, damit nicht in dem ungleich erwärmten
Ziegelbeton Riffe sich öffneten, die besonders da gefährlich wurden, wo sie eine
Wanne undicht machten, wie denn überhaupt das Bad nur bei pfleglicher Be-
handlung dauernd in Betrieb gehalten werden konnte. Nicht umsonst berichten
uns zahlreiche Inschriften von Wiederherstellungen von Bädern, die durch das
Alter betriebsuntüchtig geworden waren. Die Gemein-degenosfen von Tasgetium
(Eschenz bei Stein a. Rh.) stellen Wohl im 2. Iahrh. das durch das Alter zerfallene
Bad wieder her. Ähnliches wird uns von Baden-Baden, Walldürn und Jagst-
hausen bezeugt. Besonders litten auch die Kalksteinmauern unter der durch die
Heizung entwickelten Hitze. So durfte für den Aufbau dieser Heizungsanlagen, wo
Sandstein oder Basalttuff nicht zur Verfügung standen, nur Ziegelmaterial ver-
wendet werden. Dieses in großer Menge gebrauchte Material lieferten für die
Truppenbäder die Legionsziegeleien, die ihre Ware mit den Stempeln ihrer Truppe
versahen, und so sind namentlich die Militärbäder die Hauptfundstätten für diese
Ziegel mit Truppenstempeln.
 
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