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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 18.1948/​1950

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Garscha, Friedrich; Gropengießer, Hermann [Gefeierte Pers.]: Hermann Gropengießer (1879 - 1946)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42247#0021

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gebnissen neuester Ausgrabungen genährten Erläuterungen zur Lektüre Cae-
sars oder der Germania des Tacitus zu lauschen. Für ihn waren die Bodenfunde
und Denkmäler die lebendigsten Illustrationen zu den antiken Schriftstellern.
Ein tragisches Geschick hat dem viel zu früh Verstorbenen nicht nur die
Fertigstellung seiner hauptsächlichsten Arbeiten versagt, sondern darüber
hinaus für ihn und für uns Jüngere nahezu alle Quellen und Möglichkeiten
zur Fortsetzung dieser Studien vernichtet. Leidenschaftlich bestrebt, Funde
und Denkmäler vor Kriegseinflüssen zu schützen, fand er 1939 und noch stärker
1943/44 bei der damaligen Stadtverwaltung nicht nur keine Unterstützung, son-
dern z. T. erbitterten Widerstand, als er die Notwendigkeit der Bergung der wert-
vollen Sammlungsbestände verfocht. So wurde im Spätjahr 1944 bei den
schweren Luftangriffen auf die Stadt Mannheim die gesamte archäologische
und ur- und frühgeschichtliche Sammlung des Schloßmuseums bei der Zer-
störung des Schlosses vernichtet. Dieser für alle Zukunft unersetzliche Verlust
an Kulturwerten, an Arbeit und an wissenschaftlichen Erkenntnissen hat H. Gro-
pengießer selbst am härtesten getroffen, denn er verlor damit zugleich auch den
Inhalt seiner Lebensarbeit.
Wer das Glück hatte, mit dem Verstorbenen einmal einen Nachmittag lang
sein Arbeitsgebiet zu durchstreifen, war reich beschenkt von dem Genuß
solcher Stunden. Und wer die väterlich gütige Art H. Gropengießers gekannt
hat, vermag zu verstehen, was uns auch mit ihm als Mensch genommen
wurde. Von seinen persönlichen Angelegenheiten und Sorgen sprach er nie.
Gesprächig wurde er nur, wenn er von den ihm vertrauten und geliebten Zeu-
gen der Vergangenheit berichtete. Daß nach dem Untergang dieser Denkmäler
und durch seinen Tod auch so unendlich vieles Wissen um die älteste Ver-
gangenheit seines Wirkungsbereiches für immer getilgt wurde, bleibt für uns
alle überaus schmerzlich.

Karlsruhe

Friedrich Garscha
 
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