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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 18.1948/​1950

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Stroh, Armin: Jungsteinzeitliche Keramik von Obergrombach, Ldkrs. Bruchsal und ihre Stellung im südwestdeutschen Neolithikum
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https://doi.org/10.11588/diglit.42247#0035

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Jungsteinzeitliche Keramik von Obergrombach

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Wohnungen in Mitteleuropa deswegen jedoch überhaupt zu leugnen, geht m. E.
nach unseren bisherigen Kenntnissen zu weit. Wollen wir mit unseren Deu-
tungsversuchen den jeweiligen Befunden gerecht werden, so müssen wir ganz
von diesen ausgehen und dürfen nicht unsere gegenwärtigen Bau- und Woh-
nungsbedürfnisse zugrunde legen. Der durch die Pfostenspuren der ersten Hüt-
tenstelle gegebene Grundriß (Abb. 1, 1) liegt ganz im Rahmen dessen, was
von anderen jungsteinzeitlichen Siedlungen bekannt ist. Die leicht divergieren-
den Längsseiten begegnen auch an vielen anderen Stellen4). Die Unregel-
mäßigkeit des Grubenumrisses mag teilweise durch die innere Gliederung des
Hauses bedingt gewesen sein, zum größten Teil aber auf Kosten von Ein-
brüchen und Verschwemmungen der offen liegenden Grubenränder nach dem
Verfall des Oberbaues kommen. Unter dem Einfluß der Witterung können sich
größere Schollen von der senkrechten Wandung lösen und zu Verschiebungen
des ursprünglichen Umrisses führen. Zwischen den drei Grundrissen besteht
eine so weitgehende Übereinstimmung in Größe und Anlage, daß die zufällige
Entstehung als Materialgrube kaum anzunehmen ist. Um dies zu zeigen, ist bei
den beiden anderen Gruben der Grundriß der ersten Hüttenstelle bei ent-
sprechender Orientierung eingetragen. So scheint z. B. die kleine Ausbuchtung
nicht mehr zufällig, sondern ein beabsichtigtes Bauglied zu sein. Leider ge-
stattet der Zustand der Skizzen keine weiteren Schlüsse. Gegen die Deutung
als Lehmgruben und danach als ,umhegte Schweinepfuhle“ spricht auch der
Fund einer Feuersteinschlagstelle mit etwa 39 Klingen und Klingenstücken in
einer der Hütten.
Die ,Große Grube“ vom Frauenberg bei Marburg 5) hat wie unsere Gruben eine
längliche Ausbuchtung. Sie ist genau doppelt so groß und gleicht durch die
umgebende Pfostenstellung besonders unserer ersten Hüttenstelle und in der
Orientierung der Ausbuchtung vor allem der dritten. Sie enthielt Scherben der
älteren Rössener Kultur. Diese Parallele stützt unsere vorgetragene Deutung.

Die nichtkeramischen Funde
Die Kultureinschlüsse umfassen vorwiegend Scherben, einige wenige Fels-
gestein- und Feuersteingeräte, Feuersteinhalbfabrikate, Knochen- und Ton-
geräte. Da die Scherben, die wenigstens zwei Kulturen angehören, in den ver-
schiedenen Siedlungsstellen gemischt sind, mindestens jedoch eine Trennung
nach den heutigen Unterlagen nicht mehr möglich ist, werden die übrigen
Fundstücke zusammen behandelt.
a) Felsgestei n'g e r ä t e :
1. Einseitig angeschliffenes, trapezförmiges Beilchen aus grünlich-grauem Ge-
stein. L. 45 mm, Br. 38 mm (Taf. 1, 1). — 2. Rechteckiges Beilchen aus einem

4) Z. B. Goldberg (Germania 20, 1936, Taf. 47 und Beil. 7), besonders Haus G und F.
— Aichbühl (ebd. 242 Abb. 5) Haus 14. —• Deiringsen-Ruploh (Westfalen 19, 1934,
98 f. Abb. 1). — Dullenried (H. Reinerth, Federseemoor (1929) 55 f. Abb. 11 f.). —
Riedschachen (ebd. Abb. 23 und 36). —■ Lißdorf (K. Schuchhardt, Vorgeschichte
von Deutschland (1939) 81 Abb. 82).
5) Zeitschr. f. hess. Gesch. u. Landeskde. 52 (NF. 42), 1919, 72 ff. Abb. 5. — W. Ra-
dig, Der Wohnbau im jungsteinzeitlichen Deutschland 110 Abb. 30a (= Mannus-
Bibl. Nr. 43). Den Hinweis auf diese Entsprechung verdanke ich E. Sangmeister-
Marburg.
 
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