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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 18.1948/​1950

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Kimmig, Wolfgang: Neufunde der frühen Urnenfelderzeit aus Baden
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https://doi.org/10.11588/diglit.42247#0090

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W. Kimmig

Besonders nachhaltig unterstrichen werden die einheimischen Bindungen durch
die Erzinger Fußschale (Taf. 17, 7). Ihre Herkunft macht ein Blick auf die Ta-
feln 7—9 in dem Schaefferschen Buche über die bronzezeitlichen Grabhügel
des Hagenauer Forstes deutlich. Neu ist lediglich, daß Hagenauer Einfluß bis
an den mittleren Hochrhein zu spüren ist. Die scharfe Randkante des Fuß-
gefäßes zeigt andererseits die Einwirkung der Urnenfelderkultur.
Die in Mannheim (Taf. 18, 1—2), Erzingen (Taf. 17, 1—3) und Pfullendorf (Taf.
19, 2) auf tretenden Schalen vervollständigen das hier gezeichnete Bild. Ein
Schälchen wie Pfullendorf (Taf. 19, 4) ist rein bronzezeitlich. Es tritt von
Hagenau (a. a. O. Taf. 14, 39—41) bis hinüber nach Bayern auf7). In Erzingen
und Mannheim läßt sich die Entwicklung von der bronzezeitlichen Rillenschale
süddeutscher Art (etwa Schaeffer a. a. O. Taf. 14, 20—23. 27) bis zu der unter
Einwirkung des östlichen Kulturstromes ausgebildeten scharfkantigen Schale
mit geknickter Wandung in ein und demselben Funde aufzeigen (Taf. 17, 3. 2.
1; 18, 1. 2). Ähnliches bietet Algolsheim, Arr. Colmar8). Die schon früher ge-
äußerte Ansicht9) von der bodenständigen Entwicklung dieser so bezeichnenden
Urnenfelderform findet in unserem neuen Fundstoff wiederum ihre Bestäti-
gung.
Keramik der hier vorgelegten Art läßt sich in oft überraschend einheitlicher
Weise vom Elsaß bis hinüber nach Bayern nachweisen10 *). Eine Aufteilung in
lokale Untergruppen ist bei dem starken Austausch der Zierelemente schwierig.
Eine gewisse Gruppierung läßt sich jedoch durch die in Funden solcher Art
immer wieder auftretenden Elemente der Urnenfelderkultur vornehmen. So
gehört etwa der Mannheimer Siedlungsfund ganz mit Materialien zusammen,
wie sie vor allem im Kraichgau (Unteröwisheim, Forst, Wiesloch) und im
Neckardelta (Mannheim, Stadtteil Seckenheim) n) Vorkommen und in Spuren
auch noch bis zum Untermain nachzuweisen sind 12). Der alte, bronzezeitliche
Henkelkrug weist in diesen Gebieten eine besonders scharfe Profilierung auf,
die nur als Einfluß der Hanauer Urnenfeldergruppe zu deuten ist. Auch die
übrigen Gefäße des Mannheimer Fundes zeigen diese Hanauer Einwirkungen.
Das Kegelhalsgefäß (Taf. 18, 9) und der randlose Zylinderhalstopf (Taf. 18, 7)
können nur von hier angeregt sein.
Die Erzinger und Pfullendorfer Keramik, welche die einheimische Komponente
besonders stark und anscheinend auch in etwas altertümlicherer Ausbildung
erkennen läßt, wird man einem Hochrheinkreise zuweisen dürfen, in dessen
Mittelpunkt noch immer das Gräberfeld von Immendingen steht.
Im großen gesehen gehören Pfullendorf, Erzingen und Mannheim zum Wir-
kungsbereich der Urnenfelderostgruppe (Main, Neckar, Hegau). Darauf weist
besonders die in allen drei Funden vorkommende Schale mit geknickter Wan-
dung, die nach Aussage der Karte 13) nur hier verbreitet ist.

7) Germania 27, 1943, 109 ff, Taf. 23, 5 (P. Reinecke).
8) Bad. Fundber. 17, 1941—1947, Taf. 47, 1. 3—4.
9) ebenda 164.
10) Neuerdings auch von Grünwald bei München (Germania 27, 1943, 109 ff., Taf. 23/24.
n) Alle bei W. Kimmig, Urnenfelderkultur a. a. O., Tafel 1—3.
12) Bruchköbel: H. Müller-Karpe, Die Urnenfelderkultur im Hanauer Land (1948)
Taf. 17, C; ders. Germania 26, 1942, 13 ff. Abb. 1.
1S) W. Kimmig, Umenfelderkultur a. a. O., Taf. 48.
 
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