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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 18.1948/​1950

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Kimmig, Wolfgang: Neufunde der frühen Urnenfelderzeit aus Baden
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https://doi.org/10.11588/diglit.42247#0094

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W. Kimmig

förmigen Zierscheibchen aus gepreßtem Goldblech vom Typus Waldalgesheim29),
die gelegentlich feine Randdurchbohrungen aufweisen (z. B. Aislingen) mit
Diademen zu verbinden, führt jedoch zu weit. Wie der Befund von Wollmes-
heim lehrt, sind sqlche Scheibenanhänger auch mit Goidbiechröllchen zu
Schmuckketten verwandt worden.
Der Diademstil ist ferner auf Werke der Toreutik in nahezu gleicher Weise
übertragen worden. So weisen etwa die im selben Fundgebiet liegenden Gold-
becher von Unterglauheim bei Augsburg ebenfalls die nun schon geläufigen
breiten leiterartigen Kerbbänder und Kreisstempelzonen auf30). Es wird danach
kaum bezweifelt werden dürfen, daß auch die Goldbecher unserem Werkstät-
tenkreise entstammen- Die Unterglauheimer Becher sind andererseits eng mit
den meisten ,.nordischen“ Goldgefäßen verbunden, deren Zier oft den reinen
Diademstil verkörpert31). Es ist jedoch nicht nur der Stil, dessen Übertragung
auf eine fremde Gefäßform allenfalls denkbar erschiene, auch das Gefäßprofil
der meisten „nordischen“ Goldgefäße kann nur aus dem südwest-mitteleuro-
päischen Urnenfelderraum angeregt worden sein. So sind etwa die Goldgefäßt
von Avernakö auf Fünen und Smörkullen in Schweden32) mmittelbare Nach-
formungen später rheinisch-schweizerischer Schulterbecher ). Bei den Gold-
bechern vom Typus Mindskov, Boeslunde und Lavinsgard möchte man dagegen
an Vorbilder denken, wie sie etwa die Zylinderhalsbecher der untermainisch-
schwäbischen Urnenfeldergruppe darstellen. Im einzelnen wird dies oft schwer
zu entscheiden sein, sicher scheint nur, daß der östlich-donauländische Urnen-
felderraum als Anreger nicht in Frage kommen kann. Auch die auf dem Boden
der Goldgefäße häufig begegnenden Strahlenmotive34) müssen irgendwie mit den
reichen Innenzeichnungen rheinisch-schweizerischer Urnenfelderschalen Zusam-
menhängen 35). Was die irischen und nordischen sogenannten „Sonnenscheiben“
anbelangt36), so werden sie motivisch, mindestens zum Teil, kaum von unseren

20) W. Dehn, Kat. Kreuznach, Taf. 13, 1. — Verwandte Stücke: Aislingen, Kr. Dillin-
gen (P. Zenetti, Vor- u. Frühgesch. d. Kr. Dillingen 21). — Goldbach, Kr. Aschaf-
fenburg (Mus. Würzburg). — Wollmesheim, Pfalz (F. Sprater, Urgesch. d. Pfalz
(1928) 94 Abb. 99 unten). — Hostomitz, Kr. Teplitz (Alt. heidn. Vorz. 5, Textbd.
326 Abb. 2 links). Entspricht Aislingen.
30) G. Behrens, Bronzezeit 26 Abb. 9, 1. 2. — G. Kossinna, Der germanische Goldreich-
tum i. d. Bronzezeit (Ma.-Bibl. 12, ‘1913, Taf. 15, 2).
sl) Eine Besprechung im einzelnen würde hier viel zu weit führen. An schnell greif-
barem Vergleichsmaterial sei etwa auf den Eberswalder Fund verwiesen (G. Kos-
sinna a. a. O. und C. Schuchhardt, Der Goldfund von Eberswalde), ferner auf die
Goldhorte von Lavinsgard und Boeslunde in Dänemark (J. Brondsted, Danmarks
Oldtid, II Bronzealderen (1939) 171/172 sowie auf den Fund von Mindskov (Acta
Archaeologica 19, 1948, 189 ff.). — H. Kühn, Die vorgesch' Kunst Deutsch!. (Pro-
pyläenverlag) 310/311. — Alt. heidn. Vorz. III. 11, Taf. 1. Man vgl. auch O. Meng-
hin in Altschlesien 5, 1934 (Segerfestschr.) 179 ff. mit Taf. 32.
52) G. Kossinna a. a. O. 24 Abb. 5 und 29 Abb. 7.
53) Zu Avernakö vgl. man etwa E. Vogt, Keramik a. a. O. Taf. 2, 72—83, zu Smör-
kullen etwa Wollmesheim, Grab 3 (F. Sprater a. a. O. 95 Abb. 102 Mitte unten).
34) Etwa Eberswalde, Gefäß 5 (G. Kossinna a. a. O. 7/8), Ladegaard (ebenda Taf. 14,
3) (H. Kühn a. a. O. 310/311), Mindskov (Acta Archaeologica a. a. O. 190/192).
35) Z. B. W. Kimmig, Umenfelderkultur a. a. O. Taf. 24, D 2. 8. — F. Sprater a. a. O.
99 Abb. 106/107. — G. Behrens, Bronzezeit a. a. O. Taf. 22, B u. a. m.
30) K. H. Jakob-Friesen, Die Goldscheibe von Moordorf bei Aurich (IPEK 1931) 25 fl.;
H. Kühn a. a. O. 308).
 
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