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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 18.1948/​1950

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Nierhaus, Rolf: Eine klassizistische Fortuna-Terrakotte aus Murg (Ldkrs. Säckingen): ein Beitrag zur Ikonographie der Fortuna
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https://doi.org/10.11588/diglit.42247#0108

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R. Nierhaus

später zwei Mädchen neben sich, offensichtlich den beiden, später drei ältesten
Töchtern Marc-Aurels, die Bewährung der kaiserlichen Familie in ihrer Ob-
sorge um den Nachwuchs 49). Daneben werden Fecunditas und Iuno Lucina als
Beschützerinnen der gebährenden Mutter verherrlicht, und zwar regelmäßig
auf Münzen, die den weiblichen Angehörigen des kaiserlichen Hauses gewidmet
sind 50). Zur Symbolik der griechischen Eirene oder der segenspendenden Tyche
des 4. Jhdts. v. Chr. führen von diesen Münzbildern keine Fäden zurück. Al-
lenfalls liegt ein Zusammenhang mit der griechischen Leto vor, wenn sich eine
neuerliche Vermutung51) bestätigt, wonach die Letostatue des Euphranor (4.
Jhdt. v. Chr.) als Emblem des Kindersegens des kaiserlichen Hauses auf den
Münzbildern verwandt worden sei.
Da die Verherrlichung der proles August a im Bild, soweit ich sehe, aus
dem Bereich der Hofkunst nicht hinaustrat, kommt eine Verbindung zwischen
den gerade behandelten Münzbildern und der Murger Statuette nicht in Be-
tracht. Ebenso hat sie nichts mit den verschiedenen Muttergottheiten vom
Rhein mit kleinem Kind zu tun, so daß die von vornherein unwahrscheinliche
Deutung des Gegenstandes im linken Arm der Statuette auf ein kleines Kind
sich schwerlich wird aufrecht halten lassen.
Über den ursprünglichen Verwendungszweck der Statuette kann man mangels
verwertbarer Fundumstände und bei dem Fehlen des Unterteils nicht viel aus-
sagen. Da Devotionalien in Kleinstformat mitunter Vorkommen, wie z. B. die
Bronzestatuetten aus dem Tempelbezirk von Dhronecken (Ldkrs. Trier), die
z. T. nur 50 mm groß sind S2), wird die Murger Figur einem derartigen Zweck,
etwa im Lararium des Landguts, gedient haben, wozu die vorgeschlagene
Deutung auf Fortuna in der Gestalt der griechischen 'AyaS-Tj T'S/J, gut pas-
sen würde.
Freiburg Rolf Nierhaus

“9) Strack a. a. O. III 115 Nr. 1030 und Taf. 16; 119 Nr. 365. 1192. — MS. III 62
Nr. 302 und Taf. 2, 47 und sonst (s. Index S. 462).
50) Strack a. a. O. III 120 Nr. 520 d und f. 1335. 1338 (Münzen unter Antoninus Pius
auf Faustina d. J., Gattin Marc-Aurels). — MS. III 269 f. Nr. 677—682. 691—692
und Taf. 11, 218; 345 Nr. 1638—1640. 1649—1650 (Münzen Marc-Aurels auf Fau-
stina d. J.). — Ebda. 275 Nr. 764—768. 770—771 (Münzen unter Marc-Aurel auf
Lucilla, Gattin des Lucius Verus). — Ebda. 442 f. Nr. 667. 677. 680 (Münzen des
Commodus auf Crispina).
51) Vgl. G. Niebling, Forsch, u. Fortschr. 24, 1948, 4.
52) F. Hettner, Drei Tempelbezirke im Trevererland (1901) Taf. 5, 1—9.
 
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