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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 18.1948/​1950

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Wielandt, Friedrich: Ein fränkischer Triens aus Rheinsheim, Ldkrs. Bruchsal
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https://doi.org/10.11588/diglit.42247#0109

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Ein fränkisches Triens aus Rheinsheim

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Ein fränkischer Triens aus Rheinsheim, Ldkrs. Bruchsal
Bei Erweiterung der Kiesgrube im Gewann „Lange Äcker“ in Rheinsheim
(Ldkrs. Bruchsal) wurden im Frühjahr 1948 durch Arbeiter der Kies-AG. wie-
derum eine Anzahl Gräber aufgedecktx). Unter diesen nimmt das Frauengrab
126 durch die Beigabe eines Münzanhängers eine besondere Stellung ein. Von
den geborgenen Grabbeigaben sollen außer dem Münzanhänger (Taf. 22 B,
4 a. b) folgende Stücke dem Münzgrab entstammen 1 2):
1. Silbervergoldete Fünfknopffibel (L. 6,7 cm; Br. der Kopfplatte
3,8 cm) mit Niellomittelstreifen auf Bügel und Fuß; Knöpfe und Fuß stark
abgenützt, zwei Knöpfe fehlen; Kopfplatte und Fuß tragen Kerbschnittver-
zierung (Taf. 22 B, 1). Auf der Rückseite der Kopfplatte sind noch Reste der
eisernen Nadelspirale und Nadelrast erhalten. —
2. Bruchstück einer zweiten gleichen Fünfknopffibel (L. noch 4 cm);
Fuß und ein Knopf neu abgebrochen und verloren (Taf. 22 B, 3). —
3. Kleine Almandinrundfibel (Dm. 1,9 cm); Silber, äußerer Rand der
Fassung mit Resten von Vergoldung, geperlt (Taf. 22 B, 2). —
4. Mittelteil, einzelne Glasplättchen und Reste von der Silberfassung einer zwei-
ten gleichartigen Fibel (Taf. 22 B, 5). —
Die beiden Fibelpaare sind Vertreter von Typen, die um die Mitte des
6. Jahrhunderts geläufig sind.
Der Triens
Es handelt sich um einen gehenkelten Triens leicht barbarisierter Prägung, der
auf den Namen des oströmischen Kaisers Justinus (518—527) lautet. Die Vor-
derseite (Taf. 22 B, 4 a) zeigt das Brustbild des Kaisers, nach rechts gewandt,
mit Diadem und einem Kreuz auf der Brust und die Umschrift OH IVSTI-
NVS PFXäC, die Rückseite (Taf. 22 B, 4 b) eine nach rechts schreitende Vic-
toria, die in der Rechten einen Ring vor sich hält und über dem Kopf einen
Stern hat und die Umschrift VIOTORI — (Stern) VCTSTORI, im Abschnitt
CONOD. Henkel und Münze sind aus Gold besten Feingehalts, 3 mm breit und
durch zwei Grate fein profiliert. Er ist über der Kaiserbüste angebracht und auf
der Rückseite eingerollt, doch zeigen dort die Lötspuren an, daß er ursprünglich
auch dort befestigt war. Der Triens ist ungerändelt; sein Durchmesser beträgt
ohne Henkel 13 mm, das Gewicht (mit Henkel) 1,50 g.
Der Triens ist vom Victoriatypus, und die Umschriften sollten nach der römi-
schen Vorlage korrekt lauten DN IVSTINUS PF AVG und VICTORIA
AVGVSTORVM, im Abschnitt COMOB. Die Büste ist verhältnismäßig gut ge-
schnitten, dagegen weist die Victoria deutliche Zeichen fortgeschrittener Bar-
barisierung auf. Der Flügel zeigt bereits Ansätze zu der bei westgotischen und
fränkischen Geprägen so charakteristischen leiterförmigen Gestaltung. Der Lor-

1) Bad. Fundber. III, 1933—1936, 454 ff. (Fr. Garscha); 14, 1938, 27 (J. Eckerle) und
16, 1940, 36 (W. Bauer).
2) Die folgende Beschreibung des Grabinventars sowie die Bildvorlage verdanke ich
Herrn Dr. F. Garscha.
 
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