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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 18.1948/​1950

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Stoll, Hermann: Die Alamannengräber von Freiburg, Stadtteil St. Georgen: ein Beitrag zur Datierung der alamannischen -hausen-Orte
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https://doi.org/10.11588/diglit.42247#0112

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108

H. StOll

Der gute Boden der Gemarkung wurde schon frühzeitig besiedelt. Dicht süd-
lich über dem Ort erhebt sich der Schönberg (Gemarkung Ebringen)1). An
seinem Abhang gegen St. Georgen wurde 1919 eo Kernstück gefunden, das
die steinzeitliche Besiedlung in der Umgebung des Schönbergs andeutet2). An
Siedlungsresten nicht genauer bestimmbaren Alters kam in der Lehmgrube
der Ziegelei östlich Uffhausen eine Schuttgrube mit urgeschichtlichen Scher-
ben zutage. Klarer zu erkennen ist die vorgeschichtliche Besiedlung auf der
Gemarkung von der Hallstattzeit ab. 1933 wurde beim Bau des Hauses Som-
mer am Kirchweg ein Bronzering gefunden, wahrscheinlich der Rest einer
durch Bauarbeiten zerstörten hallstattzeitlichen Bestattung. In den folgenden
Jahren wurden fortlaufend durch Bauarbeiten zwischen Uffhausen und Stein-
wenden Gräber der Hallstattzeit angeschnitten, nunmehr rechtzeitig gemeldet
und vom damaligen Museum für Urgeschichte, Freiburg, geborgen3). Sie ent-
hielten z. T. schöne Beigaben, vor allem reich bemalte Tongefäße aus der
Spätzeit der süddeutschen Urnenfelderkultur. 1935 wurde am Hüttweg ein
Grab mit zwei Gefäßen, 1940 ebenda ein Brandgrab mit drei Gefäßen und
eines mit einem Gefäß aufgedeckt. Am Kirchweg kam in der Nähe der ersten
Fundstelle 1939 ein Brandgrab mit drei Gefäßen zutage. Aus der Latenezeit
liegen vorerst nur unbeobachtete Einzelfunde vor4). Dagegen sind aus der
folgenden Zeit der römischen Besetzung des Landes Siedlungsspuren gefunden
worden. In der Kiesgrube Sichler am Mooswald wurde 1927 ein trocken ge-
mauerter römischer Brunnen angeschnitten und untersucht. Im Gebiet des
alamannischen Gräberfeldes am Hüttweg liegen überall verstreut römische
Scherben; aus der Füllerde der Gräber 7, 18, 19, 20, 26 und 30 kamen zahlreiche
Scherben, aus Grab 21 sogar das Bruchstück eines Leistenziegels zutage.
Dies deutet die Nähe eines römischen Siedlungsplatzes an, der aller Wahr-
scheinlichkeit nach weiter nördlich, gegen die Landstraße zu, gesucht werden
muß. Über die ganze Länge der früheren Gemarkung St. Georgen zog nämlich
die Römerstraße Basel—Riegel; sie lag wahrscheinlich auf derselben Linie wie
die heutige Landstraße. Dicht außerhalb der Gemarkungsgrenze wurde sie
1935 beim Leimenstollen durch Bauarbeiten nachgewiesen5). Auf Reste gallo-
römischer Höfe weisen vielleicht die im Ort festgehaltenen Sagen hin: Der
Ortsteil Wendlingen habe einst zwischen oberer Ölmühle und Rehberg ge-
standen (dort sollen Grundmauern im Boden stecken) und beim „Seele“ soll
ein versunkenes Schloß gewesen sein. Dagegen stammen die von A. Riesterer
1931 im Waldteil ,,Kleine Eichen“ am Rand des Mooswaldes aufgedeckten
Grundmauern nach den beigefundenen Tonscherben und Bruchstücken glasier-
ter Ofenkacheln aus neuerer Zeit.

1) E. Wagner, Fundstätten und Funde 1 (1908), 220 und Bad. Fundber. 15, 1939, 8;
13, 1937, 8; 17, 1941—1947, 99.
2) Diese und die folgenden Angaben sind den Ortsakten Freiburg, Stadtteil St. Ge-
orgen im Bad. Landesamt f. Ur- u. Frühgeschichte Freiburg entnommen.
*) Bad. Fundber. 17, 1941—1947, 298 ff.
>) Bad. Fundber. 17, 1941—1947, 311, Taf. 82, A 1—2.
5) Bad. Fundber. III, 1933—1936, 376.
 
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