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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 18.1948/​1950

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Stoll, Hermann: Die Alamannengräber von Freiburg, Stadtteil St. Georgen: ein Beitrag zur Datierung der alamannischen -hausen-Orte
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https://doi.org/10.11588/diglit.42247#0129

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Die Alamannengräber von Freiburg

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Grab mit „Roß und Reiter“ gefunden worden sein, doch ist die Nachricht davon
nicht genügend verbürgt, um hier als Beleg für die bessere soziale Stellung
der Neusiedler in -hausen-Orten gelten zu können40). Aufs Ganze gesehen,
müssen die meisten -hausen-Orte als Siedlungen höriger Bevölkerung auf
dem Boden eines größeren Grundherrn angesprochen werden, wie dies z. B.
in Lörrach, Stadtteil Stetten nachzuweisen war (vgl. Anm. 8). Die oben an-
geführten Ausnahmen können Neusiedlungen selbständiger Bauernsöhne aus
den alten alamannischen Dörfern sein.

Nachtrag
Anschließend an die alamannischen Ausbauorte mit Ortsnamen auf -hofen und
-hausen sollen noch kurz die andern Orte mit Siedlungsbezeichnungen wie
-zimmern, -beuren und -kemnaten behandelt werden. Schon die Ortsnamen-
kunde hat festgestellt, daß Orte mit solchen Bezeichnungen sämtlich Aus-
bauorte sind und nicht zu der älteren alamannischen Siedlungsschicht gehören.
Ihre Lage ist bezeichnend genug; die meisten liegen abseits in engen Tälern
oder auf den Vorhöhen von Gebirgen, nicht in den früh besiedelten, frucht-
baren Landschaften. Der Dorfanlage nach gehören sie zwar noch zu den Hau-
fendörfern mit Gewannflur, wenn sie auch an Umfang den meisten alten
Orten zurückstehen. Viele von ihnen sind auch heute noch kleine Weiler,
einige wenige, welchen noch eine verhältnismäßig große Gemarkung zuteil
wurde, haben sich später zu Dörfern entwickelt. Man darf sich aber durch die
Größe ihrer Gemarkung nicht täuschen lassen, denn sie liegen durchweg auf
schlechterem Boden als die früheren Gründungen und sind nur durch inten-
sive Kultivierung des ihnen zugeteilten Bodens später gewachsen.
Die Seltenheit von Reihengräbern bei den genannten Orten zeigt schon ihre
späte Gründungszeit an; manche von ihnen fallen vielleicht schon über das
Ende der Reihengräberzeit hinaus und sind wohl erst im 8./9. Jahrhundert
oder später entstanden. Der genaue Zeitpunkt des Einsetzens genannter Orts-
bezeichnungen läßt sich vorerst nicht fassen, da noch kein Gräberfeld eines
solchen Ortes planmäßig untersucht wurde. Wahrscheinlich hatten die zuge-
hörigen Gräberfelder alle nur geringen Umfang und wenig Beigaben. Von
den -zimmern-Orten ist am besten das Gräberfeld von Immendingen, Ortsteil
Bachzimmern, Ldkrs. Donaueschingen, untersucht, wo bereits H. Schreiber 1823
die Beigaben aus einigen zufällig angeschnittenen Gräbern gerettet hat. Nach
seinem Manuskript im Stadtarchiv Freiburg i. Br. wurden dort in einer Tuff-
sandgrube ca. 20 Gräber, darunter ca. sieben Steinplattengräber abgegegraben.
Ein Männergrab enthielt Schwert und Sporn, ein Frauengrab Perlenkette und
andern Schmuck. Unter den Beigaben der andern Gräber werden Schwerter,
drei Schildbuckel, eine eiserne Pferdetrense und silbertauschierte eiserne Rie-
menzungen genannt (E. Wagner, 1, 90). Weiterhin sind Gräberfelder ange-
schnitten worden bei Zimmern, Ldkrs. Donaueschingen (E. Wagner 1, 15),
Zimmerholz, Ldkrs. Konstanz (Bad. Fundber. I, 1925—1928, 211), Metter-
zimmern, Kr. Ludwigsburg, und Frauenzimmern, Ldkrs. Heilbronn (W. Veeck
a. a. O. 188 und 211) und Zimmern ob Rottweil (unsichere Grabfunde, Schwert
u. a. Fundber. Schwaben NF. 8, 1935, 140).

40) W. Veeck, Alamannen a. a. O. 266.
 
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