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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 18.1948/​1950

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Stoll, Hermann: Die Alamannengräber von Freiburg, Stadtteil St. Georgen: ein Beitrag zur Datierung der alamannischen -hausen-Orte
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https://doi.org/10.11588/diglit.42247#0130

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126

H. StOll

Für die -beuren-Orte am bezeichnendsten sind die Grabfunde aus Großbott-
war, Ldkrs. Backnang (im 9. und 10. Jahrhundert urkundl. genannt. Bodibura).
Von dort stammt eine koptische Bronzekanne, eines der Einfuhrstücke aus
dem Mittelmeergebiet, deren sich J. Werner zur Datierung der jüngeren
Reihengräber nördlich der Alpen bediente (Anm. 12, J. Werner, a. a. O. 42 ff).
An Waffen liegen vor: ein Sax und eine Lanzenspitze. Ferner sind Grabfunde
von folgenden -beuren-Orten bekannt: Blaubeuren, Ldkrs. Ulm a. D. (mehrere
Gräber, ein Sax, W. Veeck 313), Ennabeuren, Ldkrs. Münsingen (W. Veeck 333),
Wäschenbeuren, Ldkrs. Göppingen (ein Grab, W. Veeck 184), Moosbeuren und
Mendelbeuren, Ldkrs. Ravensburg (ein Sporn bzw. eine Lanzenspitze, W. Veeck
316, 338) und Beuren a. d. Aach, Ldkrs. Konstanz (mehrere Gräber mit Waf-
fen, Bad. Fundber. III, 1933—1936, 177). Wegen seiner Zeitstellung ist noch
der eigenartige Fund eines Tasehenreliquiars aus dem 7. Jahrhundert im Altar
der Kirche des bereits genannten Ennabeuren beizufügen41).
Von den ohnehin seltenen Orten mit Namen wie Kemnaten liegen bis jetzt
keine bestimmten Nachrichten über Grabfunde vor. Nur von Kemnat, Ldkrs.
Eßlingen a. N. sind andeutungsweise „Gräber mit Waffen und Perlen“ bekannt
geworden (W. Veeck 240).
Die Datierung der wenigen, oben angeführten Grabfunde ist freilich wegen
der Dürftigkeit der meisten, bis jetzt daraus bekannt gewordenen Beigaben
schwierig, doch kann im ganzen aus ihnen geschlossen werden, daß aus Grä-
berfeldern der genannten Orte keine frühen Grabfunde des 5./6. Jahrhunderts
vorliegen. Für das 7. Jahrhundert bezeichnend ist die Bronzekanne von Groß-
bottwar; auf das spätere 7. Jahrhundert verweisen die Beigaben von Bach-
zimmern und das häufige Vorkommen von Steinplattengräbern bei diesem
und andern -zimmern-Orten. Die -zimmern- und -beuren-Orte laufen wahr-
scheinlich zeitlich parallel mit den -hausen-Orten und dürften ähnliche, kleine
Gräberfelder aus der 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts wie das oben beschriebene
von Uffhausen besitzen. Dabei setzen die -beuren-Orte vielleicht noch eine
kleine Zeitspanne später ein als die -zimmern-Orte, ihrer Siedlungswege und
der Dürftigkeit ihrer Grabfunde nach zu schließen, ähnlich wie das Schwer-
gewicht der -hofen-Orte etwas später liegt als das der -hausen-Orte (vgl.
Grimmeishofen). Die aus den Waffenbeigaben zu erschließende soziale Stel-
lung der ersten Ansiedler ergibt das gleiche Bild wie bei den anderen spät-
alamannischen Ausbauorten. Aus keinem Gräberfeld eines -zimmern- oder
-beuren-Ortes ist bis jetzt mit Sicherheit die volle Bewaffnung des 7. Jahr-
hunderts bekannt; nachgewiesen sind bis jetzt nur einige Männergräber mit
Sax oder Lanze, gelegentlich ein Sporn oder Schild. Sie werden wohl sämtlich
Ansiedlungen von Hörigen auf dem Boden eines Grundherrn sein, wie die
meisten -hausen, -hofen und die zahlreichen Orte mit Stellenbezeichnungen
wie das oben mehrmals genannte Lörrach, Stadtteil Stetten.
Freiburg Hermann Stoll (t)

-■iß K. Gröber, Münchner Jahrb. f. bildende Kunst NF. 12/13, 1938/39, 7 ff. und
H. Zeiß, Das Heilsbild a. a. O. 1941, 33.
 
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