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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 18.1948/​1950

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Dauber, Albrecht: Zur Besiedlung im Karstgebiet nördlich Pforzheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.42247#0137

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Zur Besiedlung im Karstgebiet nördlich Pforzheim

133

Der Versuch, die Ortsnamen und ihre frühesten Nennungen als Quellen in
diesen siedlungsgeschichtlichen Überblick einzuführen, läßt die Schwierigkeiten
deutlich werden, die für den Zeitabschnitt bestehen, in dem die archäologischen
Quellen aussetzen und die historischen erst sehr spärlich zu fließen beginnen.
Umso mehr begrüßen wir die Möglichkeit, uns in den Gemarkungsgrenzen und
den Wüstungen noch einmal zweier Erscheinungen bedienen zu können, die in
ihrer realen Faßbarkeit den archäologischen Quellen an Beweiskraft wieder
näher kommen I3).
Mit dem Hinweis auf die Gemarkungsgrenzen als frühgeschichtliche Boden-
urkunden hat K. Schumacher 14) auf eine Quellengattung aufmerksam gemacht,
die für eine an siedlungsgeschichtlichen Zeugnissen arme Zeit ein umfang-
reiches und lückenlos greifbares Material versprach. Auf der Grenzscheide
mehrerer Wissensgebiete liegend, von denen sich keines voll zuständig fühlte,
blieb jedoch diese wichtige Anregung fast unbeachtet.
Nach Schumacher gehört zu den Kennzeichen alter Gemarkungen im rechts-
rheinischen Gebiet eine gewisse Normalgröße (nicht unter 600 bis 800 ha), ab-
gerundete Gestalt und ruhiger, an morphologische Gegebenheiten angelehnter
Verlauf ihrer Grenzen. Wo dies nicht zutrifft, ist mit späteren Eingriffen und
Veränderungen des ursprünglichen Siedlungsbildes zu rechnen und deren Ur-
sachen zu suchen. Schumachers Angabe, daß mit Vorliebe Wasserscheiden zu
Abmarkungen benutzt wurden, darf dahin ergänzt werden, daß dies geradezu
ein Hauptmerkmal früher Abmarkung zu sein scheint, daß auch Wasserschei-
den kleiner und kleinster Ordnung dabei berücksichtigt werden und daß dieses
Prinzip der Zusammenfassung hydrographischer Einheiten bis zur Abtrennung
junger Tochtergemarkungen im frühen Mittelalter in Übung bleibtlä).
Auf unserem Kartenausschnitt verdeutlichen dies die Gemarkungen Eutingen,
Otisheim und die ehemalige Mark Elfingen. Bei Eutingen tritt mit der Ge-
markungsform das zweite Merkmal für frühe Gründung zum Ortsnamen
hinzu. Dasselbe gilt für Otisheim, wo frühe Nennung und Ortsname ergänzt
werden durch die Gemarkungsform, zu der die jung abgetrennte Gemarkung
Dürrn hinzuzurechnen ist. Die Grenzen Otisheims umschließen mit kleinen
Störungen im Norden und einer großen, noch zu erklärenden Störung im Sü-
den gerade das Erlenbachsystem, damit in eigenartiger Genauigkeit eine sied-
lungstechnische Konzeption des 2./1. Jahrtausends v. Chr. wiederholend.
Nußbaum (frühe Nennung) zeigt nach Ausdehnung und Form der Gemarkung
und der Lage des Ortes in derselben etwa die Normalform. Ein eigentliches
Gewässernetz ist hier am Rand des Karstgebietes natürlich nicht ausgebildet.
Bei Eisingen, Ispringen und Kieselbronn legt die noch mangelhafte Kenntnis
der Variationsmöglichkeiten der Gemarkungsgestaltung Zurückhaltung in der
Beurteilung nahe. Manche Anzeichen sprechen in jedem dieser drei Fälle gegen
die Ursprünglichkeit des heutigen Gemarkungsbildes.
Eine ungewöhnliche und sicher nicht ursprüngliche Form hat die Gemarkung
Göbrichen. Bei einer Breite von nur 1—2,5 km zieht sie sich als 6 km langer
Schlauch von S nach N über einen großen Teil des Karststreifens hin. Der Ort

13) Mit Recht weist Gradmann (Süddeutschland I, 76) auf die Bodenfunde als aus-
sagekräftigste Quelle der Siedlungsgeschichte hin.
14) Vgl. Anm. 3.
15) Vgl. das Beispiel Bretten, s. Fundschau a. a. O.
 
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