Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 18.1948/​1950

DOI Artikel:
Dauber, Albrecht: Zur Besiedlung im Karstgebiet nördlich Pforzheim
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42247#0136

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
132

A. Dauber

Gemarkungen zu handeln, Erlenbach auf der Mark Otisheim, Niefern auf einer
rechts der Enz gelegenen Mark, vielleicht Oschelbronn.
Nur wenig weiter führen die Ortsnamen und deren früheste Nennungen. Auf
dem abgebildeten Kartenausschnitt liegen oder lagen acht -ingenorte und ein
-heimort. Zwei dieser -ingenorte sind abgegangen. Von den übrigen 17 Orts-
namen (davon sechs abgegangen) nehmen acht (davon fünf abgegangen) Bezug
auf ein Wasservorkommen. Diese Ortsnamen auf -bronn oder -bacli gelten wie
alle Namen mit „Stellenbezeichnungen“ allgemein als jüngere Ortsnamen-
schicht des ersten Ausbausu). In ihrer auffallenden Häufung gerade hier
spiegelt sich offenkundig das Bewußtsein vom Wert eines Wasservorkommens
in dieser Gegend. Bezeichnenderweise sind sie aber auch unter den ausge-
gangenen Orten zahlenmäßig am stärksten vertreten, was die Unsicherheit der
hydrographischen Grundlagen der Besiedlung treffend beleuchtet. Die rest-
lichen sieben Ortsnamen bereiten in der Mehrzahl der sprachlichen Deutung
und damit der Einreihung in einen zeitlich festlegbaren Ortsnamentyp
Schwierigkeiten. Zu ihnen gesellen sich als die beiden jüngsten Schichten der
Besiedlung die Namen von vier um 1700 gegründeten Waldenserkolonien und
drei Höfe des 18. Jahrhunderts.
Gewiß bieten die Daten der ersten urkundlichen Erwähnungen der Orte einen
terminus ante quem für ihre Gründung, doch darf in ihnen kaum mehr als
eben eine Begrenzung nach oben hin gesehen werden, da in keinem Fall ab-
zuschätzen ist, wie lange sie durch Zufälligkeiten, die über dem Quellen-
material walten, unseren Augen entzogen blieben. Dies gilt umso mehr, je
später die ersten Erwähnungen liegen.
Diese verteilen sich bei den hier behandelten Orten wie folgt:

j Jahr-
| hundert
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
um
1700
18.
j —ingen
1
1
1

3

2


4
Waldenser
Kolonien
3
Höfe
— heim
1
sonstige
(i
1
2)
1

2
3
3
1
-
1

Die Verteilung dieser Orte auf unserem Kartenausschnitt läßt zunächst keinerlei
Rücksichtnahme auf die Besonderheiten der Landschaft erkennen. Ins Karst-
gebiet fallen nicht weniger als drei -ingenorte (davon zwei wieder verödet),
von denen einer durch frühe Nennung (Dallfingen), der andere durch recht-
liche Sonderstellung (Neidlingen, vgl. unten) auffällt. Die alamannische Land-
nahme und die frühdeutsche Siedlung bricht damit erstmals im Lauf einer
mehrtausendjährigen Entwicklung mit dem Prinzip der vorsichtigen Respek-
tierung der Eigenart des Karstgebiets. Ein Hinweis auf die tiefe Zäsur, die
dieser Vorgang in der Besiedlungsgeschichte bedeutet. Was sind die Folgen?

n) R. Gradmann, Süddeutschland (1931) I, 76.
12) Hier vielleicht Schmie, doch scheint die Bezugnahme der Nennung auf diesen Ort
unsicher (vgl. Lage im Keuperwaldgebiet).
 
Annotationen