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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 18.1948/​1950

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Dauber, Albrecht: Zur Besiedlung im Karstgebiet nördlich Pforzheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.42247#0138

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134

A. Dauber

liegt im nördlichen Drittel der Gemarkung, 4 km von deren Südende entfernt.
Im Osten begrenzt die Gemarkung eine fast gerade Linie, an die die Gemar-
kungen Eutingen, Kieselbronn, Dürrn und Bauschlott anstoßen. Nord- und
Südgrenze biegen etwa rechtwinklig von dieser Linie ab, während die von We-
sten keilförmig vorstoßenden Gemarkungen Ispringen, Eisingen und Stein zu
einer winklig gebrochenen Westgrenze führen. Beziehungen zur Morphologie
sind nicht zu beobachten. Mit dieser, man möchte sagen unmöglichen Form gibt
sich die Gemarkung Göbrichen als das Resultat der ausgedehntesten Störung
im ehemaligen Siedlungsbild unseres Kartenausschnittes zu erkennen. Es ist
kein Zufall, daß sie mit dem Karststreifen genau zusammenfällt.
Den Schlüssel für diese und eine Reihe kleinerer, an den Gemarkungsgrenzen
beobachteter Störungen geben uns die Wüstungen. M. Walter hat in einer
reizvollen Studie auf die große Zahl von Wüstungen in der Gegend von Pforz-
heim hingewiesen16). Sie liegen beiderseits der Enz und häufen sich in dem
hier behandelten Raum in auffallender Weise.
Abgegangen ist auf den heutigen Gemarkungen Dürrn, Enzberg und Kiesel-
bronn der 883 erwähnte Ort Dagolvingen, an den noch eine ganze Anzahl von
Flurnamen erinnert. Er muß nach 1100 verödet sein. In der Gegend des Drei-
märkers zwischen Dürrn, Bauschlott und Ölbronn sucht M. Walter (a. a. O.)
das 883 in Verbindung mit Nußbaum und Dagolvingen genannte Mühlhausen.
Unruhiger Verlauf der Grenzen in dieser Gegend deutet ganz allgemein auf
eine Störung hin. Die -hausenorte gehören zur Ortsnamenschicht der ersten
Ausbauzeit des späten 7. Jahrhunderts1T). Um einen solchen Ausbauort auf
der Mark Elfingen oder Otisheim könnte es sich gehandelt haben, da diese an-
einanderstoßenden Urgemarkungen keinen Raum für eine Normalgemarkung
der Landnahmezeit lassen. Wenn, wie M. Walter meint, in dem Flurnamen
Mühlhau, nördlich Dürrn, dieser Ortsname weiterlebt, dann dürfen wir in
Mühlhausen den Vorläufer von Dürrn im Westteil der Urgemarkung Ötisheim
sehen. In seine Gemarkungsfläche hätten sich dann geteilt die Eifinger Mark
(vielleicht Ölbronn), Bauschlott und die Ötisheimer Mark (wahrscheinlich
Dürrn)ls). Letztere Gemarkung wäre demnach entstanden aus einem Teil
Mühlhausens und dem Großteil des abgegangenen Dagolvingen. Sie über-
schreitet daher die Südgrenze der ehemaligen Mark Ötisheim. Aus der Tat-
sache, daß Kieselbronn bis ins 16. Jahrhundert Mutterpfarrei von Dürrn war,
darf vielleicht geschlossen werden, daß auch Kieselbronn irgendwie an der
Gründung von Dürrn und damit an der Aufteilung der ehemaligen Gemarkung
Dallfingen beteiligt war. Wieviel es von letzterer geerbt hat, ist nicht fest-
zustellen. Überlegt man jedoch, daß seine heutigen Grenzen außer einem Teil
der Dagolfinger Gemarkung auch etwa die Hälfte des ehemaligen Neidlinger
Gebiets umschließen, so bleibt für eine ursprüngliche Gemarkung Kieselbronn
fast nichts übrig, zumal sich an ihrem Südrand ebenfalls eine Wüstung, Igels-
bach, nachweisen läßt. Die Entstehung der Kieselbronner Gemarkung müßte
demnach als Vorgang angesehen werden, der mehrere Jahrhunderte in An-
spruch nahm und darin bestand, daß an einen zunächst kleinen Siedlungskern
16) M. Walter, Verschwundene Dörfer und verlassene Wege um Pforzheim. Bad.
Heimat 12, 1925, Der Enz- und Pfinzgau 41 ff.
17) H. Stoll, Die Alamannengräber von Freiburg-St. Georgen. Ein Beitrag zur Da-
tierung der alamannischen -hausen-Orte, Bad. Fundber. 18, 1948—1950.
1S) Anders A. Mettler, Zeitschr. f. Württ. Landesgesch. 1, 1937, 328 ff., der gewichtige
Gründe für die Lage des Ortes nördlich Ölbronn anführt.
 
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