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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 18.1948/​1950

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Garscha, Friedrich; Hammel, Karl; Kimmig, Wolfgang; Kraft, Georg; Schmid, Elisabeth: Eine Dorfanlage des frühen Mittelalters bei Merdingen (Ldkrs. Freiburg)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42247#0150

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F. Garscha, K. Hammel, W. Kimmig, G. Kraft (f), E. Schmid

Komplizierter ist die Anlage 60 (Taf. 29, 60); auch hier sind vermutlich zwei
parallele Einzelhütten zusammengefaßt worden, doch dürfte die Errichtung
eines Vorbaus und das Tieferlegen eines Teiles des Hüttenbodens von 0,7 auf
1,1 m Tiefe die ursprünglichen Hausteile unkenntlich gemacht haben. Die
Hütte 61 (s. o. unter Sechspfostenhütten) ist eine erweiterte und teilweise ver-
tiefte Sechspfostenhütte, die nach NW hin einen überdachten und ebenfalls ein-
getieften Vor- oder Anbau erhalten hat (Taf. 29, 61). Unklar sowohl im Hüt-
tentypus als auch in der Entstehung ist die Anlage 65; man könnte hier sogar
eine Verbindung von drei kleineren Einzelhütten annehmen. Um wahrschein-
lich überdachte Vorbauten handelt es sich auch bei der Doppelhütte 47 und
den Hütten 55 und 68 (Taf. 28, 47 und 68 und 29, 55). Bei den Anlagen 44 und
52 (Taf. 29, 44 und 52) hat G. Kraft versucht, die die Vierpfostenanlagen um-
gebenden größeren Pfostenlöcher zu je einem Komplexbau zusammenzufassen.
In beiden Fällen mag die Reihung der äußeren Pfostenlöcher hierzu verleiten,
doch fällt es schwer, sich den Oberbau für eine solche Ergänzung vorzustellen.
Handelt es sich hier um größere Hausanlagen mit besonders verpfosteten Hüt-
tengruben oder gar nur um Umzäunungen? Der Grabungsbefund vermag diese
Frage nicht zu beantworten. Nach dem Befund bei der Anlage 52 will es sogar
scheinen, als ob die Vierpfostenhütte jünger ist als die sie umgebenden Pfo-
stenreihen. In der Nordecke schneidet das Eckpfostenloch in die größere Pfo-
stengrube ein! Auch die Anlage 72 dürfte zu diesen Komplexbauten gehören.
5. Hüttenähnliche Gruben ohne Pfostenlöcher. Zu der hier
zusammengefaßten Gruppe zählen die Gruben 4, 8, 15, 17, 30, 32, 33 und 37.
Von ihnen dürfen die Gruben 30 und 33 der Form und Anlage nach zu den
Hütten gerechnet werden, ebenso die nicht völlig untersuchte Fundstelle 4, die
vielleicht einen Teil eines Hüttenkomplexes darstellt. Die Gruben 8 und 15
entsprechen in der Größe den Hüttengruben, doch sind beide wohl schon vor-
zeitig wieder zugeschüttet worden; in ihrer Einfüllung fanden sich Scherben,
bei 8 außerdem gebrannte Lehmbrocken und Holzkohle. Grube 32 war bei
0,8 m größter Tiefe nach den Rändern zu seicht und unregelmäßig. Die mehr
quadratischen Gruben 17 und 37 waren verhältnismäßig tief (0,9 und 1,35 m),
sie hatten ebenen Boden. Ihre Verwendung als Kellergruben oder für gewerb-
liche Zwecke (Weberei?) wäre denkbar. Für die Rekonstruktion des Oberbaues
ergaben sich keine Anhaltspunkte.
Ebenerdige Häuser.
Durch die mechanische und unkontrollierte Humusabdeckung ist leider ein we-
sentlicher Bestandteil der mittelalterlichen Dorfanlage von Merdingen zerstört
worden. Auf der ganzen, vollständig untersuchten Fläche (Plan) der Sied-
lung finden sich wiederum gruppenweise gehäuft zahllose Pfostenlöcher und
größere Pfostengruben, deren Lage und Anordnung keine einwandfreie Ver-
bindung miteinander zu Hausanlagen mehr gestattet.
Auffällig große Pfostengruben fanden sich südlich der Hütten 24/25, 47/50 und
nördlich und südlich der Hütten 59/60, sowie westlich 58/59. In besonders dich-
ter Anhäufung begegneten mittelgroße bis kleinere Pfostenlöcher zwischen den
Hütten 48 und 51, südlich Hütte 52, im Bereich der Hütte 62 und östlich der
Hüttengruppe 66/70. Die Tiefe dieser Pfostenlöcher entspricht derjenigen der
Grubenhäuser. Teilweise erreichen gerade die großen Pfostengruben nur eine
Tiefe von 0,6—0,7 m.
 
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