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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 18.1948/​1950

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Garscha, Friedrich; Hammel, Karl; Kimmig, Wolfgang; Kraft, Georg; Schmid, Elisabeth: Eine Dorfanlage des frühen Mittelalters bei Merdingen (Ldkrs. Freiburg)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42247#0149

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Eine Dorfanlage des frühen Mittelalters bei Merdingen

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3. Hütten mit gemauertem Steinfundament wurden fünfmal
festgestellt bei den Anlagen 14, 28, 29, 51 und 59. Die Fundstelle 28 wies in-
folge starker Störung nur noch 1—2 Steinlagen an der NO- bzw. SO-Wand auf.
Bei der Hütte 29 war nur ein verstürztes Mäuerchen an der SO-Seite erhalten;
dies saß auf einer 1—2 cm dicken, den Hüttenboden bedeckenden Lehmplatte.
Es muß offengelassen werden, ob hier die Fundamentmauer eine Zutat zur äl-
teren und vielleicht noch bestehenden Sechspfostenhütte war (s. o.). Die Hütte
14 war die größte dieser Art (4 : 2,5 m außen und 3 : 1,5 m innen). Da sie zu-
erst und ohne die spätere Erfahrung untersucht wurde, kann nicht mit Sicher-
heit angegeben werden, ob sie auf einer älteren Anlage errichtet wurde. Die
Mauer war mit einer Mischung aus Lehm und Erde „gemörtelt“. Genau
beobachtet wurde die Anlage 51. Sie war in der Einfüllung eines älteren Gra-
bens errichtet und hatte eine Größe von nur 2,5 : 1,5 m außen und 2:1 m im
Innern bei einer Tiefe von einem Meter unter der jüngsten bzw. 0,7 m unter
der mittelalterlichen Oberfläche. Die ohne Bindemittel aufgeführte Mauer war
teilweise noch in 3—5 Steinlagen erhalten. Die Kleinheit der Anlage läßt an
eine besondere, vielleicht technische Verwendung des Baues denken, wenn sie
nicht überhaupt nur als Keller anzusprechen ist. Der gemauerte Teil der An-
lage 59 überdeckte — wie bei Hütte 29 —■ einen älteren Pfostenbau. Auf dem
Grubenboden war noch ein Teil einer gestampften Lehmplatte erhalten, die
vom Feuer hart gebrannt und von Brandasche überlagert war. Die Mauerzüge
waren auf einer 5 cm mächtigen Lehmschwelle mit einem Lehmmörtel er-
richtet; erhalten waren noch eine, teilweise zwei Steinlagen; die nordwestliche
Quermauer und Lehmschwelle fehlte, die südöstliche dagegen war noch bis zur
Mitte des parallelen Pfostenbaues, also über den von der Mauer umschlossenen
Raum hinaus fortgesetzt. Beide Längsmauern endeten an zwei größeren Pfo-
stenlöchern an der nordwestlichen Schmalseite, so daß hier ein Fortbestehen
der die ganze Breite der Hütte einnehmenden Pfostenkonstruktion anzunehmen
ist. Unter den Hütten mit Steinfundament besaß einzig die Hütte 59 eine
Feuerstelle.
Leider hat keine der Anlagen Anhaltspunkte für die Konstruktion der auf-
gehenden Wand und des Daches ergeben, doch liegt es nahe, an einen auf der
Mauer aufliegenden Holzrahmen mit eingezapften Ständern zu denken.
In chronologischer Hinsicht besteht kein Zweifel, daß die gemauerten Anlagen
zu einem jüngeren Horizont der Merdinger Siedlung gehören. In drei von fünf
Fällen ihres Vorkommens überlagern sie einmal eine ältere Grubenanlage (51)
und zweimal Pfostenhütten (29 und 59).
Scherben und Tierknochenfunde wurden außer bei Hütte 28 geborgen, doch sind
diejenigen von Hütte 14 nicht mehr auffindbar, die übrigen meist uncharak-
teristisch und für eine relative Altersbestimmung nicht verwendbar.
4. Komplexbauten. Neben der überwiegenden Zahl von Einzelhütten be-
gegnen in der Merdinger Siedlung eine Reihe von Doppelhütten und Hütten
mit Vor- oder Anbauten, die wir hier als Komplexbauten zusammenfassen. Als
Doppelhütten können die Anlagen 10/11, 25, 47, 56, 59 und vielleicht noch 65
angesprochen werden (vgl. den Plan, ferner Taf. 28, 47 und 59 und 29, 56). Bei
ihnen handelt es sich entweder um hintereinander- oder nebeneinanderliegende
und zu einer Einheit zusammengefaßte Einzelhütten, die entweder zum gleichen
Haustypus (47, 56) oder zu verschiedenen Typen (25 und 59) gehören. Ihre
Größe ergibt sich aus der Addition der Länge oder Breite ihrer Einzelelemente.

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