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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 18.1948/​1950

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.42247#0336

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Kleine Mitteilungen

sondern müßten uns außerdem sagen lassen, daß wir eigentlich recht wenig von
seiner Pflegerarbeit wüßten. Denn was uns in seinem Arbeitszimmer als Ideal-
zustand einer Pflegerstelle sichtbar wurde, das ist für W. Palm nicht Zweck, sondern
Hilfsmittel. Seine Pfiegerarbeit leistet er nicht am Schreibtisch und nicht fallweise.
Jeden Tag führt ihn sein Lehrauftrag als Berufsschullehrer in eine andere Ge-
meinde des Kreises Mosbach. Und über die ländliche Berufsschule hat er sich einen
festen Stamm von Beobachtern geschaffen. Seine vielen Ehrenämter — die genaue
Zahl hält er geheim —■ bringen ihn täglich mit allen möglichen Leuten zusammen.
Seine Führungen im Heimatmuseum, dessen Gründer und Pfleger er ist, und seine
Stadtführungen stellen ihm immer wieder dankbare und begeisterte Hörer gegen-
über. Und jedesmal weiß er zentral oder peripher, als Ausgangspunkt oder als
Ausblick ein Wort für seine ur- und frühgeschichtliche Denkmalpflege anzubringen.
So konzentriert und so ausschließlich aber, wie -Wolfgang Palm sich für alle idealen
Dinge einsetzt, kann dies ein Mann allein nicht tun. Und darum gilt unser Dank
für die langen Jahre aufopfernder, selbstloser Arbeit ebenso dem Menschen, der
nächst ihm die größten Opfer hat bringen müssen, Frau Palm. Möge sie es mit
Nachsicht aufnehmen, wenn wir mit dem Wunsch noch recht vieler, fruchtbarer Jahre
für Wolfgang Palm ihr weiter die Last der stillen Helferin aufbürden.
A. D a u b e r

Paul Kevellio
Eine Kiickscfoau über 50 Jahre
Lieber Paul! Von Amts wegen warst Du jetzt 25 Jahre Denkmalspfleger in der
Baar. In diesem Bezirk liegt das alte, schöne Städtchen Hüfingen. Dein Geburtsort.
Der Baar, dem in jeder Beziehung eigenartigen Gau, dem Quellgebiet von Donau
und Neckar, dem Land zwischen Schwarzwald und Alb — dem Herzstück des alten
Schwaben —■ galt Deine besondere Neigung, aber nicht erst seit 25, sondern schon
seit mehr denn 50 Jahren.
Um die Jahrhundertwende saßen wir zusammen in der Untertertia des Progymna-
siums der fürstlichen Residenz Donaueschingen und verlebten unsere Schülerzeit
bei trefflichen Lehrern unbeschwert, geborgen in einer mächtig vorwärtsstrebenden,
äußerlich glänzend erscheinenden Umwelt.
Als 1900 die Höllentalbahn von Neustadt nach Donaueschingen ausgebaut wurde,
kamen beim Durchschnitt durch den Hüfinger Galgenberg wieder einmal römische
Funde zum Vorschein. Du brachtest von dort Münzen und andere Sachen in den
Unterricht bei Prof. Gustav Rieger, der in diesem Jahr seine Studien über „Die
römischen Altertümer der badischen Baar“ in den Baarheften veröffentlichte. Da-
mals kamst Du zuerst mit diesem Gebiet der Heimatgeschichte in Berührung.
Von 1905 ab trafen wir uns in Freiburg hin und wieder. Du besuchtest die Uni-
versität und nahmst hier freudvoll und dankbar all das Schöne auf, das die Hoch-
schule, die liebliche Stadt und ihre frohen Menschen, das die reizvolle Umgebung
bot, und Du beendigtest Dein Studium 1910 mit der heimatgeschichtlichen Disser-
tation über Hans den Gelehrten von Schellenberg.
1914/15 erfolgte der erste schicksalsschwere Einbruch in das im Gleichmaß laufende
Schaffen und in die bisher gesicherte Ordnung. Man rief Dich zur Wehr. Du folg-
test, weil Du es für Deine Pflicht hieltest.
Aber das Ende des Dramas war der fast unaufhaltbare Sturz in chaotische Tiefen.
Ratlose Räte einer verworrenen Zeit schmähten Deine und Deiner Kameraden
Pflichterfüllung, die sie zum Gespött der Masse machen wollten.
Du hast in stiller Wut darob geknurrt und verbissen Dein erstes Lehramt, dort,
wo Du es unterbrechen mußtest, wiederaufgenommen.
Zwischen 1920 und 1925 lagen die bösen Jahre der Inflation. Über jene harte Zeit
hat Dir vermehrtes Schaffen für Deine Familie, für Schule und Heimat hinweg-
geholfen. In den Schriften des Baargeschichtsvereins und in den Jahresheften der
„Badischen Heimat“ kamen Deine Fundzusammenstellungen noch vor dem Erschei-
nen der amtlichen Fundberichte.
Was Du 1925—1940 auf dem Gebiet geleistet hast, ist in diesen Fundberichten Jahr
für Jahr genau registriert: eine reiche Ernte, die Dir wohl viel Arbeit, aber auch
viel Freude brachte, vor und während der Herrschaft des Dritten Reiches, dessen
begeisterter Anhänger Du nicht gewesen bist, wie die bezeugen, die Dich kannten.
 
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