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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 18.1948/​1950

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Buchbesprechungen
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Schmid, Elisabeth: [Rezension von: Robert Lais: Die Höhle an der Kachelfluh bei Kleinkrems im Badischen Oberland]
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Kimmig, Wolfgang: [Rezension von: Amalia Mozsolics, Der Goldfund von Velem-Szentvid]
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https://doi.org/10.11588/diglit.42247#0349

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Buchbesprechungen

345

Mit diesem Buch, das schon 1942 abgeschlossen war, aber erst drei Jahre nach dem
Tode des Verfassers erscheinen konnte, legt Lais nicht nur die Bekanntgabe des
ersten Feuersteinbergwerks auf deutschen Boden vor. Dies allein schon würde dem
Buch eine besondere Bedeutung zukommen lassen. Darüber hinaus aber schildert er
in klarer Folge den Gang seiner Beobachtungen und Untersuchungen, durch die
erst die Höhle als alte Jaspisgrube erkannt wurde. Wie er in früheren Arbeiten
mit naturwissenschaftlichen Methoden aus dem Schichtverband eines Fundplatzes
neue Einsichten in die Vergangenheit öffnete, so lieferte auch hier die genaue Un-
tersuchung der Füllmasse der Höhle den Schlüssel zur Erkenntnis: Der scharf-
kantige, kleinsplittrige Kalksteinschutt mit seiner vereinzelten Brandfärbung und
den zahlreichen Schlagspuren, in den weder Lehm noch Schneckenhäuschen einge-
lagert waren, ließ seine kurzfristige Entstehung durch die aktive Tätigkeit des
Menschen erkennen. Der überlagernde Lehm dagegen wird durch den Inhalt an
angewitterten Gesteinsbrocken, an Tierknochen und Schnecken als natürliche Bil-
dung seit der Jungsteinzeit nachgewiesen.
Die in den hellen, scharfkantigen Schutt eingelagerten Rheingerölle, die schon aus
geologischen Gründen darin niemals natürlich Vorkommen können, erkannte der
Verf. durch ihre relativ einheitliche Größe und Gestalt sowie durch ihre Zu-
schärfung und Abnützung an den Enden als Schlegel, mit denen der Neolithiker
einst den Fels zerschlug. Der relative Anteil der verschiedenen Gesteinsarten an
diesen Geröllschlegeln, verglichen mit ihrem natürlichen Vorkommen im Rheinkies
lehrt, daß der Bergmann eine bewußte Auswahl aus dem ihm von der Natur Ge-
botenen an Gestalt, Größe und Material getroffen hat. Die kleinen, zahlreichen,
scheibenförmigen Abschläge tragen z. T. starke Abnützungsspuren: sie dienten offen-
bar zur Zurichtung der Geröllschlegel.
Die Verwendung der Geröllschlegel am Felsen wie auch der Scheibenabschläge zu
deren Zurichtung erprobte der Verf. selbst durch eigene Versuche, die er nach
Materialverbrauch und Dauer statistisch aufnahm.
Kein Fund, keine Untersuchung ermöglichte es aber, die Kulturzugehörigkeit dieser
Jaspisbergleute zu erkennen. Die rohen Geröllschlegel, von denen nur einer eine
gepickte Schäftungsrille trägt, wie auch die Scheibenabschläge ähneln den Schle-
geln aus den Feuersteinbergwerken im Larguetal (Basses-Alpes) in Frankreich. Aber
auch dort ist die eindeutige zeitliche und kulturelle Zuweisung noch nicht erfolgt.
Mit den zahlreichen Feuersteinbergw.erken in den süd- und westeuropäischen
Kreidevorkommen ist eine direkte Verbindung nicht nachweisbar.
Nach Auf lassen der Bergwerkshöhle wurde sie zweimal zu verschiedenen Zeiten
im Neolithikum als Begräbnisplatz verwendet. Nach den Beigaben werden die Be-
stattungen dem Michelsberger Kreis zugewiesen (vgl. dazu auch Bad. Fundber. 17,
1941—1947, 106 f. Abb. 7; 117), doch sowohl kulturell wie auch anthropologisch zwei
verschiedenen Gruppen.
Die Bestimmung der menschlichen Skelette durch R. Bay und der Tierknochen durch
H. G. Stehlin (f) vervollständigen die Untersuchung.
Das eingehende naturwissenschaftliche Beobachten und Untersuchen sowohl der Erd-
schichten in und vor der Höhle wie auch der Funde selbst liefert dem Verf. das
Material für den klaren Beweis, daß diese Höhle nicht natürlich entstanden ist, son-
dern vom Jungsteinzeitmenschen geschaffen wurde, als er aus dem Felsen den Jaspis
herausschlug, das Rohmaterial für seine stechenden und schneidenden Steingeräte.
Die Entdeckung dieses Jaspisbergwerkes, die Arbeitsmethode zu seiner Erkenntnis
und die zahlreichen, neu aufgeworfenen und offen gebliebenen Fragen bilden eine
klare Grundlage für alle künftigen Entdeckungen und Untersuchungen von neolithi-
schen Feuersteinbergwerken.
Elisabeth Schmid
Amalia Mozsolics: Der Goldfund von Velem-Szentvid. Ein Beitrag zur Metall-
kunst der älteren Hallstattzeit. Prähistorica I. In Druck gebracht von Rudolf
Jud, in Verbindung mit G. Childe, G. v. Merhart und A. Mozsolics. Prometheus
Druck, Basel 1950. 44 S., 17 Taf., 7 Abb., 1 Karte.
 
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