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Gerhard Fingerlin
qualitative Abstufung reicht dabei von Prunkstücken wie Nordendorf47), wo einem
Bronzerahmen verzierte Silberpreßbleche hinterlegt sind, bis zu einfachen gegossenen
Formen unseres Binninger Typs.
Ähnlich dem Befund der Männergräber sind auch die Frauen nur spärlich mit Gefäßen
ausgestattet. Immerhin lassen sich die Reste einer stark zerstörten Glasschale unbestimm-
barer Form einer weiblichen Bestattung zuweisen (Grab 2). Glas ist in alamannischen
Gräberfeldern Süddeutschlands nur sehr selten vertreten; vermutlich machte der lange
Weg von den Produktionsstätten im Rheinland, gelegentlich auch Italien48 *), den Trans-
port unrentabel oder auch zu riskant. Der Verlust der weiteren Beifunde ist unter
diesem Aspekt besonders schwerwiegend, da das beim Kiesbaggern zerstörte Grab ver-
mutlich ein reichhaltiges Inventar aufwies — vielleicht ähnlich Grab 12, wo ein hand-
gemachtes, graubraunes Rippengefäß (Taf. 32, 15) in der SO-Ecke der Grube abgestellt
war, sicher Behälter für Beigaben an Speise oder Getränk. R. Roeren hat einige datier-
bare Grabfunde mit entsprechenden Gefäßen zusammengestellt48), doch bleibt nach wie
vor eine Gesamtbearbeitung dieser Gruppe wichtiges Desiderat50). Was eventuell von
einer auf breiter Basis aufgebauten Untersuchung zu erwarten wäre, zeigt das Vor-
kommen eines mit teilweise identischen Stempeln verzierten Rippengefäßes im Reihen-
gräberfeld von Mengen bei Freiburg51).
Funde aus unbestimmbaren Gräbern:
Die kleine Gruppe von Beigaben, die im Anschluß an die sicher aus Männer- oder
Frauengräbern stammenden Funde noch besprochen werden muß, beweist trotz ihrer
geringen Zahl die Notwendigkeit anthropologischer Geschlechtsbestimmung auch für
kleine Friedhöfe52). Besonders würde die Zuweisung der Schnalle aus Grab 14 interes-
sieren, die übrigen Stücke könnten zumindest das Bild ergänzen, das wir uns von Tracht
und Grabausstattung beider Geschlechter machen können.
Singulär scheint die Eisenschnalle (Taf. 34, 19) aus Grab 22, deren ovaler Rahmen mit
versetzt nebeneinandergestellten, silbernen Vierecken tauschiert ist. Nach Größe (Gür-
telbreite!) und Dekor erinnert sie stark an das schon bei der Besprechung der Schnalle
aus Grab 10 genannte Bülacher Exemplar53), das nach seinen Beifunden in den Beginn
des siebten Jahrhunderts zu setzen ist. Indes scheint die zeitliche Differenz (vgl. chrono-
logischen Kommentar zu Grab 22) einen engen Vergleich zu verbieten.
Nicht weniger Schwierigkeiten macht die Einordnung der bereits genannten Schnalle
(Taf. 33, 8) aus Grab 14, die als einzige Beigabe auf dem rechten Oberschenkel gefunden
47) M. Franken, Die Alamannen zwischen Iller und Lech (1944), Taf. 16,1—3.
48) Zwei italienische Stengelgläser enthielt das Männergrab 18 aus Bülach, „das auch sonst durch
seinen langobardischen Import auf fällt“. Werner, Bülach, 20.
48) Germania 32, 1954, 183 ff.
50) B. Schmidt, Die späte Völkerwanderungszeit in Mitteldeutschland (1961), 100 mit Anmer-
kung 30.
51) MfU. Freiburg. Grabzuweisung ist im Augenblick nicht möglich.
52J Dabei liegen in Binningen die Verhältnisse noch relativ günstig. Bei weniger reich ausgestat-
teten oder beraubten Gräbern ist mit einem wesentlich höheren Prozentsatz an nicht be-
stimmbaren (und damit für viele Fragen nicht auswertbaren) Bestattungen zu rechnen.
53) Vgl. Anmerkung 20 und 21.
Gerhard Fingerlin
qualitative Abstufung reicht dabei von Prunkstücken wie Nordendorf47), wo einem
Bronzerahmen verzierte Silberpreßbleche hinterlegt sind, bis zu einfachen gegossenen
Formen unseres Binninger Typs.
Ähnlich dem Befund der Männergräber sind auch die Frauen nur spärlich mit Gefäßen
ausgestattet. Immerhin lassen sich die Reste einer stark zerstörten Glasschale unbestimm-
barer Form einer weiblichen Bestattung zuweisen (Grab 2). Glas ist in alamannischen
Gräberfeldern Süddeutschlands nur sehr selten vertreten; vermutlich machte der lange
Weg von den Produktionsstätten im Rheinland, gelegentlich auch Italien48 *), den Trans-
port unrentabel oder auch zu riskant. Der Verlust der weiteren Beifunde ist unter
diesem Aspekt besonders schwerwiegend, da das beim Kiesbaggern zerstörte Grab ver-
mutlich ein reichhaltiges Inventar aufwies — vielleicht ähnlich Grab 12, wo ein hand-
gemachtes, graubraunes Rippengefäß (Taf. 32, 15) in der SO-Ecke der Grube abgestellt
war, sicher Behälter für Beigaben an Speise oder Getränk. R. Roeren hat einige datier-
bare Grabfunde mit entsprechenden Gefäßen zusammengestellt48), doch bleibt nach wie
vor eine Gesamtbearbeitung dieser Gruppe wichtiges Desiderat50). Was eventuell von
einer auf breiter Basis aufgebauten Untersuchung zu erwarten wäre, zeigt das Vor-
kommen eines mit teilweise identischen Stempeln verzierten Rippengefäßes im Reihen-
gräberfeld von Mengen bei Freiburg51).
Funde aus unbestimmbaren Gräbern:
Die kleine Gruppe von Beigaben, die im Anschluß an die sicher aus Männer- oder
Frauengräbern stammenden Funde noch besprochen werden muß, beweist trotz ihrer
geringen Zahl die Notwendigkeit anthropologischer Geschlechtsbestimmung auch für
kleine Friedhöfe52). Besonders würde die Zuweisung der Schnalle aus Grab 14 interes-
sieren, die übrigen Stücke könnten zumindest das Bild ergänzen, das wir uns von Tracht
und Grabausstattung beider Geschlechter machen können.
Singulär scheint die Eisenschnalle (Taf. 34, 19) aus Grab 22, deren ovaler Rahmen mit
versetzt nebeneinandergestellten, silbernen Vierecken tauschiert ist. Nach Größe (Gür-
telbreite!) und Dekor erinnert sie stark an das schon bei der Besprechung der Schnalle
aus Grab 10 genannte Bülacher Exemplar53), das nach seinen Beifunden in den Beginn
des siebten Jahrhunderts zu setzen ist. Indes scheint die zeitliche Differenz (vgl. chrono-
logischen Kommentar zu Grab 22) einen engen Vergleich zu verbieten.
Nicht weniger Schwierigkeiten macht die Einordnung der bereits genannten Schnalle
(Taf. 33, 8) aus Grab 14, die als einzige Beigabe auf dem rechten Oberschenkel gefunden
47) M. Franken, Die Alamannen zwischen Iller und Lech (1944), Taf. 16,1—3.
48) Zwei italienische Stengelgläser enthielt das Männergrab 18 aus Bülach, „das auch sonst durch
seinen langobardischen Import auf fällt“. Werner, Bülach, 20.
48) Germania 32, 1954, 183 ff.
50) B. Schmidt, Die späte Völkerwanderungszeit in Mitteldeutschland (1961), 100 mit Anmer-
kung 30.
51) MfU. Freiburg. Grabzuweisung ist im Augenblick nicht möglich.
52J Dabei liegen in Binningen die Verhältnisse noch relativ günstig. Bei weniger reich ausgestat-
teten oder beraubten Gräbern ist mit einem wesentlich höheren Prozentsatz an nicht be-
stimmbaren (und damit für viele Fragen nicht auswertbaren) Bestattungen zu rechnen.
53) Vgl. Anmerkung 20 und 21.