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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 22.1962

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Buchbesprechungen
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Sangmeister, Edward: [Rezension von: Nancy K. Sandars, Bronze Age Cultures in France]
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https://doi.org/10.11588/diglit.43789#0316

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Buchbesprechungen

den. So kann sie unterscheiden, daß in Lothringen eine andere Zusammensetzung des Fundgutes
erscheint als an der Seine und wieder anders als in Burgund oder gar im Gebiet der älteren
Rhonekultur. Sie datiert das Ausgreifen der Hügelgräberkultur nach Ostfrankreich in die Stufe
Bronze C und stellt — kombiniert damit und gleichzeitig oder leicht verspätet — das Eindringen
von Formen der Stufe Bronze D fest. Dabei kommt deutlich zum Ausdruck, daß sie in echtem
Bronze D (kulturell gesehen) nicht einfach eine jüngere Erscheinung der Hügelgräberkultur sieht,
wenn sie auch andererseits an Holstes „Fremdkulturen“ nicht festhält; vielmehr fällt ihr die Kon-
zentration der reinen Bronze-D-Elemente in einem Gebiet auf, wo statt der Hügelgräbertradition
eine frühbronzezeitliche nachlebt (Rhonekultur, Langquaid in Arbon u. a.), während in Hügel-
gräberzentren Bronze-D-Einflüsse nur in deren ältere Tradition hineinwirken. Und wie sie die
in ihren Fundkombinationen wechselnden Hügelgräbergruppen in Ostfrankreich auf die Ver-
schiedenheit der „subneolithischen“ Substrate zurückführt, so sieht sie beim Eindringen der
Bronze-D-Elemente wieder eine verschiedenartige Reaktion der einzelnen vorhandenen Gruppen,
in denen ja nun drei Strömungen (neolithische Tradition, Hügelgräberkolonisation, Bronze-D-
Import) durcheinander wirken.
Das so entstehende Bild ist nicht einfach, aber lebendig und vorstellbar, fern einem simplen Sche-
matismus; und es macht eigentlich erst so recht klar, was es bedeutet, wenn zwischen all diesen
Gruppen nun plötzlich echte Hallstatt-A-Urnenfelder auftreten, noch dazu in besonderen geo-
graphischen Räumen. Man gewinnt einen ähnlichen Eindruck wie in Süddeutschland: Eingewan-
derte Träger echter Urnenfelderkultur, die zunächst isoliert zwischen einer Vielzahl unterschiedlich
gewachsener Hügelgräberkulturen (und älterer Traditionsgruppen) sitzen, überfärben diese all-
mählich, ohne aber ihre alten Traditionen völlig brechen zu können.
Gut scheint in diesem Zusammenhang, daß neben den wirklich frappierend gut vergleichbaren
Urnenfelderfunden weiter nordwestlich in Burgund und an der mittleren Rhone die sogenannte
„Sassenay-Gruppe“ herausanalysiert wird, wenn sie auch bisher erst wenig Substanz hat. Sie
stellt ein erstes echtes nach Süden weisendes Urnenfelder-Element dar, das an die Wende von
Hallstatt A zu Hallstatt B 1 zu datieren ist und allein das Auftreten von Zylinderhalsurnen und
echten Knickwandschalen der untermainisch-schwäbischen Gruppe an der unteren Rhone erklären
kann. Liegt die geringe Zahl solcher Funde daran, daß man an der Rhone noch immer die durch
Bronze-D-Bronzen nur wenig veränderte Rhone-Kultur beibehielt?
Im ganzen leuchtet die Argumentation von N. Sandars für die „Sassenay-Gruppe“ genauso ein
wie für das Vordringen ähnlicher Formen bis an den Atlantik und die Westpyrenäen und der
„gerillten“ Ware westlich am Zentralmassiv vorbei bis zu den Pyrenäen und nach Spanien hin-
ein. Unserer Meinung nach läßt die Autorin dabei schon Verspätungen zu, für die im Material
keine zwingenden Argumente vorhanden sind. Immerhin muß sie doch zugeben, daß ein Auf-
tauchen von Urnenfelderkeramik um die Wende von Hallstatt A zu Hallstatt Bl — entgegen
Kimmig— an den Pyrenäen anzunehmen ist. Damit wird ein erstes Auftreten von Urnenfelder-
kultur in Südfrankreich möglich zu einem Zeitpunkt, der früher liegt, als man nach der absoluten
Datierung von Cayla bisher wahrhaben wollte und es die Zusammensetzung der dortigen Grab-
funde zu erlauben scheint. Aber wenn Cayla I und ihm ähnliche Friedhöfe tatsächlich erst in die
Zeit Hallstatt B 2/C gehören sollten, dann hält N. Sandars Argumentation doch noch die Mög-
lichkeit offen, den Beginn der Urnenfelderkultur in Südfrankreich mit der Ausbreitung der „Sas-
senay-Gruppe“ (Hallstatt A/B 1) anzusetzen und nur das Aufblühen der großen Siedlungen in
eine spätere (Hallstatt B 2) Phase zu verlegen. Das aber wäre für den Beginn der Urnenfelder-
kultur auf der iberischen Halbinsel von Bedeutung, da er dann gut in die Zeit des ersten Vor-
stoßes — N. Sandars nennt ihn „spearhead“ —, also auch in Hallstatt A/B 1, datiert werden
dürfte.
Stimmt man so dem relativ-chronologischen Bild der Vorgänge zu, so muß man doch bei den
absoluten Daten warnen, obwohl die Verfasserin selbst eine lange und eine kurze Chronologie
versucht. Wenn das Datum für Cayla II mit „um 550 v. Chr.“ feststeht, so können wir nur
sagen, daß Grand Bassin I und Le Moulin früher sein müssen. Für die Zeitspanne des „früher“
die Belegung der nicht völlig ausgegrabenen Friedhöfe und das Maß an typologischer Entwick-
lung der Funde heranziehen zu wollen, halten wir angesichts der offenkundigen Retardierung im
Süden für nicht statthaft. Die Schätzung von 200 Jahren, die zu einem frühesten Beginn von
 
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