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Ławicka, Magda; Muzeum Architektury <Breslau> [Hrsg.]; Wystawa Zapomniana Pracownia - Wrocławski Instytut Witrażowy Adolpha Seilera (1846 - 1945) <2002, Breslau> [Hrsg.]; Seiler, Adolf [Gefeierte Pers.]; Banaś, Paweł [Bearb.]
Zapomniana pracownia: Wrocławski Instytut Witrażowy Adolpha Seilera; (1846 - 1945); [książka towarzyszy Wystawie Zapomniana Pracownia - Wrocławski Instytut Witrażowy Adolpha Seilera (1846 - 1945), prezentowanej w Muzeum Architektury we Wrocławiu od 9 maja do 1 września 2002 roku] — Wrocław: Muzeum Architektury we Wrocławiu, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.45212#0095
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Das Institut für Glasmalerei von Adolph Seiler
in Breslau (1846-1945)
Zusammenfassung

Das Institut für Glasmalerei von Adolph Seiler, das zwischen 1846 und 1945 in Breslau bestand, war die
älteste, größte und am längsten - fast 100 Jahre - existierende der im 19. Jahrhundert in Schlesien gegründeten
Glaswerkstätten. Es war die bedeutendste Werkstätte für Glasfenster im damaligen Ostdeutschland und gehörte
in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts sogar zu den führenden Firmen der Branche in Europa.1
Die Glaswerkstätte Seiler war berühmt für ihre Glasfenster und Verglasungen, die in Sakralbauten ebenso
Verwendung fanden wie in Schlössern, Bürgerhäusern oder öffentlichen Bauten. Die meisten Aufträge reali-
sierte die Firma in Schlesien, doch wurden ihre Produkte auch nach Sachsen, Großpolen, Pommern, Galizien
und Österreich exportiert. In den dreißiger und vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurden Glasfenster auch
nach Südamerika verschickt - vermutlich über Spanien. Bis heute befindet sich im Rathaus von Barcelona ein
Glasfenster der Firma Seiler aus dem Jahr 1929.
Der vorliegende, auf der Grundlage von Quellenstudien und Forschungen vor Ort erstellte Katalog der
erhaltenen und verlorenen Werke der Glaswerkstätte enthält fast 700 Glasfenster und Verglasungen in über 200
Gebäuden. Unter den erhaltenen Werken befinden sich über 250 Glasfenster mit figürlichen Darstellungen,
über 150 Ornamentfenster und über 170 Bleiverglasungen.
Die Inventarisierung erfasste Schlesien sowie die in den Quellen erwähnten Ortschaften auf dem Gebiet
Polens und im östlichen Deutschland. Danach lässt sich feststellen, dass etwa 50% der Werke zerstört wurden,
vor allem während des Zweiten Weltkriegs. In Breslau selbst gingen fast 90% der Glasfenster verloren. Sie
befanden sich zumeist in den hiesigen Kirchen und Klöstern, u.a. in den katholischen Kirchen St. Mauritius, Hl.
Kreuz, St. Dorotheen, St. Adalbert, Erzengel Michael, St. Martin und St. Ursula, in den evangelischen Kirchen
St. Elisabeth, St. Johannis (heute die katholische Kirche St. Augustinus), St. Salvator und in der Königin-Luise-
Gedächtniskirche, in den Klosterkapellen der Barmherzigen Brüder und der Bethanierinnen sowie in der Ka-
pelle des Marienstifts. Trotz der großen Verluste künden die erhaltenen Fenster, beispielsweise in der Mat-
thäuskirche in Lodz (Łódź), in der St. Martinskirche in Jauer (Jawor) oder im Rathaus von Landeshut (Kamienna
Góra) vom hohen technischen und künstlerischen Niveau der Firmenerzeugnisse. Sie ermöglichen außerdem
eine Stilanalyse des Schaffens in den Jahren 1846-1944.
Trotz ihrer Bedeutung - in der Literatur und in den Quellen ist dies die am häufigsten erwähnte Glaswerkstätte
- wurde die Tätigkeit der Firma Seiler bislang nicht umfassend untersucht. Als erster befasste sich Augustin
Knoblich, ein Zeitgenosse Seilers, mit dem Thema.2 In seinem kurzen Artikel aus dem Jahr 1861 über die Her-
stellung von Glasfenstern in Schlesien stellt Knoblich fest, dass die Glaswerkstätte neben dem kgl. Glasmalerei-
Institut in Berlin (Charlottenburg) die einzige Firma in Preußen sei, die den Anforderungen der neugotischen
Architektur gerecht werde. In einem zweiten, umfassenderen Beitrag, den er 1868 über der Beitrag Schlesiens
zur europäischen Glaskunst im Laufe der Jahrhunderte verfasste, widmete Knoblich der Firma Seiler viel
Raum. Angesichts der bedeutenden Rolle, welche die Firma für die Erneuerung der Glaskunst in Schlesien
spiele, stellte Knoblich „für die Nachwelt" (wie er selbst schrieb) eine Liste mit 102 figürlichen Glasfenstern
zusammen, die zwischen 1856 und 1868 entstanden waren. Um den Umfang der Seilerischen Produktion ins
rechte Licht zu rücken, betonte er, dass er dabei die im selben Zeitraum entstandenen ornamentalen Fenster
und die Verglasungen gar nicht berücksichtigt habe.
1 Die vorliegende Publikation stützt sich auf meine Dissertation: Instytut witrażowy Adolpha Seilera (1846-1945) i jego rola w odrodze-
niu witrażownictwa na Śląsku [Das Institut für Glasmalerei von Adolph Seiler (1846-1945) und seine Rolle bei der Wiederbelebung der Glasmalerei
in Schlesien], die 1996 bei Prof. Dr. Pawel Banaś an der Universität Breslau abgeschlossen wurde.
2 A. Knoblich, Die Glasmalerkunst und ihre Anwendung in Schlesien, „Schlesisches Kirchenblatt", 1861, S. 375-376; idem, Schlesien
Antheil an der Verbreitung der Glasmalerei im Mittelalter und ihrer Wiederbelebung in der Neuzeit, „Schlesiens Vorzeit im Bild und Schrift", Bd.
I, 1870 (Ber. 9, 1868), S. 111-114.

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