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Berger, Ludwig
Joh. Conrad Seekatz: ein deutscher Maler des achtzehnten Jahrhunderts : sein Leben und seine Werke — Heidelberger kunstgeschichtliche Abhandlungen, Band 2: Heidelberg: Verlag Carl Winters Universitätsbuchhandlung, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.57084#0013
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Conrad Seekatz ist durch ein gütiges Geschick vor dem Lose jener
völligen Vergessenheit bewahrt geblieben, die noch heute das Lebens-
bild so vieler seiner begabten Zeitgenossen deckt. Sein Gedächtnis
lebte seit dem Erscheinen von „Wahrheit und Dichtung" in jener einzigartigen
Schilderung fort, mit der Goethe das Schaffen des Malers in die Erzählung
der eigenen Kindheit unzertrennlich verwob. Freilich, die unmittelbare Wärme,
mit der sich einst der Leipziger Student Goethe über den Tod Seekatzen? vor
seinem Lehrer Gser aussprach, ist in „Wahrheit und Dichtung" einer kühleren
Distanz gewichen, aber noch blieb Interesse genug, daß man sich im Preise
der Goetheforscher, lange ehe die kunstgeschichtliche Forschung an die Betrach-
tung des 18. Jahrhunderts und seiner Einzelerscheinungen herantrat, näher
mit den Werken des wunderlichen „Gevatters Seekatz" beschäftigte. Ja —
von diesem Standpunkt aus ließen auch Renner, deren Augen von den Werken
eines Raffael und Michelangelo erfüllt waren, die Leistungen des Darmstädter
Hofmalers gelten, hing doch über dem Schreibtisch eines Herman Grimm
das Goethesche Familienbild von Seekatz — wahrlich keines der besten Stücke
unseres Malers, das aus der Erbschaft der Bettina von Arnim in den Besitz
ihres Schwiegersohnes übergegangen war. Zu diesem geheimnisvollen Zauber
mittelbarer Beziehungen, der seit der Zeit des Jenenser Goethekultes über
alles, was irgendwie in Berührung mit Goethe oder seinen Werken stand,
ausgebreitet schien, gesellte sich in der Folge bald der versuch, auf den knappen
Angaben in „Wahrheit und Dichtung" für eine allgemeine Wertung der See-
kahschen Arbeiten weiter zu bauen.
Die erste derartige, umfassendere Darstellung der SeekatzschenRünstlerpersön-
lichkeit gab Martin Schubart in seinem Werke über den Grafen Thoranc, Goethes
Rönigslieutenant, München 1896, in dem er Seekatz ein ganzes Rapitel widmete
(Rap. XVI S. 115—128). Sein großes Verdienst ist neben der überaus wert-
vollen Entdeckung der „Monatstapete" und der „Iliasdarstellungen" vor allem
die Zusammenstellung wichtiger älterer, literarischer chuellen, die für jede weitere
Forschung grundlegend bleiben mußten. Es handelte sich dabei insbesondere
um eine kurze Seekahbiographie, die im Hess.-Oarmstädtischen Staats- und
Adreßkalender auf das Jahr 1780 ohne Namen des Verfassers erschienen war, und
deren Bedeutung um so größer ist, als sie ohne Zweifel schon Goethe bei
der Niederschrift des vierten Buches von „Wahrheit und Dichtung" als Stütze
seines Gedächtnisses vorgelegen hatte. An die Entdeckung Schubarts schlossen
sich dann weitere Untersuchungen von Donner von Richter: Die Thoranc-
 
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