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Berger, Ludwig
Joh. Conrad Seekatz: ein deutscher Maler des achtzehnten Jahrhunderts : sein Leben und seine Werke — Heidelberger kunstgeschichtliche Abhandlungen, Band 2: Heidelberg: Verlag Carl Winters Universitätsbuchhandlung, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.57084#0138
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Siebtes Kapitel.

Die Zeit -er gemeinschaftlichen Tätigkeit mit dem Frankfurter

Malerkreis (1759—1764).

literarisch doppelt belegte Tätigkeit Seekatzens im Verein mit dem
Landschafter Schütz wurde bereits im vorigen einmal kurz gestreift-
es war ein Versuch — und wie es scheint, kein glücklicher. Jeder der
Maler glaubte dabei den kürzeren gezogen zu haben, und über der persön-
lichen Eitelkeit des einzelnen kam es zu keiner glücklichen Gesamtleistung. In
der Goetheschen Erzählung dieser Episode ist dabei eine Stelle von besonderem
Interesse, die wieder einmal einen Einblick in die künstlerische Werkstatt dieses
ganzen Malerkreises gewährt. Er berichtet da, wie es ihn, den Knaben, unter-
hielt „aus den Studien, besonders der Thiere, dieses und jenes Einzelne die-
ser oder jener Gruppe auszusuchen und sie für die Nähe oder die Kerne in
Vorschlag zu bringen." Also auch hier, wo von dem „Nussuchen" einzelner
Teile die Nede ist, Horen wir von jener Kompositionsweise, die gewissermaßen
der Tätigkeit eines Schriftsetzers gleicht — von einer allmählichen Zusammen-
stellung der Einzelpartien zu einem Ganzen. Dieses „vom Vielen her kom-
men" ist der Nest einer handwerklichen Gesinnung, und als die Zunftmeister
den Wahn hatten, große Maler zu sein, stießen sie hier zuerst aneinander.
Einige große Schützsche Landschaften im Treppenhaus des Schlosses Mouans,
bei denen die Aufdringlichkeit der menschlichen und animalischen Staffage
besonders ins Nuge fällt, und auf denen wir im Einklänge mit der Goetheschen
Erzählung neben schonen Schaf- und Rinderherden auch eine stattliche Anzahl
einzelner Kiguren von gelagerten Hirten und angelnden Buben oder aus der
Tiefe kommenden und gehenden Wanderern erblicken, illustrieren vorzüglich
die in Wahrheit und Dichtung ausgesprochene Bemerkung, daß auf diese Art
schließlich auch „die weiteste Landschaft zu enge" wurde. Zm übrigen fiel der
Hauptanteil der Staffage hier dem Tiermaler zu und die Nolle, die Seekatz
dabei gespielt haben kann, war verhältnismäßig gering^. Dabei konnte See-
katz natürlich, was die Perspektive-Wirkung oder den koloristischen Duft in der
Kerne verschwindender Höhenzüge anging, von Schütz viel für die Hinter-
gründe seiner Kigurenkompositionen lernen, wenn er auch im einzelnen seine
persönlichen Eigenheiten beibehielt. So finden wir schon in Wahrheit und
Dichtung jene charakteristische Besonderheit eines oft allzu kleinlich wirken-
i abgesehen davon hatte Schütz in der Zeichnung des figürlichen selber hinreichendes Geschick, er
brauchte da nicht die Unterstützung eines anderen. Einzelne figürliche Studien (wie z. B. im Rupferstich-
kabinett des Darmstädter Landesmuseums) können, was frische und Natürlichkeit der Bewegung betrifft,
gut mit Seekatzschen Arbeiten dieser Art konkurrieren.
 
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