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Berger, Ludwig
Joh. Conrad Seekatz: ein deutscher Maler des achtzehnten Jahrhunderts : sein Leben und seine Werke — Heidelberger kunstgeschichtliche Abhandlungen, Band 2: Heidelberg: Verlag Carl Winters Universitätsbuchhandlung, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.57084#0139
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den Blattwerks erwähnt, eine Beobachtung, die Goethe wohl im stillen ver-
gleich mit der breiteren malerischen Behandlung der Bäume auf den Schütz-
schen Gemälden machte*. Oie Persönlichkeit indes, die unter dem Zrankfurter
Malerkreis Seekatz künstlerisch am meisten fesselte, war ohne Zweifel Traut-
mann, schon deshalb, weil auch er — im Gegensatz zu Schütz, Hirt und Juncker
— sich in der Hauptsache mit dem Problem der Zigurenkomposition beschäftigte,-
die Ausführung des Josef-Zgklus mußte sein ganzes Interesse erregen und sein
Urteil war, so viel wir das erraten können, wohl wesentlich anderer Natur,
als das des schon öfter zitierten französischen Kritikers, das sich in folgenden
Aufzeichnungen Thorancs widerspiegelt?: «^oute l'üistoire cke Josepü a
purue miserable, et e'est qu'on a trouve äe plus mauvais. — kn general
cles ouvra^es cle cette espece ne sont pas kaits pour cles parisiens. Ila trop
äe vrais eonnaisseurs a Karis, et lorscfu'on presente quelque ebose, I'ouv-
ra^e pour n'etre pas eerase ckoit avoir bien äu merite.» Thoranc selbst stellte
im übrigen gleichfalls Seekuh über Trautmann, wie aus folgender Briefstelle
erhellt?: « tzuanck il s'aM cle ^enie et ck'kabilite, c'est par ses ouvraZes qui
en sont le kruit, qu'on prouve la superiorite qu'il a sur les autres.» Ts ist
psychologisch kein Rätsel, warum der französische Graf Seekatz dem frank-
furter Malerkreise vorzog: Oie künstlerische Erziehung des höfisch orientierten
Malers standen den kunstbegriffen Thorancs als dem Vertreter einer gebil-
deten Oberklasse am nächsten. Zn dieser Verschiedenartigkeit der Tradition,
an die sie anknüpfen, liegt auch der Hauptunterschied zwischen Seekatz und
Trautmann. Seekatz konnte, seitdem er einmal die Mannheimer Hofluft ge-
atmet hatte, dem Eklektizismus der gebildeten Welt nicht entgehen,- Traut-
mann aber schließt sich mit absoluter Überzeugung einer einheitlichen Kunst-
richtung an und schafft — wie abgeschlossen nach außen — bis an sein Ende in
ihr fort. Er wechselt dabei im Gegenständlichen nicht weniger als Seekatz,-
Genre und Historie laufen gleichmäßig neben seinen Beleuchtungsstücken her,
aber er bleibt stets denselben Vorbildern treu und bekennt sich allezeit, ohne
es auf einen versuch in anderen Möglichkeiten ankommen zu lassen, gleich-
mäßig zu den Niederländern des 17. Jahrhunderts und nicht etwa nur zu
ihrer naturalistischen Gesamttendenz, sondern zu ganz bestimmten Schulen.
Oie feinsinnigen Beobachtungen Donners, die er besonders an der Hand der
Trautmannschen „Josef-Kompositionen" über ihre kennzeichnen „rein-künst-
lerischer und technischer Natur" anstellt, reichen darum bei einem Vergleich der
beiden Künstlerpersönlichkeiten Trautmann und Seekatz nicht aus. Alle Merk-
male, die er im Gegensatz zu Seekahschen Gemälden bei der Betrachtung der
Architektur, des kostümlichen — er nennt die phantastische Kleidung Traut-
mannscher Gestalten: „rembrandtisch-türkisch" — nicht zuletzt bei dem Kolorit
betont^ wurzeln tiefer als er sie faßt, nämlich in der verschiedenen Gesinnung
1 Dieses mehr zeichnerisch wirkende Blattwerk finden wir auch auf den „niederländischen" Land-
schaften Brinkmanns, von dem es Leekatz ebenso wie die Vorliebe für zerklüftete Eichenstämme überhaupt
übernahm. So folgt bei Goethe, der ja auch Brinkmannsche Landschaften kannte — wohl in diesem Kausal-
zusammenhangs —, der nächste Satz: „Er war Schüler von Brinkmann."
- Schubart 5. 145.
2 Zn dem Empfehlungsschreiben Thorancs an den Bat der Stadt Frankfurt, in dem er die Bewerbung
Seekatzen? um das Zrankfurter Bürgerrecht befürwortet. (Schubart 5. 127.)
 
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