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Berger, Ludwig
Joh. Conrad Seekatz: ein deutscher Maler des achtzehnten Jahrhunderts : sein Leben und seine Werke — Heidelberger kunstgeschichtliche Abhandlungen, Band 2: Heidelberg: Verlag Carl Winters Universitätsbuchhandlung, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.57084#0053
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Drittes Kapitel.
Die Jahre von 1753 bis 1768 in Darmstadt und Frankfurt

1 In einer Quittung der landgräflichen Rechnungsbücher (Grohherzogl. Hess. Haus- und Staats-
archiv, Darmstadt) bescheinigt Zoh. Conrad Seekatz am 17. Juli l75Z „50 Gulden Besoldung aus jährl.
200 Kl. als vom t. April bis Ende Jung" erhalten zu haben.
2 Eine interessante Ausnahme macht hierbei das Porträt der Helene Martini, der Geliebten Lud-
wigs VIII. (vergl. Kapitel VIII 5. 144.)

zweite Aufenthalt des Johann Conrad Seekatz in Worms war von
kurzer Dauer, denn schon im April des Jahres 1753 trat er als Hessen-
Oarmstädtischer Hofmaler in die Dienste des Landgrafen Ludwig VIIÜ.
Möglicherweise verdankte er diese Anstellung einer Protektion der Prinzessin
Georg Wilhelm, der vor wenigen Jahren nach Darmstadt gekommenen jungen
Schwiegertochter des Landgrafen, die eine geborene Gräfin von Leiningen-
Dachsburg war, und zu der wir später den Sohn des einstigen gräflich-leinin-
gischen Hofmalers noch wiederholt in Beziehung treten sehen. Der Gehalt,
den der Maler vom Hose bezog, betrug jährlich ein Zixum von 200 Gulden,
wobei ihm ohne Zweifel, wie bei fast allen diesen Hofmaler-Verträgen, die
einzelnen Arbeiten noch im besonderen bezahlt wurden, die wir uns wohl
in der Art jenes „Bacchanals nach Carpioni" (Katalog des großherzogl. Lan-
desmuseums, Darmstadt Nr. 359) denken mögen. Mit den Aufträgen des
Hofes war es jedoch in den ersten Jahren des Darmstädter Aufenthaltes recht
spärlich bestellt, von dekorativen Kresko-Malereien, Oeckenbildern in den
Treppenhäusern und Kestsälen der Schlösser oder Kuppelgemälden in prunk-
vollen Kirchen, wie sie in dieser baulustigen Zeit an allen großen und reichen
Zürstenhöfen auszuführen waren, konnte in der kleinen landgräflichen Residenz
natürlich keine Rede sein. Die vornehmste Aufgabe, womit sich der Hofmaler
dort Ansehen und Verdienst sichern konnte, blieb das Porträt. Kür Porträt-
aufträge aber wurde der neue Ankömmling so gut wie gar nicht herangezogen^.
Oer Grund dafür lag in der Tatsache, daß seit dem Jahre 1724 ein Bildnis-
maler am Darmstädter Hofe tätig war, dessen Nuf sich auch über die Grenzen
der landgräflichen Herrschaft hinaus eines bedeutenden Ansehens erfreute:
Johann Christian Siedler. Zahlreiche Bildnisse des Landgrafen von seiner
Hand, deren schönstes sich zurzeit auf dem Großherzoglichen Jagdschlösse Wolfs-
garten befindet, rechtfertigen die Bewunderung, die man ihm schon zu seinen
Lebzeiten zollte, und lassen deutlich die Schule erkennen, in der sein Können
wurzelt. Cr ist einer der deutschen Epigonen jener französischen Porträt-
Schule, die in der Kunst eines Nigaud und Largilliere ihren Höhepunkt er-
reicht hatte. Ja, die Überlieferung berichtet sogar, daß Siedler in persön-
 
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