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Berger, Ludwig
Joh. Conrad Seekatz: ein deutscher Maler des achtzehnten Jahrhunderts : sein Leben und seine Werke — Heidelberger kunstgeschichtliche Abhandlungen, Band 2: Heidelberg: Verlag Carl Winters Universitätsbuchhandlung, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.57084#0202
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Zehntes Kapitel.
Die Supraporten aus Schloß Braunshard

m 30. April 1765 beklagt sich der Gevatter Dolmetsch Diene in einem
Briefe an den Königsleutnant darüber, daß Seekatz bei seinem letz-
ten Aufenthalt in Frankfurt ungeachtet der neuen Nachbestellungen
Thorancs plötzlich nach Darmstadt abgereift seit mit der Begründung, daß


er für seinen Fürsten zuviel zu arbeiten habe*. Zn dem Werke des Malers
ist uns indes außer kleineren, früher erwähnten Einzelarbeiten nur von
einem größeren Auftrage der landgräflichen Familie an Seekatz ein Zeugnis

erhalten, auf das sich diese Stelle beziehen ließe: Die Supraporten für Schloß

Braunshard?. Auch sonst wird sich trotz des Mangels an jedem archivalischen
Material die Jahreszahl 1765 als Hauptdatum für die Ausführung der
Vraunsharder Supraporten behaupten lassen.

Oie herrschaftliche Besitzung Braunshard, die anderthalb Stunden nord-
westlich von Darmstadt nahe bei Weiterstadt gelegen ist, hatte Landgraf Lud-
wig VIII. seinem Lieblingssohne, dem Prinzen Georg Wilhelm um die wende
vom 5. zum 6. Jahrzehnt zum Geschenke gemacht. Dieser liebenswürdige
Prinz, der schon lange die Uniform mit dem Kavaliersrock vertauscht hatte,
stand ebenso wie in der Politik auch in der ganzen Lebensauffassung zu seinem
militärisch gesinnten Bruder, dem Erbprinzen und nachmaligen Landgrafen
Ludwig IX., in schroffem Gegensatz und teilte ganz im Sinne des uncien reZime
die Neigungen des alternden Vaters. So war er — gleich diesem ein leiden-
schaftlicher Jäger — einmal von Ludwig XV. zur Parforce-Jagd geladen
worden, was in der landgräflichen Familie als hohe Auszeichnung empfunden
wurde. Aber auch für seine kunstanschauung blieb, wie bei seiner Gemahlin
Marie Luise Albertine, einer geborenen Reichsgräfin von Leiningen-Oachs-
burg, deren Erziehung einst von französischen Gouvernanten geleitet worden,
diese Beziehung zu dem französischen Hofe bestimmend. Oie Reise nach Paris,
die Freundschaft mit dem dortigen Herrscherhaus^ bildeten wohl den äußeren

1 «Hui avet trop cles atair pour 8on prins.»
? Noch in den Briefen der großen Landgräfin findet sich diese Schreibweise, die entgegen dem heu-
tigen Drtsnamen Braunshardt mit dem einfachen d endigt.
2 Zn dem Großherzoglich hessischen Haus- und Staatsarchiv befinden sich keine den Bau betreffenden
Nkten. Sie sind wohl bei der Versteigerung des Schlößchens Braunshard im Jahre 1830 nach dem Tode
des Prinzen Georg Narl, des sogenannten „Schuldenprinzen", verloren gegangen, vergl. Narl Esselborn,
Darmstadt und sein Hof zur Zopfzeit (Friedberg 1915) 5. 111 u. f.
Besonders die Zweitälteste Tochter des Prinzen Georg Wilhelm, Charlotte, stand seit einem vier-
monatlichen Besuch der landgräflichen Familie in Versailles im Jahre 1780 in engster Beziehung zu Marie
Nntoinette.
 
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