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Berger, Ludwig
Joh. Conrad Seekatz: ein deutscher Maler des achtzehnten Jahrhunderts : sein Leben und seine Werke — Heidelberger kunstgeschichtliche Abhandlungen, Band 2: Heidelberg: Verlag Carl Winters Universitätsbuchhandlung, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.57084#0203
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49. Johann Jakob Hill, fürstl. Ingenieur und Baumeister: Griginalriß zum Untergeschoß des landgräflichen
Schlosses Braunshard. (Großherzogl. Haus- und Staatsarchiv zu Oarmstadt.)

Höhepunkt in dem Leben des prinzlichen Paares, und es war kein Wunder,
wenn sich nun in ihrem eigenen Palais zu Oarmstadt alles nach pariser Ge-
schmacks- und Gesellschaftsformen richten mutzte. Oie Erbprinzessin Caroline,
die spätere große Landgräfin äußert sich einmal darüber in einem Briefe an
Friedrich den Großen, indem sie als Mutter die Konkurrenz der Prinzessin
Nichte für ihre einfach erzogenen Töchter fürchtet: «tzuutre moi8 äe sefour
ä Puris ont cionne ü lu kille clu prinee Oeor^e une uisunee et un ton, que
mes killes ne peuvent point Aulner ü vurrnstuät, et e'est l'exterieur, qui
seäuit les trois-quarts äes üomrnes.»* In diesem Linne verwandelte Prinz
Georg Wilhelm zu Beginn des sechsten Jahrzehntes den alten Meierhof zu
Braunshard in eine modische Zommerresidenz, die im Jahre 1763 vollendet
wurde?. Oer Grundriß war von I- I- Hill, einem (bisher völlig unbekannten)
Darmstädter Architekten angefertigt worden, dem man die pariser Bchule
wohl anmerkt. (Abbildung 49.)? Es ist ein langgestreckter eingeschossiger Bau,'
die Krönt liegt nach dem Garten hin, von dem aus drei Kreitreppen in eine

1 p. h. A. Walther, Briefwechsel der großen Landgräfin Caroline von Hessen, Wien 1877, Bd. 1.
Es handelt sich bei der oben zitierten Stelle um den plan Carolinens, ihr Rind zur Schwiegertochter Katha-
rinas ll. zu machen,- sie fürchtet dabei «les intriZues et les ressorts caclles» des Prinzen Georg, der bei
seiner Tochter, der schönen Prinzessin Charlotte, von der Goethe 1780 an Krau von Stein berichtet, daß er
sie „gerne sah", vielleicht das gleiche Ziel verfolgen mochte. Oie ängstliche Mutter vermutete dies wenig-
stens.
2 vergl. G. w. I. Wagner, handschriftliche Aufzeichnungen über die hessischen Schlösser im Haus-
und Staatsarchiv zu Oarmstadt.
Oer plan befindet sich in dem großherzoglichen Staatsarchiv zu Oarmstadt. Oer Name des Archi-
tekten steht rechts unten in der Ecke. Vie deutschen Unterschriften stammen wohl aus dem vorigen Jahrhun-
dert, aus der Zeit, da am Anfänge des sechsten Jahrzehnts — ungefähr 100 Jahre nach der Erbauung —
das Schlößchen wieder von Großherzog Ludwig III. käuflich erworben wurde. Oie Karbbezeichnungen
der Zimmer beziehen sich dabei, wie in dieser Zeit üblich, auf die Karbe der jeweiligen damaligen „Möbel-
Garnitur".

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