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Berger, Ludwig
Joh. Conrad Seekatz: ein deutscher Maler des achtzehnten Jahrhunderts : sein Leben und seine Werke — Heidelberger kunstgeschichtliche Abhandlungen, Band 2: Heidelberg: Verlag Carl Winters Universitätsbuchhandlung, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.57084#0137
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sondern es soll hier nur darauf hingewiesen werden, daß der Seekatzsche Kom-
positionsgedanke der praktischen Anordnung: daß immer je zwei panneaux
nebeneinander und von den anderen getrennt waren, durchaus entspricht.
Oie panneaux sind in formaler Beziehung paarweise komponiert- es sind
wohl zwölf Einzeldarstellungen (immer von den 24 kleineren oben und unten
abgesehen), aber es sind nur sechs Wandflächen. Diese Art einer kompositio-
nellen Zusammenfassung je zweier Monatsbilder ist am deutlichsten auf den
Szenen erkennbar, die sich in einer freien landschaftlichen Umgebung ab-
spielen. Seekah gebraucht hier dasselbe Mittel, das er im umgekehrten Zinne
auf den Supraporten verwertete. Betrachten wir nämlich zwei solche panneaux
zusammen, so befindet sich stets nach dem inneren Rande, d. h. an dem Rande,
an dem sie sich berühren, je eine ansteigende Vaumgruppe, die zusammen
gesehen (wenn wir uns den trennenden Leisten wegdenken) durchaus der
Mittelgruppe auf den Supraporten entspricht, nur daß hier ihre Wirkung eine
gegenteilige ist. Denn während sie dort auf der zusammenhängenden Kläche
eine Scheidung verursacht, so wirkt sie hier auf den getrennten Klächen im Sinne
eines gemeinschaftlichen Zentrums, das den beiden verschiedenen Darstellun-
gen gleichsam einen Zusammenhalt gibt. So ist es bei Mai und Juni, Juli
und August, September und Oktober — also bei drei paaren, die der richtigen
Monatsreihenfolge entsprechen, und von denen wir uns dann wohl den Rück-
schluß auf die drei weiteren paare erlauben können, bei denen dieses Kompo-
sitionsprinzip weniger augenscheinlich gehandhabt ist. während Thoranc also
die paarweise Anordnung der Seekatzschen panneaux beibehielt, als er sie
in sein neues Hotel übertrug — wurde die originale Zusammenstellung der
panneaux untereinander nicht gewahrt, wohl aus Nachlässigkeit und Unver-
ständnis der Handwerker, die die Arbeit ausführten und nicht wußten, um was
es sich hier im Einzelfalle handelte. Oie ursprüngliche Aufstellung aber in der
Rue des Oominicains — oder wenigstens die von Seekatz beabsichtigte — ent-
sprach ohne Zweifel der Monatsreihenfolge und es wäre darum zu wünschen,
daß bei der späteren Neuaufstellung im entsprechenden Raum die panneaux
wieder in diesem Sinne zu paaren zusammengestellt werden.
 
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