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Berger, Ludwig
Joh. Conrad Seekatz: ein deutscher Maler des achtzehnten Jahrhunderts : sein Leben und seine Werke — Heidelberger kunstgeschichtliche Abhandlungen, Band 2: Heidelberg: Verlag Carl Winters Universitätsbuchhandlung, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.57084#0080
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fünftes Rapitel.
Die ersten fünf Jahre (1753 bis 1758).

ie Lehren, die Seekatz in Mannheim empfangen hatte, bezogen
sich in erster Linie auf die Behandlung der Figur. Rubens, van der
werff, und die in Mannheim vertretenen Italiener, so verschieden
sie voneinander waren, hatten doch eines gemeinsam: Das Interesse an der
Figur, als dem vornehmsten Faktor der Vildkomposition. Mehr noch als bei
der biblischen Historie äußerte sich das natürlich bei den Themen der Mythologie
und Allegorie, die ja meistens dieser Lust an dem nackten und bekleideten
menschlichen Rörper nur zur Umschreibung dienten, und bei denen die Rück-
sicht auf den Vorgang den dekorativen willen weniger hemmte. So fanden
wir auch Seekatz, dem diese beiden Stoffgebiete bis dahin völlig fremd gewesen,
mit den mythologischen Gestalten aus dem Gemäldezgklus des Rubens zu der
Geschichte der Maria Medici oder mit den allegorischen lVeltteilfiguren Brink-
manns beschäftigt, und sahen, wie er an der Hand dieser Vorbilder sich eine
größere Geschicklichkeit in der Beherrschung des Figürlichen anzueignen suchte.
Trotzdem sich nun die Wirkung dieser Schulung auch noch an seinen nicht unmit-
telbar auf die Mannheimer Zeit folgenden Gemälden deutlich erkennen läßt,
war der Eindruck, den diese ganze Art von Runst auf den Dreißigjährigen gemacht
hatte, kein nachhaltiger. Am klarsten äußerte sich das in einem gewissen natür-
lichen Protest, mit dem er sich langsam wieder von dem in Mannheim kulti-
vierten höfischen Stoffkreise der Mythologie und Allegorie abwendet, auf die
er nur gelegentlich zurückkommt,- im großen ganzen widmet er zunächst seine
Runst wie früher der biblischen Erzählung. Oer Hauptgrund dafür, daß die
Mannheimer Hofkunst Seekatz nicht genügen konnte, lag gerade darin, daß
er mit der Figur allein nicht auskam- er will „erzählen". Zu der Erzählung
aber, wie sie ihm vorschwebt, braucht es mehr als einfach handelnde Personen,
es gehört dazu vor allem eine Umgebung, aus der heraus der Vorgang deut-
licher gemacht und präzisiert wird. Oie Einzelfigur interessiert ihn nicht in
dem Maße wie die „Handlung", die er darstellen will. Es scheint, daß in die-
sem Sinne seine erste künstlerische Orientierung an den Rupfern Merians
maßgebend blieb, denn die Gemälde der Frühzeit behalten insgesamt als
Hauptzug einen „illustrativen" Lharakter. Das heißt nun aber nicht etwa, daß
er die Rezepte verschmähte, die er bei seinem Mannheimer Meister zu lernen
Gelegenheit hatte, oder daß die Wirkung dieser zweiten Lehrzeit nicht auch
außer bei der Einzelfigur deutlich durchzuspüren wäre. Schon der Umstand,
daß es — mit Ausnahme der Verführungsgeschichte von Frau Potiphar und
 
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