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Hand an die Beleuchtungsvorrichtungen zu legen.
Das Portal der ottomanischen Gesandtschaft wird,
ein Halbmond mit einem Kreuze darin, in Bril-
lantfcuer glänzen.
Paris, 29. März. Der „Constitutionnel"
bringt folgenden offiziösen Artikel: „Seit Anfang
dieser Woche entfaltet der Kongreß eine außeror-
dentliche Thätigkeit. Anstatt der drei Sitzungen
wöchentlich hielt er seit Ostermontag täglich eine
solche und diese Sitzungen dauerten jedesmal 5 bis
6 Stunden. Nach dem Worte des Horaz, „motus
in tmom eilior", kann man in dieser Thätigkeit
der Bevollmächtigten die Bestätigung der Hoffnung
sehen, daß der zwischen den kriegführenden Mächten
abgeschloffene Waffenstillstand am 31. März nicht
zu Ende gehen wird, ohne daß ter Friede unter-
zeichnet worden wäre. Alles berechtigt zu der An-
nahme, daß dieses so sehnlichst gewünschte Ereig-
niß in der Sitzung vom Sonntag, 30. d. M.,
vor sich gehen werde. Wir erfahren in diesem
Betreffe, daß die Kaiserin — ein glückliches An-
zeichen in dem Zusammentreffen der Geburt des
kaiserl. Prinzen mit dem Friedensschlüsse zu Paris
sehend — den Wunsch ausgesprochen hat, die
Feder zu besitzen und aufzubewahren, mit welcher
die Bevollmächtigten der kontrahirenden Mächte
den allgemeinen Friedensvertrag unterzeichnet haben.
Eine Adlerfeder wurde zu diesem Behufe gewählt
und bleibt, nachdem sie von dem Hofjuwelicr mit
ihrer Bestimmung angemessenen Emblemen geschmückt
wurde, ausschließlich für die Unterzeichnung der 7
Eremplare aufbehalten, in welchen das Friedens-
instrument ausgefertigt werben wird. Da der
Friedensschluß eben so sicher, als nahe bevorsteht,
so mußte der Kongreß nothwendiger Weise Vorkeh-
rungen treffen, baß ber Waffenstillstand, welcher
am 31. März ablausen sollte, während der Rati-
fikationen des Friebensvertrags und bis zu deren
Auswechslung verlängert werbe. In Rücksicht auf
die Entfernung, welche Paris von Petersburg unv
von Konstantinopel trennt, wirb diese Waffenstill-
stands-Verlängerung nicht unter sechs Wochen sein
können, um den Kabinetskurieren bie erforderliche
Zeit zur Hin- und Herreise und zur Ueberbringung
der Ratifikationen des Friebensvertrags aller kon-
trahirenden Höfe nach Paris zu gewähren. Wir
haben Grund zu der Annahme, daß der Austausch
der Ratifikationen in Paris in der ersten Hälfte
des Mai stattfinden wirb. Erst bann wird der
Inhalt des Friedensvertrags veröffentlicht werden."
Wenn es nach Vorstehendem scheint, baß die offi-
zielle Mittheilung des Textes des Friedensvertrags

erst später erfolgen wird, so ist kein Zweifel, daß
der wesentliche Inhalt desselben in anderer Weise,
namentlich in Folge von Interpellationen im eng-
lischen Parlament, schon näher bekannt gemacht
werden wird. Auch glaubt man, daß der Kaiser
bei der nächsten Dienstag statlfindenden Revue über
die Pariser Garnison einige Andeutungen in einer
Anrede fallen lassen werde.
Paris, Samstag, den 29. März. Marschall
Pelisfier meldet aus der Krimm vom 23. März:
Aus Anlaß ber Geburt des kaiserlichen Prinzen
Glückwünsche der Alliirten; die Russen illuminirten.
Paris, Sonntag den 30. März, Nachmittags.
101 Kanonenschüsse vom Invalidenhotel kündigen
i bie Unterzeichnung des Friebensvertrags an. Seit
dem Morgen erwartete man dieses Ereigniß. Man
ist mit Vorbereitungen zur Illumination von Paris
beschäftigt.
Paris, Montag den 3l. März. Der Moniteur
meldet den gestern erfolgten Friedensabschlnß mit
dem Beifügen, daß ber Vertrag die orientalische
Frage ordne und bie Ruhe Europa's auf feste und
dauerhafte Grundlagen stelle. Die Ratifikationen
sollen in Paris innerhalb 4 Wochen und wo möglich
noch früher ausgewechselt werden. Die Veröffent-
lichung der Vertragsbestimmungen ist bis zur Rati-
fication untersagt.
Italien.
Nom, 18. März. Gestern hat der Papst
den Prinzen Albert von Preußen in einer Privat-
audienz empfangen; der Prinz beehrte hierauf den
Kardinal Antonelli mit einem Besuche. Auf die
von Paris eingelaufene Meldung von der glück-
lichen Entbindung der Kaiserin Eugenie wurden
101 Kanonenschüsse von ber Engelsburg abgefeuert-
Abends waren das französische Gesandtschastshotcl,
Las Kasino der französischen Offiziere und über-
haupt viele, französischen Eigcnrhümern gehörende
Gebäude glänzend beleuchtet.
Aus Nom schreibt man dem „Journ. des Deb."
unter dem 15. März: '/Es ist beschlossen worben,
daß gegen den Monat Juni ein Spezialbevoll-
mächtigter nach Paris geschickt werden soll, um
im Namen des Papstes das kaiserliche Kind zu
taufen. Vorerst ist zu dieser Mission der Kardi-
nalvikar Patrizi ersehen."

Verantwortlicher Herausgeber N. Adlon. — Druck und Verlag von N. Adlon in Heidelberg.
 
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