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werden getroffen, um die verbündeten Armeen aus
der Krimm zurückzuziehen; dergleichen soll die tür-
kische Armee aus Miugrelien zurückgezogen werden.
Handelsschiffen unter russischer Flagge ist das Aus-
laufen aus russischen, bisher blokirten Häsen ge-
stattet worden. Fürst Kallimachi begibt sich ehestens
aus seinen Gesandtschastsposten nach Wien.
Krimm.
Aus dem Lager vor Sebastopol haben
die englischen Blätter Berichte, die bis zum 25.
v. M. gehen. Die Armeen erwarteten von Tag
zu Tag die Verkündigung des definitiven Friedens-
schluffes. Mittlerweile werken im englischen Lager
Pferderennen veranstaltet, Theatervorstellungen ge-
geben und Ererzirmanövcr abgehalten, so daß es
an Zerstreuung nicht fehlt. Bei einem der letzteren
waren die Engländer, an 6000 Mann stark, unter
General Eyre bis hart an die Stellungen der
Russen vorgerückt. Diese, verblüfft über die plötz-
liche Bewegung eines so ansehnlichen Korps, ließen
sofort ein paar Brigaten ausrücken, um die ma-
növrirende Truppe zu beobachten. Die englische
Kommission, welche die verschiedenen Lager der
Alliirten zu iuspiziren hatte, hat ihren Bericht ein-
geschickt, der in Bezug auf Lagereinrichtung und
Verwaltung fast eines feden Dienstzweiges den
Sardiniern vor Franzosen und Engländern den
Vorzug gibt, vor den Letzteren namentlich deßhalb,
weil die sardinischen Truppen keiner fremden Hilfe
zu den mannichfachen Dicnstzweigen brauchen. Im
Uebrigen sott sich die englische Armee gerade jetzt,
wok man sie nicht mehr vonnöthen hat, im herr-
lichsten und, Dank der vortrefflichen Organisation
des Transportkorps, auch im mobilen Zustande
befinden, so daß sie den Vergleich mit den besten
Heeren Europa's nicht zu scheuen hat. Ueber die
Zustände im französischen Lager verlautet dagegen
nicht viel Tröstliches.

«Orientalische Angelegenheiten.
Berlin, 10. April. Die Arbeiten der Pariser
Konferenz gehen nunmehr rasch ihrer Beendigung
entgegen. Da die Versammlung der Botschafter
sich nur mit der Feststellung des Friedens selbst
zu beschäftigen hatte, so konnte es nicht ihre Auf-
gabe sein, selbst Vie sämmtlichen Einzelpunlte der
ihrer Entscheidung vorliegenden Gcncralsragen defi-
nitiv zu erledigen. Sie mußte sich vielmehr darauf
beschränken, der Möglichkeit eines Wüderausbruches
prinzipieller Streitigkeiten vorzubeugen, daher die
bei Regelung resp. Durchführung jeder einzelnen
Fricdenestipulation als Richtschnur dienenden lei-

tenden Gesichtspunkte und Grundsätze zu feriren.
Die hiernach zu bemessenden Ausführungen bleiben
der kommissarischen Behandlung überlassen. Die
Minister der sieben vertretenen Staaten werden bis
zum Eintreffen sämmtlicher Ratifikationen in Paris
bleiben. Dies dürfte frühestens am 16. d. M.
der Fall sein, da der Kurier von Konstantinopel
nicht wohl eher, möglicher Weise aber um mehrere
Tage später in der französischen Hauptstadt wieder
eintreffen könnte. Bei der ungestört fortschreitenden
Wiederherstellung der friedlichen Verhältnisse in
Europa steht nun auch die Aufhebung des Verbots
der Durchfuhr von Munition und Kriegsbedarf
durch Preußen in naher Aussicht; man erwartet
die Veröffentlichung des betreffenden Erlasses un-
mittelbar nach erfolgter Auswechslung der Frie-
densratifikationen.

Deutschland.
Karlsruhe, 12. April. In Folge des regel-
mäßig stattfi'ndcnden Wechsels in der Stimmführung
für das achte deutsche Bundes-Armeekorps bei der
Bundes-Militärkommission ist diese durch den badi-
schen Militärbevollmächtigten, Oberst und Flügel-
adjutanten ' . Seutter versehene Stimmführung auf
den großh. hessischen Militärbevollmächtigten über-
gegangen und Oberst v- Seutter zu Seiner König-
lichen Hoheit dem Regenten als erster Vortragender
Acjutant unter Beibehaltung der Stelle eines Bun-
des-Militärbevollmächtigten hicher berufen worden.
Beim Antritte seiner neuen Funktionen erhielt Oberst
V. Seutter in Anerkennung seines bisherigen ver-
dienstvollen Wirkens das Kommandcurkreuz mit
Eichenlaub vom Zähringer-Löwen-Orden aus den
Händen Seiner Königlichen Hoheit des Regenten.
Karlsruhc, im April. Das „Bad. Centrlbl.-«
schreibt: Mit Recht sind alle bessern Blätter dem
Unfug in Bezug auf die Ucberschwemmung mit
Papiergeld und die damit zusammenhängenden un-
soliden Bankspekulationen in einigen deutschen Staaten
entgegengetreten und haben auch in der That be-
wirkt, daß bereits mehrfach Maßnahmen ergriffen
worden sind, um solchem Unfug zu steuern. Zu
unserer Freude vernehmen wir nun, daß die großh.
Regierung darauf bedacht ist, mit jenen Regierungen,
die gleichfalls die beliebten Schwindeleien mit un-
fundirtem Papiergeld von ihren Ländern abhalten
wollen, eine Vereinbarung zu treffen, wornach nur
solche Noten als gangbar erklärt werden, die auf
einer reellen Basis beruhen. Eine solche Verein-
barung ist als eine Fortsetzung der Münzkonvention,
die sonst fast keinen praktischen Werth hätte, anzu-
sehen; ja sie ist vielleicht nothwcndiger, als diese.
 
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