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Die in dieser Beziehung ergriffenen einleitenden
Schritte haben bei allen größeren (selbst bei Oester-
reich) uni) mittleren deutschen Staaten ungeteilten
Beifall gefunden und es steht zu erwarten, daß,
mit wenigen Ausnahmen, von den deutschen Negie-
rungen eine segenbringende Vereinbarung geschloffen
werden wird.
Vom Brurhein, 10. April. An verschiedenen
Orten wurde in letzter Zeit öfters eine neue Manipu-
lation versucht, um die Bezahlung der Liegenschafts-
Kausaccise zu umgehen, indem man von dem Eigen-
thümer eines Waldes zuerst das Holz und später
in einem besondern Vertrage auch den nunmehr
fast werthlosen Boden des Waldes kaufte, nur
von dem letztern Kaufpreise die Accise entrichtete,
nichtsdestoweniger aber den ganzen Wald käuflich
erworben hatte. Bisweilen wurde auch noch die
Vorsicht angewendet, daß der Käufer des Wald-
bodens und jener des Holzes verschiedene Personen
waren, welche nach dem Kaufe Beides wieder zu
einem Ganzen vereinigten. Indessen haben sowohl
die Finanzbehörden als auch die Gerichte beider
Instanzen in allen diesen zur Anzeige gekommenen
Fällen strafbare Accisdefraudationen erblickt, was
namentlich gegen einen Holzhändler in einer be-
nachbarten Stadt den Ausspruch einer sehr bedeu-
tenden Geldstrafe zur Folge hatte. — Auch eine
großartige Schmuggelei war unlängst Gegenstand
gerichtlicher Entscheidung, wobei es sich heraus-
stellte, daß eine unglaublich große Masse von ein-
gemachten Trüffeln aus Frankreich cingeschwärzt
und von dem Angeschuldigten nach fast allen großen
Städten Deutschlands versendet worden war. Die
erkannte Strafe dürfte übrigens den Gewinn dieses
Geschäfts so ziemlich absorbirt haben.
Aus dem Breisgau, 10. April. Zu den
allenthalben eingehenden Berichten über das treffliche
Frühlingswetter können wir ein Gleiches aus unse-
rer Gegend beifügen. Wenn auch die höheren
Berge und die tieferen Thäler des Schwarzwaldes
sich noch einige Male mit schnellvorübergchendcm
Schnee überziehen, so ist doch in der Ebene der
Frühling vollkommen eingezogen. Alle frühen Obst-
sorten stehen in voller Älüthe, überhaupt äußert
sich überall eine so üppige Vegetation, daß wir
zu den kühnsten Hoffnungen berechtigt wären, wenn
wir nicht in der Zeit noch gar so frühe uns befänden.
Berlin, 11. April. In die Umwandlung
unserer Jnfanteriegcwchre in Minisgewehre ist ein
Stillstand cingetreten und wahrscheinlich wird man
nicht weiter fortfahren, da von Seiten verschiedener
Prüfungskommissionen erhebliche Bedenken gemacht

worden sind. Diese bestehen vornehmlich darin,
daß die Munition der Minisbüchsen sehr schwer
ist, im Felde nicht leicht angefertigi und ersetzt
werden kann, feindliche Munition nicht leicht zu
gebrauchen ist. Die Vorzüge des Zündnadelgewehrs
sollen so einleuchtend hervorgehoben sein, daß man
auf dies wieder zurückkehrt und die Ausrüstung
des preußischen Heeres vornehmlich doch bei dieser
Waffe verbleiben wird.
Königsberg, 10. April. Nachrichten ans
St. Petersburg zufolge hat Kaiser Alexander mittelst
Gnadenbriefes dem Adel von Liefland, Kurland
und Esthland dessen Rechte, Gebräuche, Stiftungen,
Vorzüge, Privilegien u. s. w. für die Dauer seiner
Regierung mit seinem kaiserlichen Worte gewährleistet.
Frankreich.
Paris, 8. April. Ich höre heute aus ver-
läßlicher Quelle, daß die ganze Krimmarmee, welche
mit Inbegriff des 20,000 Mann starken Korps
am Bosporus etwa 140,000 Mann zählt, nach
Frankreich zurückkehren wird. Es soll dann, wie
man mich versichert, zu einer Reduktion geschritten
werden, um die ganze französische Truppenmacht
binnen der nächsten Monate auf 370,000 Mann
zu bringen. Indessen verlautet zugleich von einer
andern Seite, daß in diesem Falle die Garde um
mehrere Regimenter, ich höre um vier Jnfanterie-
und eben so viel Kavalericregimenter, verstärkt,
und im Ganzen auf 50,000 Mann gebracht werden soll.
Paris, 11. April. Man begann diesen Morgen
in den Tuilcrien mit den Vorbereitungen für dos
demnächst stattsindende Fest zu Ehren der Kongreß-
bevollmächtigten. — Neber den Glanz und die
wahrhaft orientalische Pracht, welche gestern auf
dem Balle entfaltet war, welchen der Großvezier
und der türkische Gesandte im Hotel der türkischen
Gesandtschaft gaben, herrscht heute nur eine Stimme.
Der Kaiser kam um halb 11 Uhr. Prinz Napo-
leon, Prinzessin Mathilde, alle Minister, alle Kon-
greßmitglieder, alle Gesandten, die Großwürden-
träger, die Blüthe der Pariser Damenwelt und
viele Fremde bewegten sich in den mit geschmack-
voller Pracht ausgestatteten Sälen. Die beiden
russischen Bevollmächtigten waren nicht anwesend.
Der Grund soll durchaus kein politischer sein.
Nußland.
Odessa, 6. April. Heute sind die ersten zwei
fremden Handelsschiffe unter Volksjubel eingclaufen.
Konstantinopel, 31. März. Kanonendonner ver-
kündet heute den Friedensschlnß; die Kriegsschiffe
im Hasen flaggen. Ein eigenes Gesetz über euro-
päisches Eigenthumsrecht ist erlassen.

Verantwortlicher Herausgeber N. Adlon. — Druck und Verlag von N. Adlon in Heidelberg.
 
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