DOI issue:
Nr. 33
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.68450#0280
Seite 276
KUNST-HEROLD
No. 33
Sittlichkeit achten, überwinden! Der Mensch mit gebildetem
Herzen sucht Erhebung in der Kunst und Begeisterung! Werner
hat schon Millionen Menschen erhoben und begeistert - den
„Modernen“ aber möchte man zurufen: „Was kannst du armer
Teufel geben?“
Der perfekte Kunstkenner
(Schluss.)
Malerpoeten
gutes Wort, anzuwenden auf Böcklin, Hofmann, Moreau, Watts.
Leider ist auch keine Kennerregel ohne Ausnahme von der
soeben unter „Malenkönnen“ neuerdings betonten Hauptregel.
Die Malerpoeten erzählen auch, dürfen aber trotzdem gelobt
werden. Wem aber durch diese Ausnahmen die Erlernung der
Kennerschaft zu schwer gemacht wird, der mag sich immerhin
an die Regel halten und die Malerpoeten in einen Topf mit den
Anekdotenkrämern werfen, zumal der Tadel immer besser
ist als das Lob, so dass in zweifelhaften Fällen dem Tadel stets
der Vorzug zu geben ist.
Maschine
besonders grosse Maschine, umfangreiches Bild, guter weg-
werfender Ausdruck für historische Gemälde.
Menzel
muss gelobt werden, obgleich er Exzellenz und Ritter des
Schwarzen Adlerordens war. Sonst mag man sich merken,
dass schon der Rote Adlerorden, selbst IV. Klasse, genügt,
um einen deutschen Künstler für den Kenner ungeniessbar
zu machen. Dagegen gereicht die französiche Ehrenlegion, I
wie es sich gebührt, dem deutschen Künstler sozusagen zur be-
glaubigenden Urkunde seines Genies.
Munch
Edvard, norwegischer Maler, dessen Bilder niemand —
auch er selbst nicht — versteht, weshalb bei ihrem Anblick
wie bei der Nennung des Namens der Kenner in den höchsten
Paroxysmus des Entzückens geraten muss.
Schlagwörter: Abgründe der Seele, entblösste, zuckende,
bebende, sich windende Seele, Seelenzergliederer, peintre-
psychologue.
Museum
im allgemeinen muss der Kenner die Einrichtung der Museen !
tadeln. Es gibt einige Ausnahmen, aber bei ihnen braucht man
sich nicht aufzuhalten. Ein gutes tadelndes Wort ist Kunst-
speicher.
Präraffaeliten
englische Maler des 19. Jahrhunderts: Dante, Gabriel Rossetti,
Millais, Holman Hunt, Burne-Jones. Vor einem Jahrzehnt
mussten sie unbedingt gelobt werden, jetzt ist das nicht mehr
nötig. Will man tadeln, was immer gut ist, so benutze man
das Wort „Pastiche“ und sage etwa: „Ihre Kunst ist nur ein
Pastiche der Quattrocentisten.1 Will man sie loben, so rede
man von Naturfrömmigkeit, holder Einfalt und ähnlichen lieben
Kinder-Eigenschaften.
Raffael
man tut gut, mitleidig zu lächeln, wenn vom „göttlichen
Raffael“ die Rede ist. Auch mag man etwas von Pomade-
schachtel, Chromo und Zuckerbäcker murmeln. Indessen wage
man sich nicht zu weit vor und lasse sich auf keine Diskus-
sion ein.
Rembrandt
unbedingt loben.
Ruskin
englischer Kunstschriftsteller. Verteidiger der Präraffaeliten.
Man mag ihn tadeln oder loben, wie es einem gerade gefällt.
Schlagwörter: lobend: Tolstoi der Kunstgeschichte, ästhe-
tischer Menscherzieher; tadelnd: Sonntagnachmittagsprediger,
Apostel der Heilsarmee.
Schwind
dieser deutsche Maler und Illustrator muss wie sein Zeitgenosse
und Freund Ludwig Richter gelobt werden, obgleich er auch
vom grossen Publikum geliebt wird und obgleich beide in
ihren Arbeiten Anekdoten erzählen. Indessen tut man doch
gut, mit einer gewissen Herablassung von diesen beiden Künst-
lern zu sprechen, etwa so, wie man von den sogenannten Ju-
gendeseleien spricht.
Schlagwörter: der Herrscher des deutschen Waldes, wo
das Märchen wächst, bemoste Waldkapellen, uralte Klausner,
milchweisse Hirschkühe, nomenfeen, Heckenmännlein, Vater
Rhein, Nixen, deutsche Weihnachtsstimmung.
Neue Denkmäler und Bauten
Franzensbad. Der Erinnerung an Goethe und seinen häufigen
Aufenthalt in Franzensbad ist ein Zierbrunnen mit dem Bronze-
bild des Dichters geweiht, der hier am Sonnabend, dem 1. Sep-
tember, enthüllt wurde.
Bremen- Für ein hier zu errichtendes Moltke-Denkmal
(Hochrelief) ist der Entwurf des Professors Hahn in München
gewählt worden. Moltke ist darauf auf dem Pferde sitzend
barhäuptig dargestellt. Ein weiter Mantel fällt ihm von den
Schultern. Das Relief soll an der Westausseniseite des' Nord-
turmes der Liebfrauenkirche angebracht werden, die zugleich
die Garnisonkirche ist. Äusser Hahn hatten noch Entwürfe
Gebr. Hey 1 CxO.» Akt.-Ges.
CHARLOTTENBURG.
Gegr. 1833. Fabriken chemischer Farben. Gegr. 1833.
Heyl’s verbesserte allerfeinste Künstler- u Dekorations-Oel-Farhen Heyl’s
Deckweiss «Hk m m. Heyi s Skizzen-Oel-Farben- Heyi'Hormal-Oel-Farben.
Zu haben in allen Künstlermagazinen. 9 erste Preise. Katalog gratis und franko.
Goldene Medaille KolleKtiv-Ausstellung St. Louis 1904. Paris Grand Prix 1900.
KUNST-HEROLD
No. 33
Sittlichkeit achten, überwinden! Der Mensch mit gebildetem
Herzen sucht Erhebung in der Kunst und Begeisterung! Werner
hat schon Millionen Menschen erhoben und begeistert - den
„Modernen“ aber möchte man zurufen: „Was kannst du armer
Teufel geben?“
Der perfekte Kunstkenner
(Schluss.)
Malerpoeten
gutes Wort, anzuwenden auf Böcklin, Hofmann, Moreau, Watts.
Leider ist auch keine Kennerregel ohne Ausnahme von der
soeben unter „Malenkönnen“ neuerdings betonten Hauptregel.
Die Malerpoeten erzählen auch, dürfen aber trotzdem gelobt
werden. Wem aber durch diese Ausnahmen die Erlernung der
Kennerschaft zu schwer gemacht wird, der mag sich immerhin
an die Regel halten und die Malerpoeten in einen Topf mit den
Anekdotenkrämern werfen, zumal der Tadel immer besser
ist als das Lob, so dass in zweifelhaften Fällen dem Tadel stets
der Vorzug zu geben ist.
Maschine
besonders grosse Maschine, umfangreiches Bild, guter weg-
werfender Ausdruck für historische Gemälde.
Menzel
muss gelobt werden, obgleich er Exzellenz und Ritter des
Schwarzen Adlerordens war. Sonst mag man sich merken,
dass schon der Rote Adlerorden, selbst IV. Klasse, genügt,
um einen deutschen Künstler für den Kenner ungeniessbar
zu machen. Dagegen gereicht die französiche Ehrenlegion, I
wie es sich gebührt, dem deutschen Künstler sozusagen zur be-
glaubigenden Urkunde seines Genies.
Munch
Edvard, norwegischer Maler, dessen Bilder niemand —
auch er selbst nicht — versteht, weshalb bei ihrem Anblick
wie bei der Nennung des Namens der Kenner in den höchsten
Paroxysmus des Entzückens geraten muss.
Schlagwörter: Abgründe der Seele, entblösste, zuckende,
bebende, sich windende Seele, Seelenzergliederer, peintre-
psychologue.
Museum
im allgemeinen muss der Kenner die Einrichtung der Museen !
tadeln. Es gibt einige Ausnahmen, aber bei ihnen braucht man
sich nicht aufzuhalten. Ein gutes tadelndes Wort ist Kunst-
speicher.
Präraffaeliten
englische Maler des 19. Jahrhunderts: Dante, Gabriel Rossetti,
Millais, Holman Hunt, Burne-Jones. Vor einem Jahrzehnt
mussten sie unbedingt gelobt werden, jetzt ist das nicht mehr
nötig. Will man tadeln, was immer gut ist, so benutze man
das Wort „Pastiche“ und sage etwa: „Ihre Kunst ist nur ein
Pastiche der Quattrocentisten.1 Will man sie loben, so rede
man von Naturfrömmigkeit, holder Einfalt und ähnlichen lieben
Kinder-Eigenschaften.
Raffael
man tut gut, mitleidig zu lächeln, wenn vom „göttlichen
Raffael“ die Rede ist. Auch mag man etwas von Pomade-
schachtel, Chromo und Zuckerbäcker murmeln. Indessen wage
man sich nicht zu weit vor und lasse sich auf keine Diskus-
sion ein.
Rembrandt
unbedingt loben.
Ruskin
englischer Kunstschriftsteller. Verteidiger der Präraffaeliten.
Man mag ihn tadeln oder loben, wie es einem gerade gefällt.
Schlagwörter: lobend: Tolstoi der Kunstgeschichte, ästhe-
tischer Menscherzieher; tadelnd: Sonntagnachmittagsprediger,
Apostel der Heilsarmee.
Schwind
dieser deutsche Maler und Illustrator muss wie sein Zeitgenosse
und Freund Ludwig Richter gelobt werden, obgleich er auch
vom grossen Publikum geliebt wird und obgleich beide in
ihren Arbeiten Anekdoten erzählen. Indessen tut man doch
gut, mit einer gewissen Herablassung von diesen beiden Künst-
lern zu sprechen, etwa so, wie man von den sogenannten Ju-
gendeseleien spricht.
Schlagwörter: der Herrscher des deutschen Waldes, wo
das Märchen wächst, bemoste Waldkapellen, uralte Klausner,
milchweisse Hirschkühe, nomenfeen, Heckenmännlein, Vater
Rhein, Nixen, deutsche Weihnachtsstimmung.
Neue Denkmäler und Bauten
Franzensbad. Der Erinnerung an Goethe und seinen häufigen
Aufenthalt in Franzensbad ist ein Zierbrunnen mit dem Bronze-
bild des Dichters geweiht, der hier am Sonnabend, dem 1. Sep-
tember, enthüllt wurde.
Bremen- Für ein hier zu errichtendes Moltke-Denkmal
(Hochrelief) ist der Entwurf des Professors Hahn in München
gewählt worden. Moltke ist darauf auf dem Pferde sitzend
barhäuptig dargestellt. Ein weiter Mantel fällt ihm von den
Schultern. Das Relief soll an der Westausseniseite des' Nord-
turmes der Liebfrauenkirche angebracht werden, die zugleich
die Garnisonkirche ist. Äusser Hahn hatten noch Entwürfe
Gebr. Hey 1 CxO.» Akt.-Ges.
CHARLOTTENBURG.
Gegr. 1833. Fabriken chemischer Farben. Gegr. 1833.
Heyl’s verbesserte allerfeinste Künstler- u Dekorations-Oel-Farhen Heyl’s
Deckweiss «Hk m m. Heyi s Skizzen-Oel-Farben- Heyi'Hormal-Oel-Farben.
Zu haben in allen Künstlermagazinen. 9 erste Preise. Katalog gratis und franko.
Goldene Medaille KolleKtiv-Ausstellung St. Louis 1904. Paris Grand Prix 1900.