Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 2.1867

DOI issue:
Heft 2
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44082#0041
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext

Tod und Leben.
Novelle von UlMst Schrader.
(Fortsetzung.)
— Nein, aber er ist nöthig, um das
Giück, das die Harmonie der Seelen er-
zeugt, zu erhalten. Die Verhältnisse un-
serer Zeit sind nicht danach angcthan, den
alten Spruch zu rechtfertigen: „Raum ist
in der kleinsten Hütte für ein glücklich lie-
bend Paar." Üeberschreiten Noth und
Elend die Schwelle, so flieht der Frieden
aus dem Hause. Aber so weit braucht
es nicht einmal zu kommen .. . Der Mann,
der gezwungen ist, eine Arbeitsmaschine
zu sein, wird abgestumpft gegen die ed-
leren Freuden des Lebens. Mohr arbeitet
den Vormittag, den Nachmittag widmet
er feiner Frau. Und so ist es recht, so
muß es sein, wenn die Ehe beiden Gat-
ten Genuß gewähren soll. Wäre mein
Alaun auf den Ertrag seiner Arbeit
allein angewiesen, wir würden weder
dieses Landhaus bewohnen, noch uns des
Lebens in dem Grade freuen können, wie
es unserer Bildung angemessen ist. Das
Vermögen, das ich ihm zugebrachk, ist
ebenso nothwcndig zu unserem Glück, als
die gegenseitige Liebe.
— Zugestanden, zugestanden! ries
Armin. Aber wo finden sich zwei Per-
sonen ...
— Ah, jetzt kommen wir auf den
Hauptpunkt! Suchet, so werdet ihr finden,
steht in der Schrift. Reiche und liebens-
würdige Frauen bieten sich nicht an. Auch
darf man eine so wichtige Angelegenheit
nicht dem Zufall überlassen. Ein Freund
Mohr's vermittelte seine Bekanntschaft mit
mir, die, wie Sie sehen, den herrlichsten
Abschluß gefunden hat. Wir würden uns
im Leben vielleicht nie gesehen haben,


ver vom von

S. Sette 56.)

wenn die Vermittelung nicht stattgefundcn hätte.! vortrefflichen Eigenschaften gekannt zu haben, ich
Oder hätte ich Mohr gesehen, ohne vorher seine! würde

ohne Zweifel seine Frau nicht geworden
sein. Ist Ihr Herz noch frei?
- Ja!
— Haben Sie Lust, sich zu vcrhei-
rathen?
— Ja.
— Ich frage im Ernst.
— Und ich antworte im vollen Ernst.
— Wohlan, so werde ich die Ver-
mittlerin sein. Eine meiner Freundinnen
paßt vortrefflich für Sie. Mit persönli-
chen Eigenschaften, die sie höchst liebens-
würdig erscheinen lassen, verbindet sie
noch den Vorzug, daß sie ein enormes Ver-
mögen besitzt. Sie zählt fünfundzwanzig
Jahre und ist sehr schön. Nun werden
Sie mich fragen . . . ich lese cs in Ihrem
Erstaunen . .. warum eine solche Dame,
die von Bewerbern umlagert sein muß,
nicht längst verheirath^t ist. ..
— Gewiß! Gewiß! ries Armin.
— Die Antwort daraus ist sehr ein-
fach. Meine Freundin war schon einmal
verheirathet.
— Ah, sie kennt die Ehe!
— Und zwar von der traurigsten
Seite.
— Darum ist sie vorsichtig.
— Ganz recht! erklärte Antonie. Sie
will sich nur mit dem Manne verbinden,
von dem sie mit Sicherheit Glück erwar-
ten darf. Ich habe Sie beobachtet, Herr
Sander, und gefunden, daß Sie alle Ei-
genschaften besitzen, welche meine Freun-
din fordert. Wagen wir den Versuch
. .. Lernen Sie die Freundin, und diese
lerne Sie kennen . . . das gegenseitige Ge-
fallen und die Liebe wird nicht ausblci-
ben. Somit helfe ich auch die Freund-
schaft bethätigen, die mein Mann für
Sie hegt. Zugleich handle ich im Sinn
meines Bruders . . .
 
Annotationen