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gingen an alles, was Versicherung hieß, mit Argwohn heran; sie
glaubten stets, Schwindlern in die Hände zu fallen. Heute hat man
nur nötig, sich an erste, große Versicherungsgesellschaften zu wenden;
Unreellität ist völlig ausgeschlossen. Die großen Versicherungsgesell-
schaften erkannten, was unserem Volke not tut; es entstanden Ein-
richtungen, die von allen nur mit größter Freude begrüßt werden
können. Aber von all den Versicherungsarten, so verschieden sie auch
sind, ist die zweckmäßigste und schönste die Kmderversorgungsversiche-
rung, die sich auf Knaben und Mädchen erstreckt. Sie bietet so un-
gezählte Vorteile, daß jeder, der sich einmal eindringlich die heutigen
Verhältnisse vor Augen führt, einsehen muß, daß durch diese Form der
Versicherung wahrhaft Gutes geschaffen wurde. Jeder Großjährige,
ob Mann, ob Frau, ob ledig oder verheiratet, kann eine solche Ver-
sicherung zugunsten irgend eines Kindes abschließen. Die so oft be-
anstandete ärztliche Untersuchung ist hierbei ausgeschaltet worden. Die
Prämien, die für je tausend Mark jährlich vierzig bis fünfzig Mark
betragen, können in ganzen Jahresraten, aber auch halb- und viertel-
jährlich entrichtet werden. Stirbt der Versicherungsnehmer, also der
Zahler der Prämie, nachdem er bereits drei volle Jahre die Prämie
für seinen Schützling entrichtet hat, so wird dem Kinde nach Verlauf
von zwanzig Jahren dennoch die volle Summe der Versicherung
ausgezählt, obwohl kein Pfennig Prämie mehr gezahlt wurde. Stirbt
aber das Kind, so kann die Versicherung auf ein anderes Kind um-
geschrieben werden. Da keine Gefahr für den Versicherungsnehmer

besteht, so ist es jedem Vater, jeder Mutter, jedem Paten und An-
verwandten dringend ans Herz zu legen, durch Abschluß einer solchen
Versicherung für die Zukunft ihrer Lieben zu sorgen. Wir wissen
heute nicht, was die kommenden Jahre uns bringen; nur das eine
wissen wir, daß auch in zwei Jahrzehnten der Jüngling und das
Mädchen, die nicht mit Glücksgütern gesegnet sind, dankerfüllt die
ihnen ausgezahlte Summe in Händen halten werden, denn damit
sind ihnen schwere Sorgen genommen.
Unser deutsches Volk tut so viel; großherzige Liebesgaben regnen
herab. Wäre es nicht ein wundervolles Werk der Barmherzigkeit,
wenn vermögende alleinstehende Persönlichkeiten sich irgend ein Kind,
dessen Vater den Tod fürs Vaterland starb, auswählten und es in
solch eine Versicherung einkauften? Das wäre der rechte Dank für
das, was der brave Gefallene für uns, für unsere Heimat und unseren
bedrohten Herd tat; er verteidigte das Allgemeinwohl, er starb für
jeden von uns, warum soll da nicht dankbares Empfinden sich sagen:
Laß mich für die Zukunft deines Kindes sorgen. Deutsche Frauen!
Laßt das Wort Kinderversorgung tief in eure Herzen dringen, denkt
an die Zukunft, denkt an Deutschlands kommende Größe. Kinder^
die jetzt noch klein und unwissend sind, sie sind dereinst berufen, unser
geliebtes Vaterland zu höchster Machtentfaltung zu führen. Jeder
einzelne muß mithelfen an dem großen Werk der Zukunft. Haltet
eure Hände über jenes neue Geschlecht, ebnet ihm den Weg, seid
wahrhaft deutsch in eurem Fühlen, Denken und — Handeln.

Und abermals Ozetbäder...
(Nachdruck verboten.)
Mit Ozetbädern, ohne Zweifel einem der merk-
würdigsten Kurmittel der Gegenwart, behandelt man
jetzt vielfach in den Lazaretten, unter andern im
Ladiner Lazarett der Kaiserin, die folgenden Kriegs-
krankheiten: Herz-, Nerven-, Nierenleiden, Rheuma-
tismus, Muskelschwäche, Lähmungen und Entzün-
dungen der Nerven, Asthma, Arterienverkalkung,
allgemeine Erschöpfungszustände.
Diese Ozetbäder, obwohl bereits seit etwa zehn
Jahren dem ärztlichen Heilschatz angehörig, sind leider
noch immer nicht genügend im Publikum bekannt.
Sonst könnten gewiß gar manche Badereisen unter-
bleiben, so schreibt der Wiener Frauenarzt vr. Frankl
in der „Zeitschrift für physikalische Therapie", worin
er die Ozetbäder gegen die Beschwerden der Wechsel-
jahre empfiehlt.
Eine kurze Belehrung über Wesen und Wirkung
der Ozetbäder dürfte daher vielen willkommen sein.
Unter Ozetbädern versteht man nicht Sauerstoff-
bäder im gewöhnlichen Sinne. Es ist nicht der all-
bekannte Luftsauerstoff, sondern der „tätige" Sauer-
stoff im sogenannten Entstehungszustande, vom Er-
finder der Bäder „Ozetgas" genannt, eine Vorstufe
des Ozons, wovon etwa 22 Liter in jedem Ozetbade
zur Entwicklung kommen sollen.
Dieses Ozet, das in einer Anzahl von ungefähr
50 Milliarden perlender, äußerst feiner Bläschen das
Wasser durcheilt, schmiegt sich zum Teil als eine
glitzernde Decke der Haut an und dringt tief in ihre
Poren ein, wo sich die Endverzweigungen der
Empfindungsnerven verästeln; zum andern Teil
entweicht es aus dem Wasser nach oben und wird
eingeatmet. Bedeutungsvoll ist dabei der Umstand,
daß das Ozetgas sich innerhalb einer — an der hell-
braunen Farbe erkennbaren — Mangansuperoryd-
lösung befindet, die, einen eigenartigen Zellreiz
ausübend, an dem Einfluß des Ozetbades auf den
Körper mitbeteiligt sein dürfte. Farblose Ozetbäder
sind daher ein Widerspruch in sich selbst.
Das Ozetbad bewirkt zunächst — nach Ansicht
des „Vaters" der Bäderbehandlung, des Professors
Winternitz in Wien — eine taktmäßige Zusammen-
ziehung der feinsten Blutgefäße, eine Art Turnen
der Hautäderchen, eine stärkere Sauerstoffversorgung
der in der Haut liegenden Nervenzellen und eine
reichlichere Zufuhr von Ozet zu den Lungen. Als
weitere bedeutsame Wirkung des Ozetbades wurden
entdeckt an der Universitätsnervenklinik des Professors
Ziehen in Berlin eine Steigerung der Muskelkraft;
an der ChariMlinik des Professors Senator in Berlin
eine Herabminderung des bei manchen Leiden (Ar-
terienverkalkung, Nierenentzündung) krankhaft ge-
steigerten Blutdrucks; an der Budapester Universitäts-
klinik des Professors von Kötly eine Vermehrung
der bei Herz- und Nierenleiden verminderten Harn-
menge sowie eine allgemeine Blutverbesserung; am

Berliner Universitätsinstitut für Hydrotherapie des
Professors Brieger eine Verminderung der Zahl und
Verbesserung der Beschaffenheit des Pulses sowie eine
Verkleinerung des krankhaft vergrößerten Herzens,
die u. E. nur durch eine innere Kraftvermehrung seiner
Muskelmasse erklärt werden kann.
Ganz besonders aber wird von allen Forschern
übereinstimmend der eigenartige nervenberuhigende
und schlaffördernde Einfluß des Ozetbades hervor-
gehoben, der so regelmäßig eintrat, daß chemische
Schlaf- und Beruhigungsmittel, jene traurigen, aber
oft nicht vermeidbaren Notbehelfe, beim Gebrauch von
Ozetbädern häufig ganz fortgelassen werden konnten.
Daß es sich hier nicht etwa nur um eine Suggestion
handelt, beweist die Tatsache, daß auch erregte Geistes-
kranke, Säuglinge, ja selbst Tiere dem Ruhe und
Schlaf hervorbringenden Einfluß der Ozetbäder
unterlagen.
Herz, Adern, Lungen, Haut, Blut, Nieren, Nerven
— also die Haupttore des Lebens sind es, durch die
das Ozetbad Zugang zum inneren Körperbetrieb
findet. Und so wird man auch verstehen, warum
die Arzte bei so verschiedenartigen Leiden Badekuren
mit Ozetbädern anordnen. Unentbehrlich sind sie
bereits geworden bei der Behandlung von Herz-
störungen, Nierenleiden und jener verhängnisvollen
Zeitkrankheit, der Arterienverkalkung. Und das
deshalb, weil die Ozetbäder durch Erleichterung der
Herzarbeit das Herz selbst schonen, so daß es sich zu
erholen vermag; weil sie die bei der Arterienverkal-
kung zu schwach gewordenen Adern durch taktmäßige
Zusammenziehung üben; weil sie die schädliche Hoch-
spannung in den Adern, den zu hohen Blutdruck, er-
niedrigen, die Ausscheidungen der Haut und Nieren
anregen, das Blut dünnflüssiger, also leichter durch
die Adern gleitend machen und nicht zuletzt, weil sie
beruhigend, erfrischend, umstimmend, im besten
Sinne „belebend" auf das Nervenganze einwirken.
Darum sind auch die Erkrankungen der Nerven, von
der Neurasthenie und ihren zahllosen Erscheinungen
angefangen bis zu den Lähmungen, Krampfzuständen,
Entzündungen der Nervenmasse und den Hirn- und
Rückenmarkserkrankungen, das zweite große Haupt-
anwendungsgebiet der Ozetbäder geworden.
Daran schließen sich die Erkrankungen der At-
mungsorgane, insbesondere Katarrhe, Asthma, Keuch-
husten, des weiteren Erkrankungen des Blutes und
Stoffwechsels, wie Blutarmut, Bleichsucht, Basedow-
sche Krankheit, Zuckerkrankheit, Fettleibigkeit. Schöne
Erfolge sah man ferner bei Rheumatismus, Eicht,
Ischias, Neuralgie sowie bei den allgemeinen Be-
schwerden, die die Schwangerschaft und die Stö-
rungen des weiblichen Geschlechtsbezirks begleiten.
Einen merkwürdig wohltätigen Einfluß scheinen,
wie Professor Vasoin von der Universität Padua
berichtet, die Ozetbäder auf Magen, Darm und die
Organe des kleinen Beckens auszuüben, indem sie
den Blutzufluß, in den Bauchraunr vermehren,
Schmerzen lindern und die inneren Muskeln der
Bauch- und Beckenhöhle zu gesteigerter Tätigkeit
auregen. Professor Vasoin hat ganz augenscheinliche

Wirkungen bei nervösen Magen- und Darmleiden,
Leberstörungen, Stuhlträgheit und Gebrechen der
Geschlechtsorgane beobachtet.
Auch die von dem großen Kliniker Baccelli in
Rom geleitete Universitätsklinik hat sich mit der Er-
forschung der Ozetbäder befaßt und darüber durch
vr. Loleschi im „Policliuico" berichtet. Ihm ist es
gelungen, den mittelbaren Nachweis zu erbringen,
daß das Ozet tatsächlich durch die Haut in den Körper
eindringt. Er fand, daß die Ozetbäder nicht nur das
Blut verbessern und das Herz kräftigen, sondern daß
sie auch die Menge der im Harn ausgeschiedenen
Stoffwechselfchlacken (Harnsäure, Harnstoff usw.) er-
heblich vermehren, das heißt, die innere Verbren-
nungskraft oder, wie man sagt, den Sauerstoff-
stoffwechsel steigern, ein Vorgang, der für Gichtische
und Rheumatische, Zuckerkranke, Fettleibige und
Stubenhocker den höchsten Wert besitzen muß. Auch
Dozent vr. Gröber hat in Tierversuchen, die im
Berliner pharmakologischen Universitätsinstitut vor-
genommen wurden, dargetan, daß Ozet die Haut
des lebenden Körpers durchwandert.
Überaus wertvoll sind endlich die Ozetbäder ge-
worden zur Stärkung der Muskel- und Nervenspann-
kraft beim Sport sowie zur naturgemäßen Erholung
nach übermäßigen Leistungen, sei es körperlichen,
geistigen oder solchen des Gemüts. Das gegenwärtige
Leben verlangt eine derart volle Hingabe der Körper-
und Geisteskräfte, daß oft ein unausgleichbarer
Zusammenbruch droht oder gar eintritt. Wir nennen
das wohl einen „Klaps" und reden von „Nervenklaps"
oder „Herzklaps". Eine wahre Freude ist es nun zu
sehen, wie gerade solche Menschen durch zielbewußten
Gebrauch der Ozetbäder sich vor dem gefürchteten
Zusammenbruch bewahren oder seine Folgen wieder
ausgleichen. Die Erschöpfungszustände des Nerven-
systems sind ja, wie erst neuere Forschungen feststellen
konnten, vorwiegend durch einen Aufbruch des Ozets,
das heißt tätigen Sauerstoffs verursacht, und in
solchem Zusammenhänge ist vielleicht die an sich
überraschende Wirkung der Ozetbäder bei diesen
Erscheinungen verständlich*).
Der bekannte Sportphysiologe M. Brustmann hat
in seiner Broschüre „Sport und Bad" sehr fesselnd
darüber geschrieben. Er rühmt insbesondere den
wundervollen, kraftspeichernden Einfluß eines Ozet-
bades auf den Organismus vor körperlichen und
geistigen Höchstleistungen — ein Wink für Offiziere,
Flieger, Unterseebootmannschaften!
Alles in allem: Man hat ein wohlbegründetes
Recht, die Ozetbäder zu den bleibenden Errungen-
schaften deutschen Erfindergeistes zu zählen und ihnen
als Wohltätern der Menschheit eine immer all-
gemeinere Verbreitung zu wünschen.

*) Zu einer Kur gehören 10 bis 30 Ozetbäder; sie
können in jeder Badewanne durch Hiueinschiitten der fer-
tige» Bestandteile ins Badewasser znbereitet werden. Aus-
führliche Anweisungen nebst einer Trnckschrift über das
Ozetbad versendet die Firma L. Elkan Erben, G.m.b.H.,
Berlin-Charlottenburg LP2 zu Werbezwecken kostenfrei. Zebu
Ozetbäder gehen auf ein 5-kA-Paket. Telegramm-Adresse:
Ozetbad Berlin.
 
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