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M. pietschmann.

v. Queri-
schüttelte
„Ganz und
Verehrter!

Das Testament des sel. Eusebius.
Roman von Viktor Helling.
W^!m Kamin prasselten die Buchenscheite. Außer dem großen, aus
Hirschgeweihen gebildeten Kronleuchter brannte hellstrahlend
^^die Standlampe
auf dem Schreibtisch;
das reichliche Licht
machte das dunkelge¬
täfelte Arbeitszimmer
warm und behaglich.
Um Schloß Buchten¬
hagen wehten Stürme,
die den nahenden Früh¬
ling in ihrer wilden,
ungestümen Art rau¬
schend verkündeten. Der
Diener, der das Licht
angesteckt hatte, schien
noch auf einen Befehl
zu warten und war an
der Tür stehen geblie¬
ben. Als er eine Be¬
wegung machte, drehte
sich der Herr, der sich
den Lehnsessel an den
Schreibtisch herangezo¬
gen hatte, überrascht
um. „Ach so! Sie
warten immer noch,
Jochim? Ich denke
wunder, wer hier hinter
mir'rumkraucht! Haben
Sie 'was Besonderes
auf dem Herzen, dann
'raus damit!"
„Nein — ich dachte
nur, Herr Major hätten
vielleicht noch besondere
Wünsche."
Heinrich
Hollenbach
den Kopf.
gar nicht,
Ich wünsche zunächst
weiter nichts, als nicht
gestört zuwerden. Wenn
ich Sie brauche, pflege
ich zu klingeln — nicht
wahr?"
Der alte Jochim He¬
berlein ließ den Kopf
sinken: „Sehr wohl,
Herr Major!" Dann
verschwand er lautlos;
so leise, daß sich der
neue Schloßherr noch
einmal umblickte, um
sich zu vergewissern, ob
er nun auch wirklich
allein war.
Dann atmete er auf;

er wußte, der Alte meinte es rührend gut mit seiner Dienstbeflissen-
heit, aber mit der Zeit ging einem, wenn man so etwas nicht
gewöhnt war, der Übereifer des guten Jochim auf die Nerven.
Außerdem war es nicht gerade erbaulich, ewig die arge Leichen-
bittermiene Jochim Heberleins um sich zu sehen.
Gewiß, auch der Major betrauerte den guten Oheim Eusebius
von ganzem Herzen, aber schließlich lag nun doch die Beisetzung
schon vier und eine halbe
Woche zurück, und man
mußte auch mal an et-
was anderes denken als
an den weiland Kor-
nett-Oberstleutnant in
der Leibgarde der Hart-
schiere, Eusebius Frei-
herrn von und zu Queri-
Buchtenhagen, der als
Junggeselle von ein-
undachtzig Jahren zu
seinen Vätern versam-
melt worden war.
Dieser eisgraue Jo-
chim, der dem dahin-
gegangenen Oheim als
Mädchen für alles ge-
dient hatte, war ein
Juwel, und der Major
wollte der letzte sein,
der die Verdienste und
die Anhänglichkeit des
Mannes zu gering be-
wertete, aber daß er
ihn gewissermaßen als
Erbstück samt seiner
Livree, in der er so
klapprig steckte, nun für
unabsehbare Zeiten mit
übernehmen und be-
halten sollte, das wollte
ihm noch nicht recht
in den Kopf. Darüber
würde noch zu reden
sein, wenn auch noch
nicht heute.
Der Major z. D.
weilte ja selbst noch keine
vierundzwanzig Stun-
den auf dem alten Wald-
schloß ; nur mit dem not-
dürftigsten Gepäck war
er hierhergekommen.
Alles andere wurde noch
sorglich von Frauen-
händen verpackt, ehe die
richtige Übersiedlung
stattfinden würde. Was
aber noch mehr sagen
wollte: seine Ankunft
war noch geheim. Das
Vergnügen, die Ver-
wandten aus dem kaum
anderthalb Wegstunden
von Buchtenhagen lie-
Wer ist es. genden Groß-Grinde-
 
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