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nennt. Reift der Tabak, so werden die nach und nach hellgelb ge-
wordenen Blätter in nächster Nähe des Stengels bei Heller, trockener
Witterung abgedrückt. Nun folgt das Sortieren. Man unterscheidet
das aus den dicksten und am meisten bestrahlten Blättern bestehende
„Fettgut", „Bestgut", worunter man die mittleren, grüngebliebenen
Blätter vcrsteht, „Sandgut", die unteren, teilweise schon verdorrten
Blätter, uud Krumpen, die am tiefsten stehenden, ganz und gar ver-
trockneten Blätter. Mit Strohseilen zusammengebunden bleiben die
Sorten zwei bis drei Tage an kühlem Ort liegen, wobei schon eine
Gärung eintritt, die Farbe und Geruch des Tabaks beeinflußt. In
Amerika verlangt die Beschaffenheit des Bodens eine etwas andere
Behandlung und reichlichere Düngung. Die jungen Pflanzen werden
dort während der Nacht durch Bedecken mit Matten vor Frost ge-
schützt. Die Eingeborenen von Sumatra betreiben den Tabakbau
in ziemlich roher Weise und erzielen doch eines der besten Er-
zeugnisse.
Nach dem Abernten und Sortieren werden die Blätter noch zwei
wichtigen Prozessen unterzogen, dem Trocknen und dem Gären.
In Trockenschuppen, die den Regen abhalten, aber steten Luftzug
durchlassen, werden die Blätter an Fäden oder Stäben aufgereiht.
Sind sie trocken genug, werden sie auf warmer Strohunterlage in
Haufen von ein bis zwei Meter Höhe geschichtet, und zwar so, daß
die Basis aller Blätter nach außen zu liegen kommt. Nun findet
eine lebhafte Wärmeentwicklung stätt, die einen chemischen Prozeß,
das „Fermentieren", bewirkt. Um die Wärme nicht allzu hoch
steigen zu lassen, müssen die Haufen öfters umgeschaufelt werden.
Bei dieser Gärung wird der Gerbstoff zum Teil in einen braunen
Körper umgewandelt, der die Braunfärbung des Blattes bewirkt, wo-
durch das besonders von Feinschmeckern unter den Rauchern geschützte
Aroma entsteht. Die Fermentation bestimmt also den Charakter
der Sorte, weshalb man mancherlei versucht, minderen Sorten durch
Beeinflussung der Gärung einen anderen Charakter und damit
höheren Wert zu geben. In Kuba verwendet man dazu — ähnlich
wie beim Essig — eine Flüssigkeit, die aus altem fertigen Tabak ge-
wonnen wird, als „Tabakmutter".
Um einen guten Geschmack des Fabrikates zu erzielen, behandelt
inan die Blätter mit gewissen Lösungsmitteln, die sogenannte Soßie-
rung, durch die überflüssiger Nikotingehalt ausgelaugt, aromatische
Substanzen wie Weinessig, Fruchtsäfte, Kampfer und so weiter da-
gegen beigefügt werden. Um annähernd nikotinfreie Erzeugnisse
herzustellen, bedient man sich des Wasserstoffsuperoxyds.
Wie beim Wein, Rum und Arrak geht der Verarbeitung zu Zi-
garren ein Mischen verschiedener Sorten, ein „Verschneiden" voraus,
wobei natürlich die geschickte Auswahl der Zusammensetzung das Ge-
schäftsgeheimnis des Erzeugers ist. Für die Herstellung der schlanken
Elimmstengel ist es weiterhin wichtig, den Blättern durch vorsichtiges
Befeuchten mittels eines Zerstäubers die erforderliche Geschmeidig-
keit zu geben und die Mittelrippen zu entfernen. Der seiner äußer-
lichen Beschaffenheit nach unansehnlichere Tabak dient als Einlage,
die mit dem Umblatt zusammen den sogenannten Wickel bildet. Der
Arbeiter, der diesen wichtigen Teil der Anfertigung übernimmt,
der Wickelmacher, muß dafür sorgen, daß die Tabakstücke so zu liegen
kommen, daß die fertige Zigarre dann die gehörige „Luft" zum

Brennen hat. Größte Vorsicht erfordert schließlich das Umlegen des
Deckblattes, das aus den besten Blättern ausgewählt wird und nut
ganz besonderer Geschicklichkeit in schiefer Blattlage uni den Wickel
gerollt wird. Auch muß es so geschnitten sein, daß die Formung der
Spitze gut glückt.
Die fertigen Zigarren werden auf Trockenrahmen gelegt, ihrer
Dicke nach sortiert, um dann in Reih und Glied verpackt und ver-
schickt vor die Augen und die das Aroma prüfenden Nasen der Kenner
und Liebhaber zu kommen. Der Kautabak, der Pfeifentabak und die
Lieblinge der heutigen Generation, die Zigaretten, erfordern natür-
lich besondere Behandlung und besondere Maschinen zur Herstellung.
In der Tabakindustrie gab es schon immer Schlaue, die auch vor der
Kriegszeit das „Strecken" mit Ersatzstoffen versuchten. Zu diesen
Fälschungen dienten Kirsch-, Rosen.- und Veilchenwurzelblätter, aber
auch Kartoffelkraut und Runkelrübenblätter.
Unserer heimischen Industrie, die besonders in der Mark, in
Baden, Preußen, Bayern, Franken und der Pfalz und in diesem
Jahr mehr als sonst auch in Württemberg dafür sorgt, daß uns der
Ausfall der Einfuhr nicht in Verlegenheit bringt, braucht inan nicht
mit Mißtrauen zu begegnen. Im Gegenteil können wir auch hier
auf einen Sieg über unsere Feinde rechnen. Scharenweise zogen
die Frauen in den letzten Wochen auf die Tabakfelder, und in emsiger
Arbeit wurde von Tausenden fleißigen Händen das Brechen und
Sortieren, das Aufreihen und Aufhängen in Trockenspeichern be-
sorgt. An sorgfältigster Weiterbehandlung wird es dann ebenso-
wenig fehlen, und die Raucher im Felde und daheim können un-
besorgt sein, wir halten durch. Auch im Tabakhandel heißt es: Sie
zwingen uns nicht nieder! _
Oer Schreib-Fernsprecher. — Bisher war telephonische Ver-
ständigung nur von Ohr zu Ohr möglich. Eine bedeutende Erweite-
rung und Vervollkommnung des Fernsprechers steht für die Zukunft
durch die Erfindung der Berliner Ingenieure Seelau und Newman
bevor, die es ermöglicht, Telephonmeldungen auch in Abwesenheit
des Angerufenen zu übermitteln. Dem Fernsprecher wird ein zweiter
Apparat angeschlossen, und beide werden durch einen Hebel in Ver-
bindung gebracht. Wenn angerufen wird, setzt der zweite Apparat
selbsttätig Walzen in Bewegung, die das Gespräch wie beim Phono-
graphen aufnehmen. Der Angerufene kann nach seiner Rückkehr die
Walzen abhören. Um zu verhindern, daß ein Unbefugter die Ge-
spräche abhören kann, sind die Walzen verschließbar. Mit dem neuen
Apparat kann auch ein von zwei Stimmen geführtes Gespräch aus-
genommen werden, was bei wichtigen Unterhandlungen von nicht
geringem Werte ist.
Bruchteile einer Sekunde zu messen. — Auf einfache Weise kann
man Teile einer Sekunde mit der Taschenuhr feststellen. In einer
Minute tickt die Taschenuhr dreihundertmal — die weniger gut ge-
arbeiteten amerikanischen Uhren nur zweihundertvierzigmal. Dem-
nach kommen auf die Sekunde fünf Schläge, wovon man sich durch
das Vorrücken des Sekundenzeigers überzeugen kann. Diese einfach
vorzunehmenden Messungen können für die Bestimmungsdauer
photographischer Zeitaufnahmen von praktischem Wert sein.



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vrogerisn u. l^Li-fümsnen. ui "Vi ^gj^knet v/s^ben, weiss msn. rudUok

V/si- Pinotluol-Lscisk' noob niobt kennt, verenge sofort umsonst Mustek" unci Qutsobten clurob clie
Pinofluol-Qssellsebstt, Lsi-lin W57, Abt. dl 4-. (3si Antorclerung Abteilung gsnsu sngeben.)

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