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Zn Gedanken. — Der schwedische Professor W. E. Svedelius war so
zerstreut, daß er bei einem Festessen, während er eine seiner berühmten schönen
Reden hielt, den Punsch in seinem Glas mit der brennenden Zigarre umrührte.
Beim Höhepunkt seines „Stals" trank er dieses Gemisch auch noch aus. — In
einer Teegesellschaft sah ihm ein Kollege zu, wie er sich Butter auf die bloße
Handfläche strich; Brot darauf zu legen, hatte er vergessen. Aufmerksam ge-
macht, klopfte Svedelius seinem Retter freundlich auf die Schulter — es
geschah leider mit der gebutterten Hand. — Einst wurde er aus den schönsten
Gedankengängen herausgerissen durch eine ihm eben in den Weg tretende
Kuh. „Verzeihung!" sagte er höflich und lüftete den Hut. Der Kuhtreiber
und die übrigen Zeugen dieser Straßenszene lachten hellauf. Da gewahrte
der Stolz der Universität Upsala erst seinen Irrtum; beschämt und zornig
stürzte er davon. So blindlings rannte er vorwärts, daß er an eine Dame heftig
anrempelte. „Schon wieder so eine vertrackte Kuh, die nicht auf dem Weg
bleiben kann!" schrie Svedelius wütend, ohne auch nur aufzusehen. v. L.
heizbare Kanonenkugeln. — Um 1850 wurde in englischen Journalen
ein großes Geschrei über eine Erfindung gemacht, die sich nicht bewährt haben
muß, denn niemand hörte je mehr davon. In Glasgow wurden Kanonen-
kugeln hergestellt, die sich sogar bis zur Weißglut erhitzen sollten. Der hohle
Kern der Kugel sollte mit einem „selbst unter Wasser" brennenden Stoff an-
gefüllt werden, dessen Zusammensetzung „einstweilen noch geheimgehalten
würde". Von dem hohlen Kern der Kugel führten drei enge Öffnungen nach
außen; die Kugel wurde kalt in eine Kanone geladen und abgeschossen, worauf
sich der Brandstoff entzündete und so gewaltig aus den drei Öffnungen heraus-
flammte, daß eine zwölfpfündige Kugel in zwanzig Sekunden weißglühend wurde.
Wenn sie in Holzwerk einschlug, leistete — nach den damaligen Berichten — das
Geschoß bessere Dienste als eine auf gewöhnliche Art im Feuer glühend gemachte
Kugel, denn die Wirkung der weißglühevden Kugel verursachte ein sofortiges
Aufflammen des Holzes. Auch sollte es mit dem Abfeueru nach der Ladung keine
Eile haben. Nur der Feind sollte sich die Finger daran verbrennen. H. Crus.
Blendwerk. — Manche Bücherliebhaber besitzen unter anderen Seltenheiten
einen prächtig gebundenen und auf dem Rücken prunkhaft vergoldeten Band
aus der Zeit Ludwigs XV. Der aufgeprägte Titel verspricht im Innern ein
wertvolles Werk der Zeit; öffnet man aber das Buch, so findet man als Inhalt
ein „Kochbuch auf alle Tage des Jahres", das, obendrein schlecht gedruckt,
aus den Tagen Ludwigs XIV. stammt. In der gleich kostbaren Art der Binde-
kunst sind aber auch Stücke bekannt, die als Tert ähnliche unbrauchbare Laden-
hüter besitzen, die schon zu jener Zeit kein Mensch mehr las. Diese Bücher

gehörten einem Emporkömmling, dem Generalpächter Bourvalais, der sich
im Faubourg Saint-Germain als reicher Mann ein Haus erbauen und mit
allem Pomp der Zeit ausschmücken ließ. Da zur Zimmerreihe eines Herrn
auch eine Bibliothek gehörte, die von ihrem Besitzer gewiß niemals berührt
werden würde, hängte ihm der Buchhändler seine ältesten Ladenhüter auf.
Er wußte außerdem, daß Bourvalais geizig war, und gab ihm den Rat, seine
Kostbarkeiten immer unter Glas verschlossen zu halten. Erst die Erben des
geadelten Generalpächters kamen dahinter, wie die nach den Titeln so vielver-
sprechende Bibliothek im Innern der kostbaren Einbände beschaffen war. I. Boll.
königliche Abfuhr. — Als Napoleon III. 1870 Preußen niederzuwerfen
suchte, wäre Viktor Emanuel Napoleon, als seinem früheren Verbündeten, gern
zu Hilfe geeilt, aber seine Minister wollten von einem Krieg gegen Preußen
durchaus nichts wissen. Sella, der damalige Finanzminister, der einer wohl-
habenden Großhändlerfamilie entstammte, zeigte sich als entschiedenster Geg-
ner des Krieges. In einer Sitzung, in der diese Frage zur Erörterung stand,
sagte Viktor Emanuel gereizt zu seinem Finanzminister: „Sie sind nicht für den
Krieg, weil Mut dazu gehört." Sella erwiderte gelassen: „Mehr Mut als zu
diesem Entschluß gehört dazu, Eurer Majestät zu widersprechen, da es schwer
möglich ist, Sie zu überzeugen." Ironisch sagte der König: „Man merkt, Sie
stammen von Wollhändlern ab." Der Minister gab die ruhige Antwort: „Unsere
Firma erfüllte stets ihre Verpflichtungen; Eure Majestät wollen in diesem
Falle einen Wechsel unterschreiben, den Sie später nicht einlösen könnten." Bald
überzeugten die raschen glänzenden Siege der deutschen Waffen Italien, daß
es geraten sei, die Hand aus dem zweifelhaften Spiel zu lassen. M. Sch.
Der Entente ins Stammbuch. — Im Talmud findet sich folgende Sage:
„Als Noah die Arche vollendet hatte, klopfte ein Weib an und begehrte Einlaß.
,Wer bist du?" fragte der Erzvater. Das Weib sagte: ,Jch bin die Lüge." Noah
wollte die Lüge los werden und erwiderte: ,Nach dem Gebot des Herrn darf
ich nur ein Paar in die Arche aufnehmen. Gehe hin und suche dir einen Ge-
fährten." Darauf ging die Lüge fort und traf den Betrug. Sie sagte zu ihm:
,Begleite mich in die Arche, und ich werde alles, was ich erwerbe, mit dir teilen."
Der Betrug glaubte diesen Worten nicht, aber er ging mit. Er dachte bei sich:
Mir werden ja sehen, wenn es darauf ankommt, bin ich doch der Stärkere."
Als nun die Lüge das erste erworben hatte, verlangte ihr Gefährte seinen An-
teil; jene aber sagte frech: ,Jch versprach dir nichts." Darauf fiel der Betrug
über die Lüge her und nahm ihr alles ab. Und seitdem geht es so weiter bis zum
heutigen Tag. Die beiden Genossen verwünschten sich gegenseitig, konnten
aber einander niemals los werden." H. Lrus.

Scharade»
Es eilen hin die ersten beiden
Im flücht'gcn Reigentanz der Zeit;
Sie bringen Freuden »ns iind Leiden,
Wie sie das Leven grad verleiht.
Was wir erblicken in der dritten,
Entpuppt sich als ein Bösewicht;
Er schleicht daher mit leisen Schritten,
Und seine Tat scheut meist das Licht.
Das Gauze aber wird verachtet,
Weil's nicht erkennt des Fleißes Wert
Und müßig hinznbringen trachtet
Ein Dasein, das ihm Gott beschert.
I. Leopold Schiener.
Auslösung folgt im nächsten Heft.

Logogriph.
Setz' in ein Fluchtiges
Ein Flüchtiges hinein!
Was lang bestehen soll,
Wird dann entstanden sein. H. Lieck.
Auflösung folgt im nächsten Heft.

Oiamanträtsel.

u
Buchstabe,
3,
a
b
Element,
d
0
<1
6
6
Haustier,
6
6
6
k
§
s
k
alttestamentl. Name,
ir
Ir
i
L
L
I
I
Oper,
1
m
n
11
n
n
11
europäische Hauptstadt,
n
0
0
0
r
berühmt.Mathematiker
des Altertums,
Fluß in Afrika,
r
I'
1'
8
Buchstabe.

Die Buchstaben sind so zu ordnen, daß die wagrechten
Reihen Wörter der danebenstehenden Bedeutung ergeben.
Die mittlere wagrechte und die mittlere senkrechte Reihe
sind gleichlautend und bezeichnen eine Oper. R. Behringer.
Auflösung folgt im nächsten Heft.

Efganzungsrätsel.
Wand—Ausstellung, Schein —Manu, Fußboden —Stiefel,
l Haus —Beruf, Getreide —Fest, Wagen— Speiche, Hundert —
Künstler.
' An Stelle der Striche sind Wörter zu setzen, die zugleich
Endteile des ersten und Ansangsteile des zweiten Wortes sein
können lz. B. Haustür, Türpfostens. Die Anfangsbuchstaben
der zu ergänzenden Wörter ergeben einen Dichternamen.
Auslösung folgt im nächsten Heft. Hkim.

Silbenrätsel.
Aus den Silben a, an, an, ar, bel, ere, de, ei, ga, gie,
Ham, Heu, ho, in. kop, tun, la, lern, med, mo, ui, pel, ra,
rei, rett, sä, se, sel, sen, sen, ße, ti, za, zi, zol, zug sind elf
Wörter zu vilden, deren Anfangsbuchstaben von oben nach
unten und deren Endbuchstaben von unten nach oben ge-
lesen einen Sinnspruch ergeben.
Die Wörter bedeuten: I. deutsches Fürstenhaus, 2. fran-
zösischen Fluß, 3. sanitäre Einrichtung, L. Maler, 5. Fabrik,
6. Religiousstifter, 7. Metall, 8. Zeitmaß, 9. militärischen Aus-
rüstungsgegcnstand, 10. geographischen Begriff, 11. Fluß in
Nordamerika. C. Kley.
Auslösung folgt im nächsten Heft.

Auflösungen vom 2ck. Heft:
der Ergänzungsausgabe:

I
II
III
Sommer
Nacht
Falter-
Blut
Opfer
Mut
Schiefer
Tafel
Obst
Kur
Land
Karte
Kunst
Eis
Bär-
Burg
Hof
Rat
Orient
Neise
Paß
Haus
Tor-
Gau
Wild
Bach
Stelze
Gold
Erz'
Herzog
Töpfer
Ton
Erde
Schmiede
Eisen
Bahn
Wal
Nuß
Baum
Not lehrt beten;

des Versrätsels: Attrappe, Trappe, Rappe;
der Aufgabe: Fünfzig Zentner (fünfzig Zentner zu je
12 Mark — 600 Mark, vierzig Zentner zu je 15 Mark —
600 Marks;
des Silbenrätsels: 1. Athen, 2. Nelke, 3. Georg,
4. Oboe, 5. Trüffel, 6. Taufe, 7. Essig, 8. Sophokles, 9. Schreib-
maschine, 10. Eifel, 11. General, 12. Elba, 13. Neuenstadt,
1t. Iltis — An Gottes Segen ist alles gelegen;

des Logogriphs: Reis — Reims.
des Speichenrätsels: 1. Flöte, 2. Armee, 3. Lanze,
l. Katze, 5. Esche, 6. Niere, 7. Heine, 8. Adele, 9. Bonne,
10. Nonne — Falkenhayn;


der Zer leg ans gäbe:


Nachdruck aus dem Inhalt dieser Zeitschrift untersagt. Übersetzungsrecht Vorbehalten. Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Stephan Steinlein in Stuttgart.
Verantwortlich siir den Inseratenteil: Georg Springer in Berlin. In Österreich-Ungarn für die Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in Wien.
Druck und Verlag der Union Deutsche Ver la gsge sel l s chaft in Stuttgart.
 
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