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Heft 24

574 DasBuchfürAlle

bestimmen. Angemessener unterhaltender und belehrender Lesestoff
wird ihnen zur Verfügung stehen; es sind auch von den Leitern
des Heimes gemeinsame Ausflüge mit den Besuchern geplant,
wobei sie sich in wohlbedachter Weise auf die Stellung als Freunde
und Berater beschränken werden. Der Erfolg wird im wesentlichen
von den persönlichen Eigenschaften und Fähigkeiten der Leiter ab-
hängen, denen hier eine gewiß nicht leichte Aufgabe bevorsteht.
Als letzte Abteilung wird das „Haus des Kindes" noch ein Asyl
für solche Kinder der verschiedensten Altersstufen führen, die aus
irgend einem Grunde zeitweilig ohne jede elterliche Aufsicht sind.
Ein etwa zwanzig Betten umfassendes Asyl soll diesen: llbelstand
abhelfen; hier werden die Kleinen betreut, bis die Mutter wieder
die Aufsicht übernehmen kann.
Wie aus dem oben Gesagten hervorgeht, .wird dieses „Haus des
Kindes" etwas ganz Neues sein, es stellt weder Krankenhaus noch
Heilstätte dar, sondern es will der arbeitenden Mutter, vor allem
der Kriegerswitwe, einen Teil ihrer Pflichten gegenüber den Kindern
abnehmen. Die Aufnahme in die Anstalt soll aber durchaus nicht
als eine Art Almosen angesehen und empfunden werden, man will
vielmehr das Verantwortungsgefühl der Mutter wecken und diese
zu einer bestimmten, ihren Verhältnissen angepaßten Beitragsleistung
für den Kopf und Tag anhalten; in Notfällen kann eine Befreiung
hiervon eintreten. Errichtet in einem der großen Arbeiterviertel
Wiens, wird sich das hochherzige Unternehmen als eine soziale Groß-
tat erweisen, der man überall nur ein baldiges Gelingen und Nach-
folgen wünschen kann. G. F.
Die Frau als Vormund. Von Magda Trott,
m 18. Februar dieses Jahres wurde vom preußischen Justiz-
ministerium folgende Verfügung erlassen: „Die Heranziehung
von Frauen zu dem Amt des Vormundes, auf welche die Auf-
merksamkeit der Gerichte wiederholt gelenkt worden, ist in der Kriegs-
zeit in erweitertem Maße erfolgt, erscheint aber in noch größerem
Umfange möglich und geboten." Diese Verfügung sollte allen hilfs-
bereiten Frauen zu denken geben. Eine neue Möglichkeit segens-
reicher Betätigung ist damit geboten, eine Arbeit winkt, die zwar
keinen baren Nutzen abwirft, die aber reiche innerliche Befriedigung
bringen und köstliche Früchte tragen wird.
Das Gesetz gestattet schon seit Jahren weibliche Vormundschaft.
Durch die neue Verfügung des Justizministeriums scheint der Beweis
erbracht zu sein, daß sich Frauen in diesem Amt bewährt haben.
Das ist Grund genug, daß dieser Aufruf nicht ungehört verhallen
darf. Wie viele Frauen verloren ihr Liebstes durch den Krieg;
der Sohn, kaum dem Jünglingsalter erwachsen, starb den Tod fürs
Vaterland. Das Mutterherz häuft in sich einen Schatz von Liebe an,
den es nicht mehr verwenden zu können glaubt. Aber Tausende
von armen Kindern hungern nach Liebe, nach Vater-, Mutter- oder
Vormundliebe. Die Aufgaben, welche der Frau als Vormund ge-
stellt werden, sind nicht schwer zu erfüllen, wenn sie sich mit dem
Herzen an dem hohen Werk der Nächstenliebe beteiligen will. Aber
Rechte und Pflichten, die das Amt gibt und fordert, kann jede hilfs-
bereite Frau sich Aufklärung verschaffen; in Berlin besteht ein Ver-
band für weibliche Vormundschaft, der gern auf alle Anfragen Be-

scheid gibt. Unzählige Frauen sehnen sich nach Kindern, die nach
mütterlicher Liebe hungern, sie sehnen sich nach Kindern, denen sie
etwas zu sein vermögen, aus denen sie brave, gute Menschen machen
könnten. Viele tragen die Sehnsucht ungestillt in sich, jahraus,
jahrein, nicht wissend, wohin mit all der großen Liebe. Wieviel
Segen könnten die Frauen spenden, wenn sie ihre Augen öffnen
würden, wieviel Liebe würde neu erblühen, welch neues Glück
könnte für sie und andere erstehen, wenn sie am rechten Ort zu
wirken wüßten. Tausende von Kindern verloren den Vater, die
Mutter ringt außer dem Hause in schwerer Arbeit um das tägliche
Brot. Und kommt sie abends müde und erschöpft heim, dann wollen
die Zärtlichkeiten, an die die Kinder gewöhnt sind, die sie vielleicht
noch unbewußt jetzt vermissen, nicht fröhlich von den Lippen der
müden Arbeiterin. Sie muß daran denken, die hungrigen Mäulchen
der Kleinen zu stopfen — aber die hungernde Seele darbt weiter.
Kinder, die der Liebe entbehren müssen, können nicht zu starken,
frohen und glücklichen Menschen heranwachsen. Der tiefinnerliche
Dichter Jean Paul schrieb einmal: „Schaffet die Tränen der Kinder
ab. Das lange Regnen in die Blüten ist schädlich!" Das sind wahre
Worte. Kindertränen, die aus dem Herzen strömen, müssen mit
weicher, linder Hand getrocknet werden.
An vielen Kindern wird durch allzuviel Liebe gesündigt. Das
einzige Kind einer großen Familie wird meist von allen Angehörigen
verhätschelt und verzogen; alle Liebe der alten und jungen Frauen
wird aus dies eine Kind gehäuft. Warum das alles für eines?
Warum können mit diesem Schatz nicht Tausende von armen Kindern
reich gemacht und beglückt werden?
Zu keiner Stunde dürfen wir vergessen, daß wir den gefallenen
Männern über das Grab hinaus unseren Dank abtragen müssen.
Sie retteten uns Haus und Hof, sie bauten mit an dem kommenden
großen Deutschland. Sie, die für uns alle kämpften, gaben sich hin,
ließen ihre Kinder schutzlos zurück. Und da wir es den Gefallenen
nicht mehr danken können, ist es unsere selbstverständliche Pflicht,
sich der vaterlosen Waisen anzunehmen, sie zu tüchtigen Menschen
zu erziehen; der leibliche Vater kann es ja nicht mehr tun, er gab
sein Leben für uns hin.
Die Frau, die das Amt eines Vormunds übernimmt, wird mit
Vaterrechten ausgestattet; sie wird Kindesliebe für ihr Tun und
Wirken ernten. Sie vermag sich mit diesem selbstgewählten Beruf
einen Pflichtenkreis Zu schaffen, der das Herrlichste und Schönste
in sich schließt, was uns diese Welt geben kann: Menschen Zu er-
ziehen, ein neues Geschlecht heranzubilden, ein Geschlecht, aus das
unser deutsches Vaterland stolz werden muß, das es weiterführen
wird zur Höhe seiner Pflichten. Und die Frauen, die ihren Mündeln
alles Gute, Edle und die Treue ins Herz pflanzten, die können einst,
wenn ihr Haar weiß geworden ist, mit glücklichem Stolz auf alle
die Männer und Frauen blicken, die stolz und stark einer Welt ins
Antlitz schauen, von denen Nord und Süd, Ost und West mit An-
erkennung und Bewunderung spricht: Sie sind Deutsche!
Auf, ihr deutschen Frauen! Großes, Heiliges fordert euere Kräfte!
Brach liegt der Acker. Bebaut ihn! Gebt eurem Leben Ziel und
Inhalt! Oder habt ihr noch nicht begriffen, daß das Blut Tausender
von Männern für euch floß? Sorgt dafür, daß dieser blutgedüngte
Acker keine verkümmerten, sondern köstliche Früchte trägt!



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