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MarMgfaltiMs


vor hunüertzehn Jahren. — Der alte Recke Gneisenau schrieb an Nettel-
beck am 9. Februar 1808 einen heute wieder beachtenswerten Brief: „Der
Druck der Zeiten liegt zentnerschwer auf uns, und es ist zu fürchten, daß wir
noch nicht am Ende unserer Leiden sind. Wir müssen daher uns untereinander
nicht mehr das Leben erschweren und durch Selbstsucht und andere kleinliche
Leidenschaften solches verbittern. Tragen Sie daher, mein lieber Nettelbeck,
das Ihrige dazu bei, die Stimmuug noch mehr zu verbessern. Wahrscheinlich
sind diejenigen, welche bei sich vergrößernder Gefahr in die Keller krochen und
den Mut verloren, jetzt diejenigen, welche am großsprechendsten sind. Es be-
darf der Soldat, wenn er sich brav schlagen soll, der Achtung der anderen Stände;
denn ein verachteter Mensch wird nie tapfer sein. Allein ich höre, daß man
hie und da dein Soldaten, sogar nicht erlauben will, seinen Erholungstrunk in
Gesellschaft anderer Bürger zu sich zu nehmen. Dies ist nicht recht. Ich habe
es mir zur Ehre gerechnet, mit meinen Soldaten aus einem Topf zu essen.
Bedenken Sie, daß in der Verteidigung von Kolberg nur allein über fünf-
zehnhundert Soldaten verwundet worden sind, ohne die Getöteten. Man kann
es also wohl dein vorwurfsfreien Krieger gestatten, am selben Tische zu sitzen.
Er hat sein Leben gewagt, da Soldaten einer fremden Macht die friedsamen
Bürger in Unterwürfigkeit hielten. Es muß ohuedies in diesem Stück anders
werden. Künftighin wird das Kantonwesen nicht mehr so viel Begünstigte
vom Soldatenstande befreien, sondern unsere Söhne werden alle samt und
sonders ohne Ausnahme es sich zur Ehre rechnen müssen, die Waffen zu tragen.
Tun wir mit vereinten Kräften, was uns zukommt, so muß es uns gelingen-
Eintracht und wechselseitige Schätzung wieder herzustellen, und wir geben
unseren Feinden nicht mehr das empörende Schauspiel, daß wir, nachdem
wir Gefahr und Ungemach miteinander getragen haben, in der Ruhe des
Halbfriedens einander nicht mehr ertragen können. Leben Sie wohl, mein
lieber Alter, und glauben Sie, daß ich auf Ihre Zuneigung großen Wert
setze, daß mir das Wohl Ihrer Mitbürger sehr am Herzen liegt. Grüßen Sie
selbige von mir und behalten Sie im wohlwollenden Andenken Ihren treuen
Gneisenau." M. Sch.
Mit Rapital und Zinsen. — Bei Gelegenheit eines Manövers hielt ein
österreichisches Infanterieregiment in einer kleinen Ortschaft Rast, und das
ganze Dorf lief zusammen, um die Soldaten zu sehen. Der an der Spitze
reitende Oberst bemerkte unter den alten Bauern einen martialisch dreinblicken-
den Greis, der die goldene Tapferkeitsmedaille auf der Brust trug. Der Oberst
ritt auf den Veteranen zu, fragte ihn, wie er zu der hohen Auszeichnung ge-
kommen sei, und erhielt die Antwort: „Bei Magenta, Herr Oberst. Mein Haupt-
mann und zwei Leutnants waren gefallen, und da hab' ich als Korporal das
Kommando übernommen. Wir schlugen den Feind und nahmen ihm auch

noch mehrere Kanonen weg." Der Oberst reichte dem Tapferen die Hand
und ließ durch seinen Adjutanten über Namen und Lage des alten Veteranen
Erkundigungen einziehen. Bald darauf erhielt der alte Potaki an Kaiser Franz
Josephs Geburtstag eine Einladung zum Festessen, welches das Offizierkorps
zu Kaisers Geburtstag veranstaltete. Während des Gesprächs an der Tafel
stellte sich heraus, daß Potaki, dem als Inhaber der goldenen Tapferkeits-
medaille lebenslänglich ein Ehrensold zustand, nicht wußte, daß er diesen zu
beanspruchen habe. Bis zur Stunde hatte er nichts erhalten. Der Oberst
nahm sich der Sache an und verhalf dem Veteranen zu seinem Recht. Nicht
lange dauerte es, als ihm fünftausendneunhundertdreizehn Gulden nebst Zinsen
als unverhofftes Vermögen ausbezahlt wurdeu. P. T.
Einmal nimmt alles ein Ende. Der Berliner Dermatologe Lassar wurde
eiust in seiner Sprechstunde von einem Herrn seines Haarschwundes wegen
aufgesucht. Lassar gab dem Leidenden ein Rezept und ersuchte ihn, sich von
Zeit zu Zeit bei ihm sehen zu lassen. „Ich wohne leider nicht in Berlin und
kann doch nicht meiner Haare wegen so oft hierher fahren, das wäre doch zu
kostspielig, und außerdem fehlt es mir auch an Zeit zu solchen Reisen." Lassar
erwiderte: „Dann vereinfachen wir uns die Sache, schicken Sie mir Ihre Haare,
ich werde die Sendung jedesmal mikroskopisch untersuchen, und Sie werden
gelegentlich von mir Nachricht erhalten." Der Patient, mit der Verabredung
einverstanden, gebrauchte die vorgeschriebenen Mixturen und schickte von Zeit
zu Zeit seine Haare. Darüber verging lange Zeit, und Lassar hatte ihm noch
nichts über die Ergebnisse seiner Untersuchungen mitgeteilt. Da erhielt dieser
eines Tages wieder einige Haare mit folgenden Begleitzeilen zugesandt:
„Leider kann ich die Sendungen nun nicht mehr fortsetzen, denn dies sind
meine letzten Haare." M. Sch.
Franzosenspiegel. — Im „Oourior cis la 6bawpaAN6", der in Reims er-
scheint, veröffentlichte im Jahre 1873 ein Franzose folgende Charakteristik
seiner Landsleute: „Von der französischen Nation, die schon so große Dinge
vollbracht hat, aber dabei noch nicht mündig geworden ist, kann man alles er-
warten. Lebhafte Vorurteile, eine höchst oberflächliche Erziehung, die mehr
durch eine zivilisierte Korruption als durch wirkliche Zivilisation geleitet wird,
romanhafte Legende an Stelle des Geschichtsunterrichts, Moden an Stelle
der J'wohnheiten, Eitelkeit an Stelle des Stolzes, eine sprichwörtliche Albern-
heit, d" schon vor neunzehn Jahrhunderten dem Glück des Römers Cäsar ebenso
günstig war als der Mut seiner Legionen, eine Leichtfertigkeit, die hart an das
Kindisä-e grenzt; der Geschmack an Schaustellungen und Manifestations-
begeisterung" an Stelle des öffentlichen Geistes, die immer vorhandene Be-
wunderung der rohen Gewalt, der Kultus der »Kühnheit" an Stelle der Achtung
vor dem Gesetz — das ist in Kürze das Bild des französischen Volkes." B.

Rösselsprung.

Auflösung folgt in Heft 1, Jahrgang 1919.

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Verwandlungsrätsel.
1. Neid—Talma, 2. Pfeil—Nase, 9. Lech-Rom, 4. Ratte —
As, 5. Dinar Eins, 6. Idol—Kork, 7 Ruhm—Recha, 8. Man-
del—Saar.
Die Buchstaben der einzelnen Worlgruppen sollen so nm-
gestellt werden, dast acht Wörter folgenden Sinnes entstehen:
1. österreichisches Küstenland, 2. Südfrucht, 8. Speisepilz,
t. phönizische Gottheit, 8. italienische Insel, 6. Reptil, 7. Hand-
werker, 8. Amphibie.
Die Anfangsbuchstaben dieser Wörter nennen eine türkische
Stadt. Alfred Leske..
Auflösung folgt in Heft 1, Jahrgang 1919.

Füllrätsel.
Kilo-stein, Paradies-bauin, Bober —sperre, Bahn-
-öffnung, Magnet-stein, Weih —kessel, Hirsch —griff,
Dreh-spieler, Teich — sanger, Finger-seile.
An Stelle der Striche sollen sein- oder zweisilbiges Wörter
gesetzt werden, welche zu den einzelnen Vor- und Nachwörtern
in sinngemäßem Zusammenhang stehen. Die Anfangsbuch-
staben der richtig eingestellten Wörter nennen einen Alpen-
gipfel. Alfred Leske.
Auflösung folgt in Heft 1, Jahrgang 1919.


Rätsel.
Es ist des Menschen allerbeste Gabe,
Die ihm der güt'ge Schöpfer einst verlieh,-
Es ist des ärmsten Mannes Gut und Habe,
Und oft entbehrt sogar der Reichste sie,'
Der minder ernste eines Bruderpaares,
Nach dem der ernstre Bruder oft genannt;
Ein Zauberer, der Falsches bald — bald Wahres
Vermengt in eins, der allerorts bekannt.
Kehrst du ihn um, so wird das Wort dir zeigen
Gar manches Menschen schlimme Eigenschaft,
Die nach dem Sprichwort einem Tier zu eigen,
Das, unverdient geschmäht, nur Nutzen schaff:. V. F.
Auflösung folgt in Heft 1, Jahrgang 1919.

Vexierrätsel.
Er mäht das Gras auf steiler Höh';
Nimmst du sein Herz, bleibt die Armee
Martha Rubinstein
Auflösung folgt in Heft 1, Jahrgang 1919

Auflösungen vom 27. Kest:
des Ergänzungsrätsels: Dievenow, Zeder, Saale,
Tatar, Pistol, Wiesel, Webstuhl, Rüvesbeim, Alfred, Ka-
lender, Täbris, Termite, Hirse, Krokus, Sonne — Die edle
Tat ist selbst des edlen Täters Krone;
des Zahlenrütsels „Die Kaffeeschale": Tas Buch
für Alle;

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der viersilbigen Scharade: Eulenspiegel;
des geographischen UmstellrätselS: 1. Tanger-
münde, 10. Hattingen, 11. Einsiedel, 2. Obernburg, 9. Delmen-
horst,:;. Oldenburg,6.Rastenberg,5 Klagenfurt,?.Öhringen,
13. Rathenow, 8. Raugard, 4. Eisleben, 12. Riedlingen
— Theodor Körner,-
des Buchstabenrätsels: Griechen, Kriechen, Riechen;
der Rechenaufgabe: Lieschen ist acht Jahre alt.

Nachdruck auS dein Inhalt dieser Zeitschrift untersagt. Übersetzungsrecht vorbehalten. Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Stephan Steinlein in Stuttgart.
Verantwortlich für den Inseratenteil: Georg Springer in Berlin. In Österreich-Ungarn für die Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in Wien.
Druck und Verlag der Union Deutsche V er la g s ge s el! scha ft in Stuttgart.
 
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