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Bieńkowski, Piotr
Die Darstellungen der Gallier in der hellenistischen Kunst — Wien, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.14663#0046

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Über dem rechten Knie ist an der inneren Seite eine Wunde durch ein kleines, rundes
Loch angegeben, wie von einem Pfeil. Längs des oberen Randes des Torsos läuft ein schmaler,
plastischer Streifen, der gewiß von dem Schwertgehänge herrührt. Auch ein Bohrloch an der
linken Flanke des Kriegers weist auf eine Schwertscheide hin. Der Krieger war also verwundet
niedergestürzt und muß mit dem erhobenen linken Arm seinen Schild, mit der Rechten voraus-
sichtlich sein Schwert gehalten haben. Die Ziehung und Anspannung der Muskeln am Oberarm,

besonders des Triceps, beweist, daß der Unterarm nach der
Körpermitte gerichtet war, als wenn der Krieger gerade das
Schwert aus der Scheide gezogen hätte. Er verteidigte sich
offenbar, wie sich aus der starken Vorneigung und Drehung
des Oberkörpers ergibt, gegen einen ihn von oben rückwärts
angreifenden Feind, aller Wahrscheinlichkeit nach gegen
einen Reiter, den wir uns also rechts rückwärts von der
erhaltenen Figur aufgestellt denken müssen. Homolle hat
wirklich Bruchstücke eines Pferdes entdeckt, die er zu dieser
Gruppe zu rechnen geneigt ist. Der Unterliegende stellte ge-
wiß keinen Griechen, sondern einen Barbaren dar. Das wird
nicht nur durch den stämmigen, von brutaler Kraft strotzen-
1 ig 43' den Bau des Torsos mit festen und muskulösen Beinen,

sondern vor allem durch die Form des Helmes, der neben seinem rechten Knie ruht, bewiesen
(Fig. 43). Der Helm ist konisch, oben mit einem jetzt abgestoßenen Knauf versehen; der teil-
weise abgebrochene Stirnschirm und Nackenschutz, schließlich die Backenlaschen haben eine bei
den griechischen Helmen gebräuchliche Form. Man würde darnach die Nationalität des Kriegers

nicht entscheiden können, wenn nicht an den Seiten des
Helmes sich je ein (jetzt abgebrochenes) Horn befände. Bei
den griechischen und italischen Helmen befinden sich Hör-
ner hoch oben am Scheitel (Baumeister, Denkmäler Fig.
2250, 2261); die über den Schläfen angebrachten, seitwärts
gerichteten Stierhörner, zuweilen auch Ohren, trifft man
nur an gallischen Helmen, z. B. am
Bogen von Orange (vgl. Reinach,
Gaulois p.47, Anm. 3) oder am Sardo-
nyx bei Furtwängler, Antike Gem-
men Taf. 28, 81, dazu Text I. 285,
Anm. 3. Einen weiteren positiven
Beweis, daß Helme griechischer Form
von Galliern getragen wurden, finden
wir auf einem rotfigurigen Gefäße,
das hier beistehend (Fig. 44, 45)
nach einer von B. Zahn freundlichst
geschickten Photographie abgebildet
wird. Es ist ein Glockenkrater aus
einem dem dritten vorchristlichen
1 lg' 44' c Jahrhundert angehörigen Grabfunde ls' 4>'

aus der Nähe von Volterra. Der genaue Fundort, über den ein kurzer Bericht in den Notizie d. scavi
1894, 51 vorliegt, ist Monterigioni; die Gegend, in der das Grab lag, heißt Malacena. Das Gefäß
ist in den Besitz des Berliner Anticruariums übergegangen und trägt die Inventarnummer
 
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