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Bieńkowski, Piotr
Die Darstellungen der Gallier in der hellenistischen Kunst — Wien, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.14663#0144

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128

Ein unbärtiger Gallier, durch Nacktheit, langes Haar und besonders durch den
viereckigen Langschild als ; solcher charakterisiert, stößt, auf dem rechten Bein knieend, sein
Schwert in den Bauch des Pferdes. Der Reiter (Panzer, hohe Stiefel) achtet darauf nicht, son-
dern wendet sich mit dem Oberkörper um und schwingt in der hoch über dem Kopf gehobenen
Rechten sein Schwert gegen einen in Vorderansicht auf beide Kniee gesunkenen, nackten Jüng-
ling, der ungeachtet dessen, daß er in der Rechten ein Langschwert hält, die Linke erhebt, um
den drohenden Hieb zurückzuhalten. Die über seinem Kopfe sichtbare Relieferhebung ist
der schlecht geratene Pferdeschweif.

85) Palermo n. 46, aus der Sammlung Casuccini in Chiusi. Zeichnung in dem Apparat
des Urnenwerkes. Lang 0'48 m. Aus Alabaster. Sehr verwittert. Der vordere Gallier entspricht in
der aufrechten Haltung ganz demjenigen auf Nr. 83 oben; nur ist er ganz nackt und hat kurzes,
lockiges Haar. Sein Genosse kniet nicht, sondern sitzt und blickt ruhig zu dem ihn bedrohenden,
sonst ganz bequem sitzenden Panzerreiter auf, den Ovalschild in der Linken, das Schwert in
der Rechten haltend. Diese Figur ist sehr beschädigt, wahrscheinlich war sie ganz nackt. Hinter
ihr ein Strauch. Auf der anderen Seite erscheint hinter dem Knieenden ein unbärtiger, ältlicher
Mann im gegürteten Ghiton, seine Rechte mit Besorgnis an die Stirn, die Linke an den Schild-
rand des Unterliegenden legend, wahrscheinlich ein Todesdämon. ;

An diesem Reliefbild merkt man am besten, wie eine dramatisch bewegte, charakte-
ristische Szene unter dem Meißel eines stumpfsinnigen Handwerkers leblos und dach wirkt.

B. BARBAR UNTER DEM ANPRALL DES PFERDES NACH VORN GESTÜRZT

UND SICH VERTEIDIGEND.

An zweiter Stelle von links findet sich auf demselben Florentiner Terracotta-Sarkophag
(oben Nr. 72) die Figur eines Galliers, der, unter den Vorderbeinen des feindlichen Pferdes
nach vorn auf das linke Bein gestürzt, an seinem Schilde Halt sucht, gleichzeitig aber den Kopf
umwendet und das Schwert erhebt, um sich gegen den mit der Lanze anstürmenden Reiter zu
verteidigen.

Auch dieses Motiv wiederholt sich auf einigen Urnen, obwohl bei weitem nicht so oft
wie das vorige. Abgesehen von den oben (Nr. 38—42) beschriebenen Bildwerken, die eine Art
Repertorium der landläufigen Motive bilden, kommt es noch auf folgenden Urnen vor:

86) Monte Pulciano. Aus Alabaster. Lang G"47 m,
hoch 0"39 m; schlecht erhalten. Mir nur aus einer
Zeichnung des Urnenapparates bekannt und darnach
hier (Fig. 132) wiederholt. Der Barbar (ganz nackt,
unbärtig, kurzes Haar mit Stirnschopf) ist beinahe
an die Erde gedrückt, sein Körper merkwürdig verdreht.
Er ist auf das linke Knie gestürzt, dreht aber den
Kopf um und hält das Schwert anscheinlich in der
Linken, während die erhobene Hechte durch den
Pferdeleib verdeckt wird. Auch die Bewegung des
langgestreckten, kurzbeinigen Pferdes und Reiters ist
viel zahmer als auf dem Sarkophag, was hauptsächlich
Fig. 132. der Enge des Raumes zuzuschreiben ist.
 
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