Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bieńkowski, Piotr
Die Darstellungen der Gallier in der hellenistischen Kunst — Wien, 1908

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14663#0138

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
122

In der Mitte des Reliefbildes ein Reiter (kurzärmeliger Chiton, Panzer, sog. phrygische
Helmkappe, hohe Schuhe). Er richtet seine plastisch nicht wiedergegebene Lanze gegen einen
nackten, knieenden Barbaren, der mit der Rechten nach der bereits in seine rechte Hüfte ein-
dringenden Lanzenspitze greift und, sich vor Schmerzen windend, die Linke flehentlich über den
Kopf erhebt. Ihm zu Hilfe eilen drei Genossen, zwei von links, einer von rechts. Dieser (nur der
Oberkörper ist sichtbar) erhebt die Rechte und streckt mit der Linken einen viereckig läng-
lichen Schild vor. Auch der andere hat dieselbe Bewaffnung und Haltung. Der dritte deckt sich
mit einem ovalen Schild und führte in der gesenkten Rechten eine jetzt abgebrochene Lanze.
Eine solche ist auch bei den zwei anderen vorauszusetzen, wurde aber plastisch nicht ausgeführt.
Alle Barbaren sind nackt, unbärtig, haben mäßig langes Haar, der mittlere ist auch durch einen
Leibgürtel als Gallier gekennzeichnet. Bezüglich der Bewegung ist die Figur des Unterliegenden
dem von der Fackel Bedrohten auf Nr. 66 sehr verwandt, die übrigen sind aus Nr. 70 übernommen.

76) Florenz, Mus. arch. n. 117. Hier Fig. 124. Abg. Körte, tav. 116, 3. Gef. in Chiusi. Aus
Alabaster. Lang 0*53 m, hoch 0"33 m, breit unten G"27 m, oben 0"30 m. Auf den Nebenseiten je

ein Torbogen. Auf der Vorder-
seite ein Beitei' (kurzer, ge-
gürteter Chiton, flatternder
Mantel, ohne Helm). Er hält in
der Linken den kurzen Zügel
seines galoppierenden Pferdes
und richtet mit der Rechten
seine lange Lanze gegen die
Brust eines unter den Vorder-
hufen des Bosses rücklings ge-
stürzten und sich kaum auf
dem linken Ellenbogen aufstü-
tzenden, ganz nackten, bärtigen
Barbaren, dessen Gesichtszüge
und struppige, gescheitelte
Haarmähne einen Mann niede-
rer Herkunft verraten. Sein Ge-
Fig. 124. sieht, recht gut ausgeführt, zeigt

großes Leiden, seine beiden

Unterschenkel sind eingezogen. Neben dem linken Bein liegt ein großer, im flachsten Relief
angedeuteter ovaler Schild, wodurch er als Gallier gekennzeichnet ist. Uber seinem Kopf be-
findet sich ein Torbogen, ähnlich der an den Nebenseiten der Urne dargestellten »porta dell' Orco«.
Vielleicht soll er den sonst üblichen Todesdämon vertreten. Doch ist es fast wahrscheinlicher,
daß der Bogen eine primitive Erdhütte, ein Barbarenzelt andeuten soll. Auch diese Urne zeigt mit
Nr. 70 und 71 eine nahe Verwandtschaft, ist aber auf die zwei Hauptfiguren beschränkt.

Die auf den Sarkophagen Nr. 72 und 74 vorkommenden Motive wiederholen sich auf
folgenden Urnen:

A. BARBAR, SEIN SCHWERT IN DEN BAUCH DES PFERDES STOSZEND.

77) Chiusi, Mus. civ. 981. Hier Fig. 125. Abg. Körte, tav. 117, 5. Aus Alabaster. Auf dem
Deckel ein Mann mit Patera und Halskranz. Kopf und Füße abgebrochen. Glatte Seiten. Gesamt-
höhe 068 m. Der Kasten 052 m lang, 0-36 m hoch, 025 m tief.
 
Annotationen