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Bieńkowski, Piotr
Die Darstellungen der Gallier in der hellenistischen Kunst — Wien, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.14663#0053

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Fig. 50.

III.

DIE KLEINEN ATTALISCHEN FIGUREN.

a) DIE SICHER ZUGEHÖRIGEN STATUETTEN DER GALLIER.

Aus der bronzenen Gruppe des attalischen Weihgeschenkes, das auf der Südmauer der
Akropolis seit dem Jahre 201 die Besiegung der kleinasiatischen Galater durch den pergame-
nischen König darstellte, sind uns in den von H. Brunn (Annali 1870, p. 229 sg.) wiederer-
kannten, aus dem bläulich-grauen »kleinasiatischen« Marmor verfertigten, sehr guten, angeblich
pergamenischen Repliken nur fünf unterlebensgroße Gallierfiguren erhalten: drei in Venedig, eine
in Neapel, eine in Paris. Außer ihnen ist in der letzten Zeit eine Anzahl mittelmäßiger, aus weißem,
dem pentelischen sein- ähnlichen Marmor verfertigter Kopien ans Tageslicht getreten, die gewiß
erst in der römischen Zeit entstanden sind. Um beide Serien von einander zu unterscheiden, will
ich im Laufe der Arbeit konventionelle Bezeichnungen, »bessere« und »schlechtere Kopienserie«,
gebrauchen. Es sei aber im voraus ausdrücklich hervorgehoben, daß für mich »besser« nicht
mit dem Prädikat »älter« gleichbedeutend ist. Auch in Bezug auf »bessere« Kopien neige ich
zu der Ansicht Furtwänglers, daß sie, wie die großen Gallierfiguren, erst in der römischen Zeit
hergestellt wurden, also mit der »schlechteren« Serie ziemlich gleichzeitig sind. Die unten
folgende Besprechung bietet in der Beziehung vielleicht festere Anhaltspunkte. Bezüglich des
Entstehungsortes der »besseren« Attaliden kann ich mich nur negativ aussprechen, indem ich hin-
weise, wo er nicht zu suchen wäre. Ausgeschlossen scheint mir zunächst Pergamon, mit dessen
Marmorbrüchen die »kleinasiatische« Abart nichts zu tun hat. Auch die Stadt Rom, überhaupt ganz
Italien, ist als Ursprungsort nicht wahrscheinlich, da der »kleinasiatische« Marmor hier sonst
nicht, oder höchst selten, verwendet wurde. Es läßt sich aber denken, daß i.nsere Kopien in
Griechenland, auf einer der Inseln oder schließlich in Kleinasien entstanden sind. Eine genauere
Ortsbezeichnung — S. Beinach (Gaulois dans l'art p. 11, n. 5) hat an Ephesos, die Heimat der beiden
Agasias gedacht — ist bei dem gegenwärtigen Zustande der antiken Kopienkunde unmöglich. Im
 
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