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Bieńkowski, Piotr
Die Darstellungen der Gallier in der hellenistischen Kunst — Wien, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.14663#0054

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nachstehenden soll wiederum nicht das Bekannte wiederholt, sondern auf Grund eigener Unter-
suchungen das zum Verständnis der Motive und ihres Nachlebens in der späteren Kunst Not-
wendige angegeben, eventuell die Rekonstruktion der einzelnen Gruppen versucht werden. Vor
allem müssen wir für die unterliegenden Gallier nach den ursprünglich nicht zu entbehrenden
Gegnern fragen, besonders so oft jene keine in sich geschlossenen Figuren sind. Zunächst die
drei venetianischen Statuen:

23) Jugendlicher, toter Gallier. Hier Fig. 50 nach Phot. Alinari n. 12.906. Ältere Literatur
bei Dütschke V 77, n. 209; neuere bei Clarac-Reinach p. 531, n. 7.

Jetzige Länge der Statue (Fußspitze — rechtes Ende der Plinthe) . 1"37 m

Höhe (Boden der Plinthe — Spitze des Brustkastens)....... ()"25 m

Brustwarzendistanz....................... 0'165 m

Gesichtshöhe (Kinnspitze — Haaransatz)............. 0125 m

Gesichtsbreite (zwischen den Ohren).............. 009 m

Neu: Kinn, Mund, untere Hälfte der Nase. Abgebrochen: Stücke an den Zehen beider
Füße, rechte Fußsohle, Spitze des Gliedes, Lockenenden an dem Kopfhaare, Band an der oberen

Hälfte des Schildes, der nicht, wie gewöhnlich behauptet wird,
oval, sondern sechseckig und mit einem im flachsten Belief gehal-
tenen Ornamentstreifen (sog. laufenden Hunde) umsäumt ist. Zu
beiden Seiten der Handhabe des Schildes sind je drei Befestigungs-
nägel angegeben. Das Schwert in der rechten Hand des Kriegers
ist wohl so zu verstehen, daß es im Kampfe abgeschlagen wurde
(Fig. 51). Der Künstler hat sich mit der Darstellung des mit drei
Nägeln beschlagenen Griffes begnügt. Der Ansatz der Klinge ist nicht abgebrochen, sondern,
wie alle Statuetten dieser Serie, poliert und mit alter Patina bedeckt.

Die Plinthe ist an der Oberfläche und an der linken Seite als Felsen charakterisiert.
Übrigens ist sie beschnitten und abbozziert, beides, wie das Fehlen echter Patina beweist, in
neueren Zeiten. Sie ist an den Enden 0'13 m dick. Ihre geringste Höhe beträgt da, wo sie das
moderne Postament nicht berührt, 005 m.

An dem Körper sind drei Wunden sichtbar, und zwar eine Schnittwunde unterhalb der
linken Brustwarze und zwei tiefe, runde Wunden, durch Einschnitte erweitert, in gleicher Höhe
über der linken und rechten Hüfte. Blutstropfen sind an der Plinthe nur unter der linken
Wunde dargestellt, rechts befinden sie sich nur am Körper. Dies ist wohl so zu verstehen, daß die
beiden runden Wunden von einer Durchbohrung des Körpers durch einen mächtigen Lanzenstoß
herrühren. Aber daraus folgern, wie es Malmberg tut (Jahrb. 1886, 213), daß der Gegner, der den
Stoß ausführte, zu Fuß war und daß der Stoß von rechts nach links ging, heißt dem Künstler
zu viel zumuten. Der Gürtel, den man um die Hüften sieht, ist offenbar kein gedrehter Strick,
wie Dütschke meinte, sondern ein metallene]', in den Leib einschneidender Torques, wie schon
Longperier (Oeuvres II. 377) erkannt hat.

Wie vieles andere in der pergamenischen Plastik, so scheint auch dieses Motiv aus der Ma-
lerei des V. Jahrhunderts entlehnt zu sein. Der Ostfries des Theseion, dessen polygnotische An-
klänge längst erkannt wurden (Athen. Mitteil. XIV. 404), weist in der llieseusgruppe einen
diagonal, mit dem Kopfe nach links abwärts Gefallenen auf, mit abgestrecktem rechtem Arm.
Ähnlich ist auch die Figur eines gefallenen nackten Griechen im Friese von Gjölbaschi am
linken Ende der Amazonenschlacht (Benndorf, das Heroon von Trysa, Taf. XIII., B. 13). Wieder-
holungen der letzteren Figur, wenn auch nach rechts hingestreckt, sind zwei Darstellungen auf
einem Grabrelief bei Kjöbaschi in Lykien (Benndorf, Beisen in Lykien, Heliogravüre zu S. 137
 
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