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Bilz, Friedrich Eduard
Das neue Naturheilverfahren: Lehr- und Nachschlagebuch der naturgemäßen Heilweise und Gesundheitspflege — Leipzig, 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.38053#1441
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1370 ' Tabakrauchen ꝛe.

gemacht haben wird, daß der Tabak eine Subſtanz iſt, welche der
menſchliche Körper nicht vertragen kann, welche alſo ein Gift iſt Alt und
jung betrachtet das Rauchen meiſt alg ein Vergnügen, als eine Zerſtreuung,
ja als ein Lebensbedurfnis, ohne danach zu fragen, ob es ſchädliche Folgen
* lann. Man denkt eben, es rauchen ſo viele und wird mancher dabei
o alt; es kann da mit der Gefährlichkeit nicht ſo ſchlimm ſein. Allerdings
kann man ſich, wie die Erfahrung zeigt, bis zu einem gewiſſen Grade an
das in dem Tabak enthaltene Gift, das Nikotin, gewöhnen, aber dieſes
allein bedingt die Gefährlichkeit des Rauchens noch nicht; es ſind im Tabak-
rauche auch noch andere ſchaͤdliche Stoffe vorhanden, die ihre Wirkung
äußern und an die man fich nicht gewöhnen kann, wie namentlich das
Kohlenoxydgas und Neine Mengen von Blauſüure.

Wenn trotzdem Raucher zuweilen ſehr alt werden, ſo liegt dies in

ihrer kräftigen Körperkonſtitution und manchen anderen Verhältniſſen; aber
die bei weilem größte Mehrzahl der Raucher würde ein höheres Alter er-

reichen, wenn ſie nicht rauchte.

Schreiber dieſes gehört allerdings zu den Menſchen, die niemals im
Leben geraucht haben, hat aber von vielen, die früher ſtarke Raucher waren
und da? Rauchen ſpäter einſtellten, auf ſein Befragen gehört, daß ſie ſich
ſeitdem viel wöhler fühlen und verſchiedene Ubel, die ſich eingeſtellt hatten,
verſchwanden. Nach dem heutigen Stande der Wiſſenſchaft unterliegt es
keinein Zweifel mehr, daß das Tabakrauchen irgend welchen Vorteil dem

Körper nicht bringt, im Gegenteil ſchädlich iſt Die Wirkung des Tabals
tritt langſam und nur im Änfang mit heftigen, bald wieder verſchwindenden
Erſcheinuͤngen auf; e& wird Fälle geben, in denen der Raucher ſich dabei
ſehr wohl 4 und auf die geringe Erſcheinung gar nicht achtet, die das
6 ſ Rauchen — zur Jolge hat. Leuten von kräftiger Körper-
onſtitution, die eine gute Verdauung und Ernaͤhrung beſitzen, wird ein
mäßiges Rauchen weniger ſchaden, als Schwaͤchlichen mit zartem Korperbau,
hlafſer Geſichtoͤfarbe und kranken Lungen; Perſonen, die viel im Freien zu
chun haben, weniger, als denen, die — — haben. Krankheiten des
Centralnervenſyſtaͤms, Kopfſchmerz, Neuralgie, Verdauungsſchwäche, bei
manchem guch Huſten und vermehrte Schleimabſonderung ſind die Folgen
übermäßigen Raͤuchens, die natürlich bei ſtarken Naturen und bei mäßigem
Gebrauchẽ des Tabaks erſt ſpäter und in verhältnismäßig geringerem Grade
auftreten. **

Beſonders 7 das Tabakrauchen der Jugend, denn gerade in dieſen
Jahren der körperlichen und geiſtigen Entwickelung muß dieſe das Nerven-
fhſtem ſo gewaltig beeinfluſſende Gewohnheit von den nachteiligſten Folgen
fein. Man follte lieber jedem die Schule verlaſſenden Anaben ahreden,
das Rauchen anzugewbhnen; durch ſachgemäße, klare Vorſtellung der Folgen
läßt ſich hier mehr erreichen als durch ſtrenges Verbot. *
Das Schnupfen von Tabak iſt etwas weniger gefährlich als das

Rauchen, dagegen ift das Kauen von Tabal noch gefährlicher alS das
Rauchen. Siehe auch Schnupfen von Tabak abzugewöhnen“, dann „Tabak-
vergiftung“, ſowie Krantengeſchichte unter /Trunkenheit


 
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