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Bilz, Friedrich Eduard
Das neue Naturheilverfahren: Lehr- und Nachschlagebuch der naturgemäßen Heilweise und Gesundheitspflege — Leipzig, 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.38053#1502
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Urteile der Krzte über den Medizingenuß. 1429

Sie hoffen und harren bis der Tod an ihr Bett tritt und ihnen das
Zauberfläſchchen aus der Hand bricht. Ihr glanzloſer Blick hängt an der
Ärznei, und die ſtammelnde Zunge ringt ſich noch Laute des Dankes für
den Arzt ab. Wir nehmen den Dank als Lohn unſerer — Mühe. Der
Hohn des Todes trifft uns nicht. Wir thaten unſer Beſtes bis zum Ende,
Und unſer Beſtes iſt: „Ut aliquid fiat!“

So weit die Ausſprüche von gewichtigen Medizinerautoritäten, die ich
noch um viele Bogen voll vermehren könnte und die ganze Bücher füllen
würden, wollte ich die von ſolchen Medizinern hinzufügen, die ihrer Wiſſen-
ſchaft den Rücken kehrten und ſich zur Homöopathie oder Prießnitzſchen
Kur- oder der Naturheilmethode wandten.

Geſer, die ſich für ſolche Ausſprüche weiter intereſſieren, verweiſe ich
namentlich auf die höchſt belehrenden „Kurbilder von Dr. wed. Krüger-
Hanſen“, der in ihnen und dem „Nachtrag“ dazu das heilloſe Gebaren
der Mediziner in allen möglichen Abwechslungen, im Fach der Geburtshilfe,
wie in herrſchenden Epidemien, Cholera, Ruhr, Nervenfieber 2C. beſpricht
und eine Geißel ſchwingt, ſo wuchtig und ſo vernichtend, daß ſie ſicher
beſſeren Erfolg gehabt haben würde, wenn nicht nach dem Ausſpruch des
Dichters ſelbſt Götter mit der Dummheit vergebens kämpften.)

Nachdem wir in dieſem Kapitel geſehen haben, daß ſogar viele her-
vorragende Arzte und mediziniſche Profeſſoren die große Schädlichkeit der
giftigen Medizin anerkannt und offen ausgeſprochen haben, dürfte es jedes
Arztes heiligſte Pflicht ſein, die Medikamente mehr und mehr einzuſchränken
und ſchließlich ganz zu vermeiden ſuchen.

Wer durchaus noch Rezepte verſchreiben will oder muß, um ſeinen
nach Medizin verlangenden Patienten gerecht zu werden, den bitten wir im
Namen der armen Kranken neben den hygieniſchen und hydropathiſchen Ver-
ordnungen nur noch unſchuldige Mixturen zu verſchreiben, um ſo ſein Ge-
wiſſen für ſpätere Zeiten vorwurfsfrei zu erhalten.

Diejenigen Arzte, die neben den hygieniſchen Maßnahmen mur noch
das Naturheilverfahren anwenden, haben ſich bald davon überzeugt, daß ſie
jetzt viel mehr und beſſere Erfolge zu verzeichnen haben als früher mit
Darreichung von Medizinen, und infolgedeſſen auch eine größere Praxis be-
kommen. Die Welt ſchreitet heute auf allen Gebieten räͤſch vorwärts und
zwar nicht zum mindeſten auch auf dem der Heilkunde. Wiſſenſchaften, die ſeit
2000 Jahren faſt dieſelben geblieben, wie dies mit Medizinverſchreiben der
Fall iſt, können unſeren forkgeſchrittenen Zeitgeiſt nicht mehr befriedigen,
daher werden die neueren Heilweiſen, wie Naturheilkunde 2C., der alten
Medizinheilkunde bald über den Kopf wachſen. ;

Die ärztliche Wiſſenſchaft iſt ja auch auf allen anderen Gebieten, wie
Anatomie, Phhſiologie, Diagnoſtik, Mikroſtopie, Chirurgie, Hygiene, be-
ſtändig fortgeſchritten, waxum ſollte ſie ſich für neue Heilweiſen verſchließen,
wenn der Beweis erbracht iſt, daß ſelbige der Medizin betreffs günſtiger
Wirkung weit überlegen und dabei unſchädlich ſind.

Damit die Herxen Arzte das Naturheilverfahren in ausgiebigſter Weiſe
verordnen können, iſt es notwendig, däß ſie einen Maffeur und eine
Maſſeuſe zur Seite haben, die dann ihre Verordnungen, als Ganz- und
 
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