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Bilz, Friedrich Eduard
Das neue Naturheilverfahren: Lehr- und Nachschlagebuch der naturgemäßen Heilweise und Gesundheitspflege — Leipzig, 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.38053#1579
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1506 Zähne, falſche, künſtliches Gebiß.

Milchzähne hat das Kind 20, je 4 Schneide- 2 Eck- und 4 Backen-
zähne im Ober⸗ und Unterkiefer. Dieſe Zähne wechſeln ſämtlich.

Mit 6 Jahren erſcheint der erſte Mahlzahn. Auf dieſen ſei beſonders
hingewieſen. Derſelbe wechſelt nicht, erkrankt leicht und von ſeiner
Erhaltung oder rechtzeitiger Entfernung kann oft das Wohl des ganzen Ge-
biſſes abhängen; desgleichen von ſeiner Vernachläſſigung der Ruin des ganzen
Gebiſſes herbeigeführt werden. Mit 12 Jahren erſcheint der zweite und mit
18 Jahren der dritte Mahlzahn, auch Weisheitszahn genannt. Dieſe ſind
das Produkt der ſelbſtändigen Ernährung.

Schon auf die Milchzähne ſollte große Aufmerkſamkeit verwendet
werden: nicht nur, weil ſie ihre Funktion bis zum Durchbruch der bleibenden
Zähne zu erfüllen haben, ſondern wenn ſie vernachläſſigt werden, erkranken
fie und müſſen oftmals vorzeitig gezogen werden, wodurch Schiefſtellung der
ſpäteren Zähne herbeigeführt wird.

Anatomiſch wird der Zahn in Krone, Hals und Wurzel eingeteilt. Der
Grundbeſtandteil iſt das roͤhrenförmig gebildete Zahnbein. Dieſes iſt auf
der Krone mit Schmelz und an den Wurzeln mit ſogen. Cement überzogen.
Letzteres kommt unſerer Knochenmaſſe gleich und iſt wieder von der Wurzel-
oder Beinhaut überkleidet.

Der Schmelz der Krone iſt von einem Schmelzoberhäutchen überzogen,
welches von ſolcher Härte iſt, daß es dem beſten Stahlinſtrument widerſteht.

Wenn nun das Schmelzoberhäutchen ſolche Härte beſitzt, ſollte man
kaum für möglich halten, daß es erkranken könne, und doch; Säuren lockern
es, wie es bei dem ſogenannten Stumpfwerden der Zähne nach Genuß ſaurer
Früchte zu beobachten iſt. ;

Daraus folgert, daß die Zähne und die Mundhöhle mit peinlicher
Sauberkeit zu pflegen ſind; denn Säuren entwickeln ſich von rückſtändigen
Speiſereſten. ;

Iſt nun der Schmelz geſund und kräftig entwickelt, ſo wird auch der
Einfluß der Säuren abgeſchwächt ſein und umgekehrt.

Sollte ein Angriff erfolgt ſein, ſo warte man nicht lange, denn die
Schmerzen bleiben nicht aus. Der kleinſte Defekt ſollte ſauber ausgeſchabt
und gefüllt (plombiert) werden und ſolch ein Zahn iſt für lange Jahre,
wenn nicht für immer gerettet.

Wie Zahnſchmerzen zu beſeitigen und wie Linderung zu ſchaffen iſt,
finden wir auf Seite 1513. Es ſei hier nur erwähnt, daß ein ſchmerzender
Zahn durch Abtöten der Pulpa, Exſtirpieren desſelben und Füllen der Krone,
noch ſeinem Zwecke zum Kauen dienſtbar gemacht werden kann. Es iſt
jedöch nicht ausgeſchloſſen, daß ein ſolcher Zahn infolge Erkältung Wurzel-
hautentzündung bekommt. Falls es nicht gelingt, durch Anwendung unſeres
naturgemäßen Verfahrens die Entzündung zurückzubilden, muß der Zahn
gezogen werden. *

Gewarnt ſei vor dem Verkleben hohler Zähne mit dem ſogenannten
Zahnkitt (weißer Guttapercha), denn die Fäulnisprodukte werden eingeſchloſſen
und die ſich daraus entwickelnden Gaſe müſſen ſich Ausgang nach der Wurzel-
ſpitze verſchaffen. Daß daraus ſchwere Zahnkrankheiten entſtehen, leuchtet wohl ein.

Ebenſo ſei gewarnt vor dem Abtöten der Nerven ohne nachfolgende
gewiſſenhafte Behändlung. Das Abtöten geſchieht unter Anwendung von
 
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