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Einleitung.

schieferartigen Thons besteht. Die Keuper- und Buntmergelformation, die über
dem Muschelkalk liegt, zerfällt in eine untere und eine obere Gruppe, in welcher
ersteren ein mürber, feinkörniger Sandstein, häufig mit thonigem Bindemittel, vor-
herrscht, während die obere Keupergruppe hauptsächlich aus buntem Thon oder
aus Mergelthon besteht, zwischen denen hier und da, so namentlich am Rothen-
berge, Gyps eingesprengt ist. Von den angeschwemmten Erdschichten sind die
Lehmlager am meisten verbreitet und zumtheil sehr mächtig. Die Kies- und
Sandlager bestehen. aus grösseren und kleineren Porphyrgeschieben, untermischt
mit Kalksteinen, und sind meistens von der Gera, die solche vom Thüringer
Walde herführt, ein Process der noch fortdauernd stattfindet, abgesetzt. Auf
einigen höheren Punkten, so dem Ringel-, dem Stoll- und dem Rothenberge liegen
aber auch mächtige Kiesschichten, welche in den Urgewässern niedergeschlagen
sind, bevor noch die Thalsohle so tief als gegenwärtig eingeschnitten war.
Das Erfurter Weichbild bot daher von Produkten des Mineralreichs zur
Erbauung von Gebäuden im wesentlichen nur Thon, Lehm, Kies und Sand dar.
Die Verwendung des Keupersandsteins, provinziel Katzensandstein genannt, war
wegen seiner geringen Widerstandsfähigkeit gegen den Einfluss der Witterung
eine beschränkte. Doch wurde er, da er sich im Peuer gut hielt, aber auch fast
nur in dieser Weise, zu Feueranlagen verwendet. Der Gyps diente ausser zur
Verbesserung des Bodens, auch gebrannt und gemahlen zu bautechnischem
Gebrauch. Der Thon ward besonders zum Ziegelbrennen benutzt, wegen seines
starken Kalkgehalts eignete er sich wenig zur Anfertigung von Geräthen; dagegen
fand der Lehm zu den verschiedensten baulichen Zwecken, insbesondere gleich-
falls zum Ziegelbrennen Anwendung. — Steinbrüche hat es in früherer Zeit zwar
in der Erfurter Flur gegeben, so namentlich an dem südwestlichen Abhange des
Cyriaxberges, wo sich gegenwärtig das städtische Wasserreservoir befindet und in
der Nähe von Daberstedt, sie lieferten aber nur ein mittelmässiges Material, waren
zeitig erschöpft und wurden daher aufgegeben. Länger in Benutzung waren die
Steinbrüche an der Schwedenschanze und am Rothenberge, doch auch sie lieferten
nur den erwähnten Katzensandstein. Die Kalksteinbrüche, die namentlich im
Steiger unfern der alten Arnstädter Strasse, sowie im Bornthale bei der Ziegel-
hütte und an der Pfaffenlehne sich fanden, wurden weniger zu Bausteinen, wie
zum Strassenpflaster und Wegebau ausgebeutet. Ein wesentlich besseres Material
sowohl zum Häuserbau wde zum Kalkbrennen lieferten die Kalksteinbrüche in
der Flur des an die städtische Feldmark grenzenden Dorfes Hochheim.
Es leuchtet ein, von welchem wesentlichen Einfluss die geschilderte Boden-
beschaffenheit auf die Bauthätigkeit von Erfurt werden musste.

Die erste Entstehung des Ortes, welcher gegenwärtig den Namen Erfurt
führt, ist in Dunkel gehüllt. Dass das Bikurdion, was Ptolemäus als unter
30° 30' der Länge und 51° 15' der Breite gelegen aufführt, wirklich Erfurt sei,
wie gewöhnlich angenommen worden, ist mindestens sehr zweifelhaft. Noch
weniger Glauben verdient aber die Erzählung des Hartung Kammermeister (f. 53 v.),
des Conrad Stolle (f. 17. v.) und der übrigen älteren Erfurter Chronisten, nach
denen ein fabelhafter König der Thüringer, Merwig, auf dem Flügel, der später
 
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