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Tettau, Wilhelm
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 13): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Erfurt und des Erfurter Landkreises — Halle a. d. S., 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.41154#0385
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Der Erfurter Landkreis.

Einleitung.
Der Landkreis Erfurt, der 'dadurch entstanden ist, dass vom 1. Januar 1872
ab der bisherige Kreis Erfurt in einen Stadtkreis und einen Landkreis,
welcher letztere die zu jenem gehörig gewesenen ländlichen Ortschaften
umfasste, getheilt wurde und der den südlichsten Theil des Regierungsbezirks
Erfurt, abgesehen von den beiden vom Auslande enclavirten Kreisen Schleusingen
und Ziegenrück, bildet, ist zwischen 50° 50' 57" und 51° 8' 40" nördlicher Breite,
sowie 28° 26' 11" und 28° 48' 29'" östlicher Länge belegen.
Die Zahl seiner Bewohner beträgt nach der letzten statistischen Auf-
nahme 26079.
Es ist streitig, oh zur Zeit der Kämpfe zwischen den Römern und den
Germanen in der hiesigen Gegend Cherusker oder Hermunduren gesessen; da-
gegen waltet kein Zweifel darüber ob, dass jene seit dem Beginne der. Völker-
wanderung dem grossen Thüringischen Reiche angehört habe und nach dessen
Vernichtung durch die Franken und Sachsen an die ersteren gelangt sei.
Sie gehörte zum Gau Südthüringen, überwiegend zu dem Untergau : Altgau,
nur der westliche Theil mit Zimmern, Rettbach und Ermstedt zum Westgau und
der südliche mit Werningsleben zum pagus Languizza (Stechele, Zur Geographie
Thüringens. Zeitschrift des Ver. für Thüring. Gesch. N. F. I, S. 295 ff.). Die
fränkischen Könige liessen sie durch Beamte, die bald Herzoge, bald Grafen, auch
wohl Markgrafen genannt werden, verwalten. Während dieser Zeit wurden die
dem slavischen Volksstamme zugehörenden Sorben, welche die durch die Völker-
wanderung entvölkerte Gegend links der Saale eingenommen und die darin zurück-
gebliebenen Deutschen sich unterworfen hatten, wieder zurückgedrängt oder ver-
nichtet, jedoch nicht ohne dass Reste von ihnen zurückblieben. Es hat sogar noch
in späterer Zeit eine Verpflanzung slavischer Kolonisten in die hiesige Gegend
stattgefunden, wie solche unter andern 1136 zu Bechstedt auf den Grund-
stücken des Erfurter Petersklosters angesiedelt worden sind (Chronic. San Petrin,
p. 102) und in ähnlicher Weise die Slavenkolonien zu Ermstedt, (ibid.) Dittel-
stedt, Melchendorf und Daberstedt (Stumpf, Acta Mogunt. p. 188) ihren Ursprung
erhielten.
Seit dem Schlüsse der Karolingischen Zeit hatten die Sächsischen Herzoge
auch Südthüringen in ihre Gewalt gebracht. Unter König Otto I. wurde der
Altgau von Wilhelm II. (f 963), dem Stammvater der Grafen von Weimar,
verwaltet.
 
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