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I. Kirchliche Gebäude. — B Klosterkirchen. 145

Diaconatssacristei aufstellen (Nachricht. S. 15); 1644 der Goldarbeiter Erasmus
Wagner den schönen Taufstein machen (ibid. S. 17); 1657 schenkte der Handels-
mann Eduard Bode den prächtigen Kronleuchter mit dem Reiterstandbilde König
Gustav Adolfs der Kirche (Friese, 1. c. IV, S. 1231). 1677 ward eine neue Orgel
angeschafft, da die 1648 von Ludwig Compenius bewirkte Reparatur der bisherigen
sehr unbefriedigend ausgefallen war.
1732 wurde die Kirche von dem Maler Neuenhahn, der dafür 100 Rth. er-
hielt, neu ausgemalt, doch in sehr geschmackloser Weise; die Fenstereinfassungen
und Bögen waren roth, die Pfeiler aschgrau marmorirt (Quehl, 1. c S. 131). Der
am 21. Okt. 1736 ausbrechende Brand, der den ganzen Stadttheil, in welchem
die Kirche liegt, in Asche legte, fügte der Prediger-Gemeinde einen sehr erheb-
lichen Schaden zu, da zwei ihr gehörige Kirchen, die St. Pauls- und die Martini
intra, die Wohnhäuser der Geistlichen und der Lehrer, sowie die Mädchenschule
ein Raub der Flammen wurden. Auch das Dach der Predigerkirche war bereits
von denselben ergriffen, doch gelang es diese selbst zu erhalten. Die hölzerne
Bedachung des Thurmes ward aber zerstört und sieben, der Gemeinde gehörige
Glocken zerschmolzen, die 1738 durch drei neue ersetzt wurden.
Der am 22. August 1755 in den Chor dicht über dem Altar eingeschlagene
Blitzstrahl zündete nicht und zertrümmerte nur einige Dachziegeln. Bedeutender
waren die Beschädigungen, welche die Kirche 1806 erlitt, als sie nach der Ein-
nahme Erfurts durch die Franzosen zur Aufbewahrung von Gefangenen, sodann
als Heumagazin benutzt wurde, wobei eine grosse Zahl von Denkmälern, die tlieils
zerstört, tlieils zur Unterhaltung der Wachfeuer verwendet wurden, zu Grunde
ging. Erst am Adventssonntag 1808 war die Kirche durch milde Beiträge wieder
so weit hergestellt, dass wieder Gottesdienst in ihr gehalten werden konnte (Beyer
N. Chron. S. 371, 432). Die Reparatur der sehr beschädigten Orgel — viele Pfeifen
waren entwendet und als altes Zinn verkauft — erfolgte erst 1809. Doch entging
die Kirche wenigstens dem Schicksal als Domainengut verkauft zu werden, wozu
bereits ein Versteigerungstermin angesetzt war, in Folge eines energischen Protestes
des Bürgermeisters Weismantel, der das Irrige der Annahme, die Kirche sei in
Folge der Säcularisation des Klosters ein heimgefallenes Staatsgut, darthat.
Da bei der Restauration von 1808 nur das Nothdiirftigste geschehen war, so ward
1826 eine umfassendere-nach einem Plane des Regierungsbaumeisters Gerstner vor-
genommen, bei der die Wände einen weissen, die Kapitale der Pfeiler einen gelben An-
strich erhielten, vieles Störende entfernt ward, die Emporen ausgeglichen, die Eingänge
verändert wurden u. s. w. Etwa gleichzeitig (1826, 1827) ward die Orgel reparirt.
Eine noch weitergehende stylgemässe Reparatur des Innern, mit Beseitigung
des Zwischenbaues der Schiff und Chor trennt, ist zwar längst als dringendes
Bedürfniss erkannt, hat aber wegen mangelnder Mittel noch nicht zur Ausführung
gebracht werden können. Denn eine 1889 vorgenommene Renovirung des Innern
hat, abgesehen von einer Heizeinrichtung, keine wesentliche Veränderung herbei-
geführt. Dagegen ist gründliche Wiederherstellung dem ehemaligen Kapitelhause, dem
einzigen noch vorhandenen Theile des Klosters, 1858 zutheil geworden. Der Anblick
der Kirche von der Wasserseite aus, hat neuerdings durch die Regulirung des früheren
Kirchhofes, Entfernung der diesen umschliessenden Mauern, Erbauung eines stattlichen
Schulhauses, sowie Anlage einer neuen Strasse und Brücke, erheblich gewonnen.
Kr. Erfurt. 10
 
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